Stefan Frey
· 16.03.2024
Rucksack und Satteltasche – das waren früher mal die Orte, an denen man die wichtigsten Werkzeuge für den Fall einer Panne verstaut hat. Doch Satteltäschchen sind längst aus der Mode – zumindest am Mountainbike – zudem gibt es nur noch wenige Modelle, die man an einer Teleskopstütze befestigen könnte, ohne dabei deren Funktion zu beeinträchtigen. Und einen Rucksack? Den wollen viele Biker zumindest auf der kurzen Hausrunde nicht mehr mit sich rumschleppen. Wohin also mit Kettennieter und Co? Naja, die Tüftler in den Entwicklungsabteilungen der Hersteller durften sich in diesem Fall mal so richtig austoben und haben clevere Multitools erdacht, die sich an nahezu jedem Bike in den Lenkerenden oder im Hohlraum der Kurbelwelle unterbringen lassen. Wir haben drei Tools getestet.
+ Handling Tubeless-Tool; 90-Grad-Werkzeugkopf; großer Hebel
- kein Kettennieter; passt nicht in alle Lenker; Bit-Entnahme friemelig
Lezyne versteckt ein ziemlich cleveres Tool-Set in den beiden Enden des Lenkers. Die eine Seite des Multitools enthält ein Tubeless-Reparatur-Kit samt Flicken, die andere ein Mini-Tool mit einzeln entnehmbaren Bits. Gehalten werden die beiden Werkzeug-Torpedos von zwei O-Ringen, die es je nach Lenkermaß in verschiedenen Dicken gibt. Dank der runden Form und des 90 Grad abklappbaren Werkzeugkopfs schraubt man hier entspannt und mit großem Hebel – falls nötig. Nur die Entnahme der Bits gestaltet sich etwas friemelig.
Leider fehlt dem Set, das es in drei Größen mit 3, 6 oder 9 Bits gibt, jeweils der Kettennieter. Achtung: Mit außen geschlossenen Griffen funktioniert das System nicht. Zudem ist ein Lenker mit mindestens 17,9 Millimetern Innendurchmesser nötig – vor allem Carbon-Lenker können hier Probleme machen. Schlau: Die Bits haben Standard-Größe und können bei Verlust leicht ersetzt oder nach Belieben getauscht werden. Je nach verwendeten O-Ringen sitzen die Tools etwas straffer, lassen sich dank der Rille außen aber meist gut entnehmen.
Ähnlich wie bei Lezyne sitzt das EnCase System in den Lenkerenden. Allerdings wird es zudem von einer Gummihülle geschützt. Den festen Sitz des Multitools im Lenker garantieren zwei flexible Lamellen, die passend zum jeweiligen Lenkerdurchmesser zugeschnitten werden können. Eine Einkerbung in der Abschlusskappe hilft beim Rausziehen aus dem Lenker. Über O-Ringe oder einen Schrumpfschlauch kann das EnCase an Lenker mit dickerem Durchmesser angepasst werden, minimal sollte der Innendurchmesser 17,5 Millimeter betragen.
Wegen der zweiseitigen Bits bietet das Wolftooth etwas mehr Funktionen als das Lezyne. Der Nachteil: Aufgrund des Sondermaßes können diese bei Verlust nicht einfach ersetzt werden. Auch das Handling der winzigen Aufsätze ist etwas umständlicher als bei der Konkurrenz. Dafür gibt es zu den wichtigsten Bits obendrein einen Kettennieter sowie einen Speichenschlüssel und einen Ventildreher.
In der Hülle des Multitools wäre sogar noch Platz für ein Kettenschloss. Auch mit dem EnCase lässt es sich dank des 90 Grad abklappbaren Kopfes angenehmer schrauben als mit einem normalen Mini-Tool. Insgesamt ist das Handling etwas umständlicher als beim Lezyne, trotzdem ist das Wolftooth das komplettere Werkzeug für Biker.
+ top Kettennieter; sauber verarbeitet; leichte Entnahme
– wenige Bits; nicht für alle Kurbeln passend; sehr geringer Hebel
In der Kurbelachse würden wohl die wenigsten nach Mini-Tools suchen. Doch genau hier platziert Topeak das Hide'n Tool. Die Integration ist gut gelungen: Ein einstellbarer Gummibalg sichert das Werkzeug in der hohlen Welle.
Voraussetzung für die Montage ist eine hohlgebohrte Kurbelwelle mit mindestens 124 mm gerader Länge und einem offenen Ende mit 19-25 mm Durchmesser.
Beim Herausziehen des Multitools hilft ein ausklappbarer Griff. Auf der Gegenseite schützt ein Stopfen vor größerer Verschmutzung. Im Gehäuse sitzt das winzige Nano-Tool mit 7 Funktionen. Ein 6er-Inbus ist leider nicht darunter. Das Mini-Werkzeug ist zwar sauber verarbeitet, der Hebel ist aber extrem gering. Hier lohnt es sich, zum Schrauben die nicht verwendeten Bits auf der Gegenseite auszuklappen. So kann man die Handballen etwas besser abstützen. Der Kettennieter dagegen funktioniert tadellos und öffnet selbst 13fach-Ketten. Ein Klappern des Werkzeugs konnten wir während der Fahrt nicht feststellen. Sofern die vorhandenen Bits zum Bike passen und die Kurbel kompatibel ist, ist das Topeak eine clever verstaubare Lösung.