Hilfe zur Selbsthilfe: vielen Bikerinnen und Biker sehen es als notwendiges Übel an, das eigene Fahrrad selbst reparieren zu können. Anderen - und dafür spricht die steigende Zahl der How-to- und DIY-Videos auf Youtube - macht auch das Schrauben Spaß. Es ist wirklich befriedigend, wenn man einige grundlegende Fertigkeiten zum Einstellen und Reparieren seines Fahrrads beherrscht. Neben dem notwendigen Wissen benötigt man dafür auch das richtige Werkzeug. Aber welche Werkzeuge sind für Anfänger oder erfahrene Schrauber am besten geeignet? Und ist es sinnvoll, in vorgefertigte Werkzeug-Sets von Marken wie Procraft oder Topeak zu investieren?
Für kleinere Arbeiten am Fahrrad genügt ein einfaches Werkzeug-Set. Dieses sollte Innensechskant- (auch als Inbus bekannt) und Torx-Schlüssel sowie einen Schraubendreher enthalten. Um klassische Clincher-Reifen mit Schlauch zu wechseln, benötigt man zusätzlich einen robusten Reifenheber und etwas Kraft. Moderne Bikes mit hydraulischen Scheibenbremsen, innenverlegten Zügen und Tubeless-Reifen erfordern dagegen schon ein wenig Fachwissen und vor allem spezielle Werkzeuge. Unsere erfahrenen Profischrauber in der BIKE-Werkstatt wissen aus langjähriger Erfahrung, dass die Welt der Fahrradschrauber früher einfacher war - bevor Scheibenbremsen, elektrische Schaltungen, neue Tretlagerstandards oder integrierte Lenker-Vorbau-Cockpits zum Standard wurden. Moderne MTB und Rennräder mögen zwar aufgeräumter aussehen als ihre Vorgänger, erfordern jedoch eine kompliziertere und zeitaufwendigere Wartung und Reparatur. Entsprechend hängt die Auswahl des Werkzeug-Sets von den Anforderungen des eigenen Fahrrads ab und davon, was man sich selbst zutraut. Aber wir wissen auch, wer sich zunächst einmal an die einfachen Fahrradreparaturen getraut hat, wagt vielleicht auch mal etwas komplexere Aufgaben. So verlängert sich die Werkzeug-Einkaufsliste oder-Wunschliste mit der Zeit. Der Preis für das Werkzeug ist dabei Geschmackssache. Aber auch hier gilt: Billig muss man sich leisten können.
Unsere Werkzeugtafel präsentiert eine große Auswahl an Werkzeugen: Die linke Seite beherbergt vielseitige Allrounder aus dem Baumarkt, während auf der rechten Seite hauptsächlich Fahrrad-Spezialwerkzeuge zu finden sind, darunter Gabel-Ring-Schlüssel, eine Spezial-Nuss für die Montage von SRAM-Innenlagern und ein Kasettenwerkzeug für den Antrieb.
Modelle mit Kreuz- und Schlitzkopf in verschiedenen Größen sind absolut notwendig. Es ist wichtig, dass die Klinge robust ist und der Griff einen guten Halt bietet, um auch festsitzende Schrauben leicht lösen zu können. >> z.B. hier erhältlich.
Manche Leute kennen den Gabel-Ring-Schlüssel vielleicht auch als “Maulschlüssel” oder einfach “Schraubenschüssel”. Obwohl es am modernen Bike nicht mehr viele Aufgaben für den Gabel-Ring-Schlüssel gibt, sind sie dennoch Teil des Basis-Sets, z. B. für die Montage Schutzblechen oder Gepäckträgern.
Der Innensechskant - auch bekannt als Inbus oder Hex-Schlüssel - ist das Werkzeug, das am häufigsten am Fahrrad benötigt wird. Am Bike finden sich Schrauben von 2,5 bis 10 Millimeter. Der Innensechskant sollte von hoher Qualität sein. Zu weiches Metall nutzt zu schnell ab oder verwindet sich. In der Folge leiden auch die Schrauben und die Benutzung nervt. Es lohnt sich also, in hochwertige Sets zu investieren, die etwa 20 bis 30 Euro kosten können >> z. B. hier erhältlich.
