Stefan Frey
· 16.04.2023
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Schraube locker?! Auf der Tour kann das am Mountainbike passieren. Eine große Hilfe sind dann Mini-Tools und Mini-Knarren. Wir haben mit fünf Fahrradwerkzeug-Kits die wichtigsten Reparaturen unterwegs am Bike durchgeführt. Außerdem durften fünf Mini-Tools mit in den Rucksack für die Tour.
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Der Klassiker unter den mobilen Fahrradwerkzeugen ist in seiner Funktionsvielfalt kaum zu schlagen. Fünf empfehlenswerte Mini-Tools im Vergleich.
Ausstattung (30 %): 8 von 10 Punkten
Handhabung (30 %): 9 von 10 Punkten
Qualität (30 %): 8 von 10 Punkten
Das sauber verarbeitete Wayside ist nahezu vollständig ausgestattet und mit seinen abnehmbaren L-Inbus-Schlüsseln einzigartig. Mit ihnen werden auch versteckte Schrauben zugänglich. Ohne das Tool als Griff leidet aber die aufbringbare Handkraft. Die übrigen Bits sind ausreichend lang, der Kettennieter leicht bedienbar und auch als Nippelspanner gut nutzbar. Tolle Extras sind das brauchbare Messer mit Feststellfunktion sowie der Kettenhalter. Bei festsitzenden Schrauben, etwa am Pedal, drücken das Logo und die Halterung der Inbus-Schlüssel stark in die Handfläche.
>> Außerdem haben wir in Teil 1 auch SWAT-Tools und Luftpumpen im Test gehabt <<
>> In einem Interview mit einem Flugretter erfahren wir die wichtigsten Punkte bei der Ersten Hilfe nach einem Fahrradunfall <<
Ausstattung (30 %): 9 von 10 Punkten
Handhabung (30 %): 8 von 10 Punkten
Qualität (30 %): 8 von 10 Punkten
Der Klassiker wurde aufgemotzt und mit einem Rucksack für Tubeless-Würstchen und Kettenschloss ausgestattet. Die passende Ahle findet sich ebenfalls am Tool. Auch sonst ist das M20 mit allen wichtigen Bits ausgestattet, die zudem ausreichend lang ausfallen. Der schlanke Body liegt bequem in der Hand, es lässt sich ausreichend Kraft aufbringen. Kleiner Kritikpunkt ist der Kettennieter, der sich nicht optimal bedienen lässt – auch in seiner Funktion als Nippelspanner. Beim Schrauben klappt er von selbst ab. Die Spannkraft des Bodys lässt schnell nach und muss öfter neu justiert werden.
Ausstattung (30 %): 9 von 10 Punkten
Handhabung (30 %): 8 von 10 Punkten
Qualität (30 %): 8 von 10 Punkten
Ein weiteres Tool mit Tubeless-Ahle und Box für zwei Flicken. Leider fehlt eine Markierung an den Bits, was die Auswahl erschwert. Mit den langen, mittig basierten Werkzeugen kommt man gut an die Schrauben, lediglich der breite Body steht etwas im Weg. Weil die Bits recht locker im Gehäuse sitzen und nicht überlappen, lassen sie sich zwar leicht ausklappen, verdrehen sich beim Schrauben aber auch schnell. Der flache Body drückt stärker in die Hand als die anderen Mini-Tools. Clever: die seitliche Aufnahme fürs Kettenschloss. Der Maulschlüssel am Kettennieter drückt beim Vernieten in die Finger.
Ausstattung (30 %): 8 von 10 Punkten
Handhabung (30 %): 9 von 10 Punkten
Qualität (30 %): 10 von 10 Punkten
Pedro’s ist bekannt für Werkzeuge in höchster Qualität – da ist auch das ICM keine Ausnahme. Das hochwertige Tool ist sinnvoll ausgestattet und liegt angenehm in der Hand. Mit den langen Bits lässt es sich bequem arbeiten, die außen aufgesetzten Reifenheber verbessern den Griff. Alle Ecken sind abgerundet, so besteht keine Verletzungsgefahr. Auch Kettennieter und Nippelspanner sind in der Anwendung top. Über die Grundausstattung hinaus bietet das ICM allerdings kaum Extras. Das Kurbelkappenwerkzeug wird man während einer Tour vermutlich kaum verwenden. Ansonsten ist das Pedro’s aber ein rundum gelungenes Mini-Tool.
