Gefahr Gehirnerschütterung! Das rät der Neurologe

Laurin Lehner

 · 05.11.2023

Gefahr Gehirnerschütterung! Das rät der NeurologeFoto: Red Bull
Teil unseres Sport: Stürze auf dem Kopf. “Wenn man merkt, da stimmt was nicht, rate ich dazu, zum Arzt zu gehen.”, sagt Experte Lorenzl.
Gehirnerschütterungen gehören zum Mountainbiken dazu. Leider! Wir klären, wie man sich bei Stürzen auf den Kopf korrekt verhält. Chefarzt Prof. Dr. Stefan Lorenzl im Interview zu den möglichen Folgen eines Schädelhirntraumas.

Definition Gehirnerschütterung oder auch Schädelhirntrauma. Das sagt Wikipedia:

Als Schädel-Hirn-Trauma (von altgriechisch τραῦμα trauma, deutsch ‚Wunde‘; Abkürzung SHT) oder Schädel-Hirn-Verletzung (auch Hirnverletzung) bezeichnet man jede Verletzung des Gehirns aufgrund einer äußeren Ursache (Krafteinwirkung). Der Begriff bezieht sich jedoch nicht auf gegebenenfalls damit verbundene Schädelfrakturen oder Kopfplatzwunden. Oft wird wegen der Möglichkeit von Hirnblutungen oder anderen Komplikationen bei einem Schädel-Hirn-Trauma eine Beobachtung im Krankenhaus empfohlen, selbst bei einem nur leichten Schädel-Hirn-Trauma, das oft auch als „Gehirnerschütterung“ bezeichnet wird. (Quelle: Wikipedia)

Das sagt unser Experte zu Gehirnerschütterungen beim Mountainbiken

Prof. Dr. Stefan Lorenzl, Chefarzt der neurologischen Abteilung im Krankenhaus  Agatharied, sagt: „Spätestens bei Bewusstlosigkeit sofort zum Arzt!“Foto: privatProf. Dr. Stefan Lorenzl, Chefarzt der neurologischen Abteilung im Krankenhaus Agatharied, sagt: „Spätestens bei Bewusstlosigkeit sofort zum Arzt!“


BIKE: Wie macht sich eine Gehirnerschütterung nach einem Sturz bemerkbar?

Dr. Lorenzl: Wir sprechen von einer Schädelhirnprellung oder im schlimmeren Fall einem Schädelhirntrauma. Bei der leichteren Variante spürt man oft Kopfschmerzen, ist erschöpft, nicht belastbar und müde – bis zu fünf Tage kann das anhalten. Das ist in der Regel komplett reversibel. Und man muss auch nicht zwingend zum Arzt, doch man sollte sich unbedingt schonen.

Was, wenn ich dennoch weiterfahre?

Angenommen, Sie waren bewusstlos, kommen zu sich und fahren weiter. Dann kann es aufgrund der Anstrengung oder weiterer Erschütterungen zu einer Hirnschwellung kommen. So was kann tödlich enden.

Wann spricht man von einem Trauma?

Meist nach einer Bewusstlosigkeit. Dann sollte man auf keinen Fall mehr den Trail runterfahren, sondern den Notarzt rufen. Denn womöglich sind Hirnblutungen aufgetreten. Auch bei Gleichgewichtsproblemen, Übelkeit, Sprachstörungen oder anderen Ausfall­erscheinungen sollten die Alarmglocken läuten.

“Es muss kein unmittelbarer Sturz auf den Kopf gewesen sein, um sich eine Schädelhirnprellung zuzuziehen”, sagt Experte Lorenzl.Foto: Red Bull“Es muss kein unmittelbarer Sturz auf den Kopf gewesen sein, um sich eine Schädelhirnprellung zuzuziehen”, sagt Experte Lorenzl.

Wie kann ich bei meinem Bike-Buddy eine Erstdiagnose stellen?

Prüfen, ob der Kumpel komisch reagiert, anders ist, benommen wirkt. Nicht zu viel darauf geben, was er sagt. Heißt: Viele sagen nach einem Sturz: „Alles okay, mir geht’s gut.“ Doch oft stimmt das gar nicht. Fragen Sie, welchen Tag wir heute haben, nach dem Tagesablauf, solche Sachen. Übrigens: Es muss kein unmittelbarer Sturz auf den Kopf gewesen sein, um sich eine Schädelhirnprellung zuzuziehen.

Ab wann muss ich zum Arzt?

Wichtig ist, dass man in sich reinhört, sich selbst überprüft. Wenn man merkt, da stimmt was nicht, rate ich dazu, zum Arzt zu gehen. Eine leichte Schädelhirnprellung kann man im Grunde jedoch selbst behandeln.

Wie stelle ich das an?

Mit einer knappen Woche Ruhe. Kein Sport, und Erschütterungen natürlich meiden. Reize wie Smartphone, lesen oder Fernsehen eher in Maßen. Doch das spürt jeder meist für sich selbst. Mein Tipp: Lassen Sie es ruhig angehen. Wenn die Symptome nach fünf Tagen allerdings nicht verschwinden, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen.

Man hört immer wieder von Langzeitschäden. Wie kommt so was?

Viele Symptome treten oft erst Jahre später auf. Das zeigen Untersuchungen bei Boxern oder Football-Spielern. Die Folge: Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, Depressionen, steigende Aggression oder Demenz. Bei vielen sich wiederholenden Schädelhirntraumata sind solche Folgen keine Seltenheit; sogar wahrscheinlich.


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