Vorbauten, Kettenblätter und Bremssättel werden zunehmend mit Torx-Schrauben anstelle von Innensechskantschrauben befestigt. Torx-Schrauben - auch Innensechsrund genannt - haben den Vorteil, dem Werkzeugkopf eine größere Oberfläche zu bieten und diese weniger leicht überdreht werden können. Vor dem Ansetzen des Schlüssels sollte aber immer darauf geachtet werden, dass der Schraubenkopf frei von Schmutz ist. Optimal gerüstet ist die heimische Werkstatt mit einem Torx-Schüsselset von TX10 bis TX40 >> z. B. hier erhältlich.
Bei der Lagerwartung oder der Montage von Kurbelarmen können festsitzende Teile und Bolzen mühelos mit einem Gummi- oder Schonhammer (im Bild unten) gelöst werden, ohne die empfindliche Oberfläche zu beschädigen. Wenn es darum geht, Lenk- oder Tretlager mit einem Stift auszutreiben, ist ein herkömmlicher Hammer die beste Wahl.
Eine Rohrzange oder Wasserpumpenzange und eine Flachzange sind nützliche Werkzeuge für verschiedene Haltearbeiten. Sie können zum Beispiel verwendet werden, um einen Bowdenzug an der Bremse oder am Schaltwerk zu straffen. Aber Vorsicht: Gerade die Rohrzange kann wegen der großen Haltkraft auch Schäden hervorrufen und tiefe Schramm bilden, etwa an festsitzenden Muttern.
Den Seitenschneider benötigt man beispielsweise zum Trennen von Kabelbindern. Sind die Schneiden ohne Macken und scharf, lässt sich damit auch der Bowdenzug abknipsen. Zum Durchtrennen der Zughülle oder für sauber Schnitte am Zug sollte aber lieber ein spezieller Bowdenzugschneider hergenommen werden.
Wenn man sein Lenkerband selbst anbringt, muss man oft feststellen, dass die mitgelieferten Klebestreifen nicht gut haften. Eine Lösung dafür ist klassisches Isolierband.
Mit Kabelbindern können Sie unterwegs viele Dinge vorübergehend befestigen, wie zum Beispiel eine lose Schutzblechbefestigung oder ein kaputter Satteltaschen-Verschluss.
Um das Lenkerband ordentlich abzuschließen, ist es wichtig, einen sauberen schrägen Schnitt beim letzten Schlag zu machen. Am besten gelingt dies mit einer scharfen Schere, die eine lange Schneide hat. Ein scharfer Cutter öffnet jede Ersatzteilverpackung.
Um eine Ersatzschraube zu bestellen oder das genaue Maß des Lenkerdurchmessers oder der Sattelstütze zu bestimmen, empfiehlt es sich, einen Messschieber - oder Messlehre genannt - anzuschaffen. Es gibt preiswerte Modelle mit sogenannter Nonius-Anzeige, die ab 20 Euro erhältlich sind >> z. B. hier erhältlich.
Rechts herum - links herum? Mit dem speziellen Pedalschlüssel und seinem langen Hebelarm lässt sich jedes Fahrradpedal mit 15er-Sechskant leicht lösen. Eselsbrücke für die Richtung, in die Pedale geschraubt werden: rechtes Pedal - rechts herum festziehen. Linkes Pedal - links herum festziehen.
Dank der rund geschliffenen Schneiden des Bowdenzugschneiders verbiegt die Metallschutzhülle nicht so leicht, wie beim normalen Seitenschneider >> z. B. hier erhältlich.
Mit der Kettenverschlussgliedzange - oder Kettenschloss- oder kurz Kettenzange - lässt sich das Kettenschloss einer Kette öffnen. Auch lässt sich die geöffnete Kette gegen die Federkraft vom Schaltwerk zum Verbinden mit dem Kettenschloss in Position halten und mit etwas Kraft auch wieder schließen. >> z. B. hier erhältlich.
Für den Kassettenwechsel braucht es Ketten-Gegenhalter oder -Peitsche, um die Kassette zu blockieren, sowie einen Knebel mit jeweils passender Vielzahn-Nuss für Shimano (SRAM) oder Campagnolo zum Lösen der Abschluss-Mutter (im Bild rechts neben dem Kassettenwerkzeug).