Ausstattung (30 %): 7 von 10 Punkten
Handhabung (30 %): 6 von 10 Punkten
Qualität (30 %): 10 von 10 Punkten
Topeak verstaut auf kleinstem Raum nahezu alle Standardwerkzeuge, bis auf einen Schlitzschraubendreher. Besonders clever wurde der Kettenschlossöffner in den Kettennieter integriert – das bietet so keiner. Unter der minimalistischen Bauweise leidet das Handling etwas. Die Bits lassen sich nur schwer ausklappen und fallen zudem recht kurz aus, sind aber immerhin markiert. Der Body ist angenehm abgerundet, liefert aber nur einen kleinen Hebel, was das Öffnen fester Schrauben erschwert. Das kurze geriffelte Messer ist wenig praxistauglich.
¹BIKE-Messwerte: das Gewicht fließt mit 10 % in das Gesamturteil mit ein.
²BIKE-Urteil: > 55 super, > 50 sehr gut, > 45 gut, > 35 befriedigend
Mit einer Mini-Knarre schraubt man wesentlich entspannter als mit den oft unhandlichen Mini-Tools. Immer mehr Hersteller bieten daher radspezifische Ratschen-Sets an. Wir haben mit fünf solcher Kits ausprobiert, wie die wichtigsten Reparaturen am Bike auf einer Tour gelingen.
Ausstattung: 5 von 6 Punkten
Handhabung: 3,5 von 6 Punkten
Verpackt in einer praktischen Rolltasche verfügt die Big Switch über die wichtigsten Bits, außer einem Kreuzschlitz. Der praktische Kettennieter kommt vom Wayside Tool und spannt auch hier die Nippel am Laufrad oder spreizt den Belag der Bremse. Die Bits lösen sich etwas schwer aus der Halterung. Es fehlt eine Verlängerung, sodass die Arbeit an versteckten Schrauben schwerfällt. Ein kleines Klettfach nimmt noch etwas Zubehör wie ein Kettenschloss oder ein paar Flicken auf.
Ausstattung: 3 von 6 Punkten
Handhabung: 4,5 von 6 Punkten
Lezyne sortiert Ratsche und Bits übersichtlich und griffbereit in ein Schaumstoff-Case. Eine Verlängerung ist zwar auch im Set enthalten, dafür gibt es weder Kettennieter noch sonstige Extras. Lediglich ein kleines Staufach bietet Platz für Zubehör. Der leicht abgewinkelte Ratschenkopf schafft etwas Bewegungsfreiheit beim Schrauben, durch den dünnen Griff liegt die Ratsche aber nicht optimal in der Hand, es lässt sich wenig Kraft aufbringen.
Ausstattung: 5 von 6 Punkten
Handhabung: 4,5 von 6 Punkten
Aus dem aufgeräumten Täschchen lassen sich sämtliche Tools leicht entnehmen. Der Drehmomentaufsatz ist ein nettes Gimmick, aber auf 5 Nm beschränkt. Vorsicht: Mit ihm sollte man keine Schrauben öffnen, da sonst die Mechanik beschädigt wird. Eine echte Verlängerung gibt es nicht, dafür sind Kettennieter, Nippelspanner und Kettenschlosshalter integriert. Beim Speichenspannen kratzt man leicht an der Felge. Ansonsten sind alle wichtigen Bits enthalten.
Ausstattung: 5 von 6 Punkten
Handhabung: 5,5 von 6 Punkten
Topeak liefert eines der besten Ratschen-Sets für unterwegs, weil es neben dem handlichen Kettennieter über eine Verlängerung sowie einen Drehmomentaufsatz mit Schleppzeiger verfügt. Der arbeitet akkurat im Bereich zwischen 0 und 6 Nm und kann auch als Grifferweiterung an der Ratsche verwendet werden, was den Hebel vergrößert. In der umfangreichen Bit-Sammlung fehlt nur ein Schlitzschraubendreher. Ein kleines Fach nimmt Kettenschloss oder Nietstift auf. Für 47 Euro auch ohne Drehmo-Aufsatz erhältlich.
Ausstattung: 3 von 6 Punkten
Handhabung: 5,5 von 6 Punkten
Wer Bike-Werkzeuge in wirklich feiner Qualität sucht, wird seit Kurzem auch bei Wera fündig. Im soliden Softcase ruhen zehn erstklassige Bits, eine ergonomisch geformte Ratsche, die gut in der Hand liegt und viel Kraft auf die Schrauben bringt, eine Verlängerung sowie zwei Reifenheber. Da sonst keinerlei radspezifische Werkzeuge enthalten sind, raten wir eher dazu, zum Tool Rebel Bicycle Set für 60 Euro zu greifen. Es verfügt zusätzlich über Kettennieter, Kettenspange und einen hochwertigen Haltegriff für die Bits und ist das vollwertigere Fahrradwerkzeug.
