Stefan Frey
· 15.04.2023
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Reifenpanne, Kettenriss, Schaltungsklemmer. Wer ohne das nötige Fahrradewerkzeug auf Tour geht, landet schnell in der Bredouille. Defekte lassen sich heute mit clever integrierten Tools beheben. Fehlen sollte bei einem Platten auch die Luftpumpe nicht. Wir haben verschiedenen Werkzeug-Systeme plus fünf Mini-Fahrradpumpen getestet.
Seit Joe Breeze 1977 das erste echte Mountainbike für Kumpel Charles Kelly brutzelte, hat sich vieles verändert – im positiven Sinn. Doch trotz aller Innovationen und elektronischer Helferlein kämpfen Mountainbiker heute noch immer mit denselben Problemen wie die Urväter damals: platte Reifen, gerissene Ketten, gebrochene Speichen oder ratternde Schaltungen. Eines hat sich daher auch in gut 45 Jahren nicht verändert: Fahrradwerkzeuge, wie Mini-Tools, und Pumpen gehören immer noch zur Basisausstattung jedes Mountainbikers. Mit ihnen lassen sich unterwegs die gängigsten Defekte beheben und das leider immer noch labile System Fahrrad am Laufen halten.
Neben den klassischen Mini-Tools, die inzwischen eine halbe Fahrradwerkstatt auf ihre beiden Achsen fädeln, bieten immer mehr Hersteller Mini-Ratschen-Sets, die das Schrauben auf Tour erleichtern sollen. Ihre Bits lassen sich perfekt auf die am Bike vorhandenen Schrauben abstimmen. So vielseitig wie ein klassisches Mini-Tool sind sie allerdings nicht. Sogenannte Swat-Tools verstecken sich im oder am Rahmen und sind besonders praktisch, wenn man ohne Rucksack oder vollgestopfte Trikottaschen
unterwegs sein möchte.
>> Außerdem haben wir in Teil 2 auch Mini-Tool und Ratschen-Sets im Test gehabt <<
>> In einem Interview mit einem Flugretter erfahren wir die wichtigsten Punkte bei der Ersten Hilfe nach einem Fahrradunfall <<
Und um das MTB nach einem Platten wieder flott zu bekommen, darf natürlich eine Luftpumpe nicht fehlen. Sie sollte die fetten Stollenreifen mit wenigen Hüben wieder unter Druck setzen. Wenn sie gleichzeitig noch den aktuellen Luftdruck anzeigt, so wie die von uns getesteten Modelle, kann man auch auf den altbewährten Daumentest verzichten. Auch wenn die wirklich elementaren Probleme beim Mountainbiken noch immer nicht gelöst sind, hat sich doch so einiges zum Guten gewendet, seit sich Kelly und Co die ersten Pannen am Mount Tamalpais eingefahren haben.
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Diese Bike-Werkzeuge verstecken sich in Rahmen, Lenker oder Flaschenhalter und ersetzen inzwischen ganze Mini-Tools. Praktisch: vollgestopfte Trikottaschen oder schwere Rucksäcke gehören mit ihnen der Vergangenheit an. Wir haben vier verschiedene Exemplare ausprobiert.
Eine Pumpe gehört zur absoluten Grundausstattung. Um die breiten Stollenreifen möglichst schnell zu befüllen, sollte ihr Volumen möglichst groß sein, bei möglichst kleinem Bauraum. Mit integriertem Manometer hat man den korrekten Luftdruck stets im Blick.
Täuschen und Tarnen ist das Motto dieser Werkzeuge. Sie verstecken sich unter dem Flaschenhalter oder in den Lenkerenden. Im Fall einer Panne sind sie sofort griffbereit. Diese vier cleveren Tool-Lösungen haben wir auf Stärken und Schwächen getestet.
Ausstattung: 3,5 von 6 Punkten
Handhabung: 4,5 von 6 Punkten
Auch wenn sich die Bits etwas schwer aus der Halterung lösen lassen, beim Schrauben liegt das Lezyne-Tool mit seinem abklappbaren Kopf gut in der Hand und punktet mit großem Hebel. Die zahlreichen Bits bleiben fest an ihrem Platz. Das Tubeless-Werkzeug mit dicken Plugs überzeugt ebenfalls. Leider passt das 17,5 mm dicke Tool nicht in jeden Lenker, und die Fixierung über O-Ringe ist mühsam. Das Achter-Bit kann bei starkem Gerüttel im Lenker verloren gehen. Es fehlen Kettennieter und Nippelspanner.