Drückt man bei ausgebauter Bremsscheibe den Bremshebel, besteht das Risiko, dass die Bremsscheibe nicht wieder in den Sattel passt und man die Bremsbacken wieder Spreizen muss (weiteres Spezialtool). Um dies zu verhindern, können kleine Keile verwendet werden, die die Bremskolben blockieren. Mit einem Ventilkappenschlüssel kann man prüfen, ob die Ventileinsätze fest sitzen. Reifenheber sollten immer möglichst groß und steif sein, da vor allem Tubeless-Reifen oft sehr straff auf der Felge sitzen.
Es gibt weit über 20 verschiedene Tretlagertypen an MTB, Rennrad und Co. Vom Patronenlager, Pressfit, BB30 über DUB und Hollotech bis BSA oder GXP - jeder Tretlagerstandard verlangt nach einem speziellen Werkzeug zur Montage. Am besten gleich beim Kauf des Bikes im Shop nach dem entsprechenden Werkzeug fragen.
Wer keine Kette mit Kettenschloss hat, benötigt einen Kettennieter. Mit ihm lassen sich die Kettennietstifte an jeder Stelle (außer am Verschluss-Stift) der Kette herausdrücken und der neue Verschluss-Niet wieder einpressen. Modelle mit großen Griffen sind von Vorteil - eine gute Qualität ebenso.
Handfest ist relativ; hochwertige Teile sollten exakt mit dem vorgegebenen Drehmoment angezogen werden, denn sonst kann etwa Carbon unwiederbringlichen Schaden nehmen. Und auch Alu mag es nicht, zu sehr gepresst zu werden. Drehmomentschüssel können ins Geld gehen, günstige Modelle kosten ab etwa 30 Euro >> hier erhältlich.
Sie kann viel Geld sparen, da abgenutzte Ketten den Zahnkranz und das Kettenblatt beschädigen können. Durch die Verwendung einer Kettenlehre kann der Verschleiß - in dem Fall die Dehnung der Kettenglieder - einer Kette rechtzeitig erkannt werden. Der Preis dafür beginnt schon bei 10 Euro >> z. B. hier erhältlich.
Die Entscheidung, ob es sich lohnt, in fertige Werkzeug-Sets zu investieren, kann nicht pauschal beantwortet werden. Wenn Sie bereits eine Grundausstattung an Werkzeug haben, ist ein kompletter Werkzeugkoffer wahrscheinlich nicht notwendig. In diesem Fall würden sich einige Werkzeuge doppeln. Wenn Sie jedoch neu in die Fahrradreparatur einsteigen wollen, könnte ein Fahrradwerkzeig-Set sinnvoll sein.
Fahrräder mit innenverlegten Zügen haben Hubert John, ein gelernter Kfz-Mechaniker, oft genervt. Beim Zusammenbau der zerlegten Testräder gestaltet es sich schwierig, die Leitungen wieder durch die Rahmenrohre zu führen. Doch mit Hilfe eines steifen Drahts als Führung gelingt es, sie an ihren ursprünglichen Platz zurückzubringen.
Hans-Peter Ettenberger mag keine genieteten Ketten. Er tauscht alle Gliederstränge an seinen eigenen Fahrrädern gegen passende Kettenschlösser aus, zum Beispiel von KMC. Um die Kette besser handhaben zu können und saubere Finger zu behalten, benutzt der Industriemechanikermeister eine spezielle Zange für Kettenverschlussglieder.
Die Riemen der Pedalhaken können sehr fest angezogen werden. Matthias Fischer, ein gelernter Schreiner und Bauingenieur, nutzt diese Eigenschaft aus, um den linken Kurbelarm an der Kettenstrebe zu sichern. Dadurch dient er als Gegenlager beim Lösen der Befestigungsschraube der Kurbelgarnitur. Diese Methode funktioniert mit allen Kurbelmodellen und schützt die Lackoberfläche.
Um den Kabelbinder so fest wie möglich zu spannen, benutzt Mike Schinke, gelernter Zweiradmechanikermeister, eine Zange, die normalerweise zum Spannen von Brems- oder Schaltzügen gedacht ist. Im Gegensatz zur Flach- oder Spitzzange reißt das lange Ende beim Spannen nicht ab und der Binder hält extrem fest.