Der Mount Everest ist mit einer Höhe von 8848 Metern über dem Meeresspiegel der höchste Punkt unseres Planeten. Nur hartgesottene Bergsteiger wagen den Aufstieg, viele kommen beim Versuch um. Für Radfahrer bleibt der Gipfel der Welt unerreichbar. Oder etwa nicht? Die Idee hinter dem sogenannten “Everesting” ist eine alte: So oft den Berg hochfahren, bis 8848 Höhenmeter bezwungen sind. Manche wählen dafür die immer selbe Auf- und Abfahrt, andere bewältigen die Kletter-Orgie auf Trails und wieder andere geben sich diesen Wahnsinn gleich mehrmals hintereinander. Über 34.600 Einträge von 20.300 Absolventen aus 124 Ländern umfasst die Everesting Hall Of Fame inzwischen. Auch eine Everesting Weltmeisterschaft findet 2026 wieder statt - diesmal am Ätna auf Sizilien. Everesting lässt sich getrost als Radsport-Trend bezeichnen. Wir werfen einen Blick in die faszinierende Welt des Everesting-Sports.
Da es die 8848 Höhenmeter am Stück nicht einmal am echten Mount Everest gibt, bedient sich das Everesting an einem Trick. Es wird der selbe Anstieg immer und immer wieder bewältigt. Everesting-Biker fahren also ein und dieselbe Strecke oft dutzendfach hoch und wieder runter. Je nach Steigung kommen dabei meist zwischen 100 und 200 Kilometern Distanz zusammen. Das erste dokumentierte Everesting geht auf George Mallory im Jahre 1994 zurück. Die erste Frau, Sarah Hammond, wagte erst 2014 den Versuch. Heute gibt es für eine so verrückte Unternehmung natürlich einige Regeln. Wer will, dass sein Erfolg in der virtuellen Everesting Hall Of Fame gelistet wird, muss sich zwingend an diese halten. Hier sind die drei wichtigsten in der Zusammenfassung:
Everesting lässt sich im Prinzip mit jedem Fahrrad bewältigen. Am stärksten verbreitet ist der Ausdauer-Trend unter Rennradfahrern, welche dafür auf Asphalt unterwegs sind. Aber auch Mountainbiker gehen die Challenge an, meist auf Schotterwegen aber in Ausnahmefällen auch auf Trails. Sogar E-Biker können mit der Faszination Everesting infiziert werden und dabei auf eine Vielzahl an Wechsel-Akkus zurückgreifen. Auf Indoor-Cycling-Plattformen, wie zum Beispiel Zwift, gibt es sogar virtuelles Everesting. Beliebt ist das Format auch zu Fuß, wobei Läufer in Richtung Tal oft auf die Unterstützung eines Bikes, Lifts oder Autos setzen. Immer wieder wird Everesting auch als Benefizveranstaltung organisiert, um Spenden für einen guten Zweck zu sammeln. Sportliche Höchstleistungen über die 8848 Höhenmeter markieren diese Rekorde auf dem Rennrad:
Die Extrem-Leistungen im Everesting-Format belegen, wozu der menschliche Körper fähig ist. So fuhr Arend Van de Broucke 2022 die Challenge sechs Mal am Stück. Für die 53.454 Höhenmeter und 1429 Kilometer benötigte er 108 Stunden. Ein Jahr später schaffte es Karl Plötzl sogar acht Mal am Stück. 70.800 Höhenmeter, 1781 Kilometer und 116 Stunden kamen zusammen. Im Mountainbike-Bereich machte kürzlich Ben Hildred mit einem Doppel-Everest auf seinem Trailbike aufmerksam. Der Mount Everest ist zwar der höchste Berg der Erde, im Sonnensystem gibt es aber weitaus höhere Erhebungen. So versuchen sich manche Radsportler nach einem ähnlichen Prinzip auch an der Olympos Mons Challenge mit 26.400 Höhenmetern am Stück. Weitere Kuriositäten des Everestings haben wir hier zusammengetragen:
Da der Kraftakt von 8848 Höhenmeter nicht für jeden Sportler zu schaffen ist, haben sich Bike-Communities unterschiedlichste Optionen ausgedacht. So sprechen manche bei 4424 Höhenmetern von einem Half-Everest oder einer Sherpa-Wertung. Auch Viertel- (2212 Höhenmeter) und Achtel-Everestings (1106 Höhenmeter) werden ausgetragen und dokumentiert. Bei bestimmten Events werden auch Team-Wertungen angeboten. 5364 Höhenmeter bringen Biker zum Base Camp des Mount Everest und damit in eine eigene Wertungsklasse. Bike Everest Tirol ist eine Mountainbike-Tour mit insgesamt genau 8848 Höhenmetern auf 285 Kilometern von Garmisch Partenkirchen nach Nauders. Veranschlagt sind dafür offiziell sieben Tagesetappen.