Ausstattung: 5,5 von 6 Punkten
Handhabung: 4,5 von 6 Punkten
Mehr Funktionen lassen sich wohl kaum auf derart kleinem Raum unterbringen. Kettennieter, Tubeless-Tool sowie alle wichtigen Bits. Beim Schrauben stört die kompakte Bauweise nicht, ganz im Gegenteil. Auch hier lässt sich der Kopf abklappen, und Engstellen sind gut erreichbar. Leider lassen sich die Bits nur schwer entnehmen. Das Verstauen im Lenker gelingt deutlich leichter als bei Lezyne.
Ausstattung: 3 von 6 Punkten
Handhabung: 4,5 von 6 Punkten
Pumpe, Flaschenhalter, Mini-Tool – Syncros liefert mit dem IS Cache ein Rundumpaket. Die Pumpe mit ausziehbarem Schlauch schafft ein Bar in ca. 140 Hüben und hat sich schon auf vielen Touren bewährt. Das Tool dagegen ist weniger sorglos und eher eine Notlösung. Ohne 6er-Inbus lassen sich viele Steckachsen nicht lösen, auch der 8er fehlt, der abgeflachte 5er ist nicht optimal. Ebenso das Handling des Winzlings überzeugt wenig, zumindest aber sind die Bits ausreichend lang. Clever: Der Flaschenhalter lässt sich für Rechts- oder Linkshänder montieren.
Ausstattung: 5,5 von 6 Punkten
Handhabung: 4 von 6 Punkten
Wenn man von der eierlegenden Wollmichsau spricht, dann bitte hier: In der hubstarken Alu-Pumpe (78 Hübe pro Bar!) verstecken sich ein voll ausgestattetes Mini-Tool, Kettennieter, Reifenheber, Speichenschlüssel und alle wichtigen Bits – was will man mehr? Auch das Handling des winzigen Tools geht in Ordnung. Das Döschen nimmt Kleinkram auf, kann aber auch durch ein Tubeless-Pannen-Set (49,50 Euro) oder eine CO²-Kartusche ersetzt werden. Der Pumpenkopf dient dann als Anschluss hierfür, passt aber nur auf Sclaverand-Ventile – einer der wirklich wenigen Nachteile. Das Tool gibt es optional auch als Einsatz für den Gabelschaft. Zur Montage wird allerdings ein Spezialwerkzeug zum Gewindeschneiden nötig.
High-Volume-Luftpumpen sind optimal für voluminöse MTB-Reifen. Welches Modell mit Manometer füllt Fahrradreifen am effizientesten?
Herstellerangaben
Ausstattung
Ausstattung / Verarbeitung (25 %): 8 von 10 Punkten
Handling (40 %): 8 von 10 Punkten
Handkraft (25 %): 6 von 10 Punkten
Kompakt und clever aufgebaut: Hinter dem praktischen Klappgriff der Klic HV verbirgt sich der Schlauch samt Manometer. Er wird per Magnet an der Pumpe fixiert, schließt sicher und luftdicht ab und erleichtert das Aufschrauben ans Ventil. Auch wenn das Pumpen mit der Klic Luftpumpe angenehm ist, steigt schon bei zwei Bar die Handkraft stark an. Der schlanke Kolben bringt wenig Volumen. Das Manometer misst zwar ausreichend exakt, ist aber nur grob skaliert. Nettes Detail: Der Schlauchanschluss lässt sich schmutzsicher verschließen. Der Schlauch selbst klappert während der Fahrt im Kolben.