Neben Inbus-Schrauben in den Größen 2, 2,5, 3, 4, 5, 6 und 8 findet man an aktuellen Bikes meist auch 25er-Torx-Schrauben, unter Umständen auch 15er oder 20er. Ein Kettennieter sollte unbedingt an Bord sein, ebenso Speichenschlüssel in verschiedenen Größen, um ein Laufrad zentrieren zu können. Kreuz- und Schlitzschraubendreher sind seltener geworden, gehören aber ebenfalls an ein Mini-Tool. Die Bits sollten möglichst lang sein, dann erreicht man auch versteckte Schrauben leichter. Wichtig ist auch die Anordnung: Ist das Tool zu breit oder die Bits zu kurz, kommt man an manche Stellen nicht ran. Mit einem zu kleinen oder kantigen Tool lassen sich festsitzende Schrauben nur schwer lösen.
Die Aufsätze vieler Kettennieter dienen zugleich als Belag-Spreizer, das ist clever und nützlich zugleich. Ein Richtwerkzeug für die Bremsscheibe kann sich ebenfalls als hilfreich erweisen, ebenso wie ein kleines Messer. Manche Mini-Tools verfügen inzwischen über Tubeless-Ahlen und die kleinen Würstchen zum Stopfen der Löcher – sehr praktisch. Topeak verbaut ein seinem Mini P20 sogar einen Kettenschlossöffner im Mikro-Format. Eine Aufnahme für ein Kettenschloss oder ein Kettenfixierhaken zaubern ein Lächeln ins Gesicht im Falle eines Kettenrisses. Auf integrierte Maulschlüssel kann man in der Regel verzichten. Ebenso auf einen ausklappbaren Flaschenöffner – jedes Mini-Tool ist doch schon an sich ein Flaschenöffner.
Es macht schon was her, wenn man bei einer Panne das Tool aus seiner Pumpe oder dem Cockpit zaubert. Vor der Anschaffung sollte man sich aber vergewissern, ob die Teile auch in den eigenen Lenker passen. Gerade bei Carbon ist der Innendurchmesser oft zu gering. Zudem braucht man einen Griff mit offener Außenseite – inzwischen eher eine Seltenheit.
BIKE: Was sind die häufigsten Defekte, mit denen Ihr auf Euren Touren zu kämpfen habt?
Peter Brodschelm: Das sind nach wie vor platte Reifen. Wenn ich ein Ranking machen müsste, dann wäre das: Reifenpannen, Bremsprobleme aller Art, Schaltungs- und Kettendefekte.
Und was war Deine kurioseste Panne?
Letztes Jahr hab’ ich mit einem nagelneuen Bike unsere Trans-Italia Tour geguidet. Ich fuhr auf einem harmlosen Feldweg durch eine Pfütze, als ein faustgroßer Stein die Spur einengte. Die Kombination von tiefem Loch, Stein und meinem Gewicht am Sattel führte dazu, dass ich plötzlich hart mit der Schaltung aufschlug. Alles war kaputt: Schaltung in drei Teile, Schaltauge gebrochen, Kette und vier Speichen gerissen.
Das war dann wohl das Ende der Tour!
Wir hatten noch 30 km zu fahren. Ich musste die Fahrt mit Singlespeed und starkem Achter fortsetzen. Die Reste der Schaltung und das Schaltauge wurden abgebaut, die Kette auf einen mittleren Gang mit möglichst gerader Kettenlinie gelegt und gekürzt, und der Achter wurde mit zwei Ersatzspeichen wenigstens so behoben, dass sich das Laufrad drehte. Bergauf war’s dann ziemlich fordernd – bergab konnte ich rollen.
Welche speziellen Fahrradwerkzeuge hast Du neben einem Mini-Tool mit auf Tour dabei?
Es kommt ein wenig darauf an, wo man unterwegs ist. Bei kleineren Tages-Touren braucht’s nicht viel mehr als Mini-Tool, Pumpe und Ersatzschlauch. Bei hochalpinen Sachen habe ich zudem einen kompletten Inbus-Satz, eine ordentliche Kombi-Zange, Hypercracker als Alternative für Kassettenabziehernuss mit Kettenpeitsche, Kettenschlosszange und separate Speichenschlüssel dabei.
Worauf kann man definitiv verzichten?
Alles, was schwer ist, sollte man sich gut überlegen. Einen Reservemantel würde ich ebenso nicht mehr mitnehmen. Ein Restrisiko bleibt immer. Aber völlig überladen auf Tour zu gehen, macht eben auch keinen Spaß.