BIKE-Urteil³: 48 Punkte - gut
Herstellerangaben
Ausstattung
Ausstattung / Verarbeitung (25 %): 5 von 10 Punkten
Handling (40 %): 6 von 10 Punkten
Handkraft (25 %): 8 von 10 Punkten
Mit zwei kurzen Handgriffen verwandelt sich die Giant in eine Mini-Standpumpe mit Klappgriff samt Teleskopfunktion. Ersteres sorgt für geringe Handkräfte, letzteres ermöglicht es, zwischen hohem Druck und hohem Volumen zu wechseln. Der Schlauch ist ausreichend lang, das winzige Manometer allerdings kaum lesbar und zudem ungenau. Der schlanke Kolben bringt nur wenig Luft pro Hub in den Reifen. Auch bei der Verarbeitung gibt es Abzüge: Griff und Teleskopfunktion sind klapprig, der Standfuß verdreht sich leicht beim Pumpen, die Manometerabdeckung ist kaum mehr als eine Folie.
BIKE-Urteil³: 42 Punkte - befriedigend
Herstellerangaben
Ausstattung
Ausstattung / Verarbeitung (25 %): 9 von 10 Punkten
Handling (40 %): 7 von 10 Punkten
Handkraft (25 %): 9 von 10 Punkten
Auch wenn die Lezyne alles andere als “micro” ist – wer schnell und komfortabel Druck machen möchte, ist hier richtig. Weil sich die Pumpe mit ihrem Klappfuß am Boden abstützt, kann man das Körpergewicht zum Pumpen einsetzen, was viel Kraft spart. Der große Zylinder füllt selbst fette Reifen flott auf zwei Bar. Der knuffige Griff drückt dabei aber in die Handflächen. Gut lesbar und exakt übermittelt das digitale Manometer den aktuellen Druck. Der lange Schlauch erleichtert das Handling, lässt sich aber nur widerwillig auf die Halterung schrauben. Sauber verarbeitet, aber teuer.
BIKE-Urteil³: 51 Punkte - sehr gut
Herstellerangaben
Ausstattung
Ausstattung / Verarbeitung (25 %): 9 von 10 Punkten
Handling (40 %): 9 von 10 Punkten
Handkraft (25 %): 8 von 10 Punkten
Knapp 130 Hübe benötigt die SKS pro Bar Druck, dafür bleiben die Handkräfte dank Teleskopfunktion angenehm niedrig. Die Injex wird klassisch über einen Hebel am Ventil fixiert, ihr ergonomischer Klappgriff greift sich sehr angenehm. Das Manometer ist zwar klein, liegt aber gut im Blickfeld und zeigt ausreichend exakte Werte an. All das mündet in einem komfortablen und unkomplizierten Handling. Weil die SKS zudem über einen Hochdruck-Modus verfügt, stellen für sie auch Rennradreifen kein Problem dar. Der Pumpenkopf passt ohne Wechsel auf Presta- und Schrader-Ventile.
BIKE-Urteil³: 49 Punkte - gut
Herstellerangaben
Ausstattung
Ausstattung / Verarbeitung (25 %): 10 von 10 Punkten
Handling (40 %): 7 von 10 Punkten
Handkraft (25 %): 5 von 10 Punkten
Was für ein Multitalent: Die 2Stage ist Luft- und Dämpferpumpe in einem, verfügt über ein sehr exaktes, gut ablesbares Manometer und die Option, zwischen hohem Druck und hohem Volumen umzuschalten. Die Pumpe liegt angenehm in der Hand, doch die Handkräfte im HV-Modus sind extrem hoch. Schon bei weniger als zwei Bar läuft einem der Schweiß. Das Druckablassventil funktioniert nur auf Schrader-Ventilen. Als Gabel- oder Dämpferpumpe leistet die Topeak hervorragende Dienste, wer aber schnell und kräfteschonend Reifen befüllen will, wird hier nicht glücklich.
BIKE-Urteil³: 46 Punkte - gut
¹BIKE-Messwerte, das Gewicht fließt mit 10 % in das Gesamturteil mit ein.
²Gemessen an einem Reifen in Größe 29 x 2,4 Zoll
³BIKE-Urteil: > 55 super, > 50 sehr gut, > 45 gut, > 35 befriedigend
Die Modelle mit kleinem Standfuß sind eine echte Erleichterung, weil man sein Körpergewicht beim Pumpen einsetzen kann. Auch wenn die analogen Manometer ausreichend genau messen, die kleinen Anzeigen sind teils so schlecht lesbar, dass man auch gleich per Daumendruck den aktuellen Füllstand erfühlen kann.