Das Offseason-Training der MTB-ProfisSo halten sich Thoma, Pfeil und Seewald fit

Jan Timmermann

 · 15.11.2024

Juhu, endlich Winter! Damit Biker die Freude von Ines Thoma nachvollziehen können, geben wir einen Einblick in das Offseason-Training der Profis.
Foto: Max Schumann
Für Profis ist Biken nicht einfach nur ein Hobby für den Sommer. In der Offseason legen die Berufssportler den Grundstein für Erfolge während der Wettkampfsaison. Egal ob Skifahren, Laufen, oder Cyclocross: Alternativsportarten sind eine willkommene Abwechslung. Wir geben einen Einblick in das Wintertraining der MTB-Stars Ines Thoma, Max Pfeil und Andreas Seewald.

Auch, wenn es Mountainbiker nicht wahrhaben wollen: Der Sommer ist vorbei. Die Tage werden kürzer. Die Wettkampf-Saison kommt zum Ende. In den Bergen ist der erste Schnee gefallen. Zeit einen Blick voraus zu werfen, denn kaum ein MTB-Profi kann sich in den kalten Monaten erlauben lange die Beine hochzulegen. Vielmehr werden Siege im Sommer bereits im Winter vorbereitet. Regen, Schnee und Dunkelheit vertragen sich allerdings nur schlecht mit intensiven Einheiten auf dem Mountainbike. Wer die meiste Zeit des Jahres mit dem Bike um die Welt reist, ist im Winter zudem froh über etwas Abwechslung. Wir haben Andreas Seewald, Max Pfeil und Ines Thoma zu ihren Routinen in der Offseason befragt und zeigen, mit welchen Alternativsportarten sich einige der besten Biker der Welt im Winter fit halten.

Biken wäre hier schwierig. Enduro-Profi Ines Thoma spurt eine Skitouren-Route für ihre Gruppe.Foto: Max SchumannBiken wäre hier schwierig. Enduro-Profi Ines Thoma spurt eine Skitouren-Route für ihre Gruppe.

Max Pfeil, der Enduro-Profi auf schmalen Reifen

Normalerweise fährt Enduro-Profi Max Pfeil auf breiten Reifen gegen die Zeit. Im Winter wechselt er jedoch auf Dropbars und Schmalreifen. Vor zwei Jahren begann Pfeil mit dem Cyclocross-Sport. Sein damaliger Trainer Markus Klausmann ermutigte ihn dazu. Ein Fan des Cross- und Straßenradsports war Pfeil schon immer. Auch im Winter liegt sein Trainingsfokus auf der Vorbereitung für die nächste Enduro-Saison. Cyclocross ist für ihn eine zusätzliche Ergänzung. Das Enduro-Bike hat Priorität, für intensive Einheiten steigt der Profi aber rund ein Mal wöchentlich auf den Crosser. Intervalle, die er normalerweise auf der Rolle absolvieren würde, können im Winter regelmäßig draußen stattfinden. Ein bis zwei Stunden Quälerei im Schlamm bereiten ihm mehr Spaß als die Einheiten auf der Rolle. Um sein Immunsystem in den Wintermonaten zu unterstützen, achtet Pfeil in dieser Zeit auf vitaminreiche Ernährung und setzt auf die schützende Wirkung von Ingwer.

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Max Pfeil, seines Zeichens Enduro-Profi beim Team Radon, landete dieses Jahr bei der deutschen Cyclocross-Meisterschaft auf Rang elf.Foto: dpaMax Pfeil, seines Zeichens Enduro-Profi beim Team Radon, landete dieses Jahr bei der deutschen Cyclocross-Meisterschaft auf Rang elf.

Max Pfeil misst sich auch auf dem Cyclocross-Bike gerne auf hohem Niveau mit anderen Fahrern. Wie viele Cross-Wettkämpfe er bestreitet, variiert je nach aktuellem Trainingsplan. Vergangenes Jahr kamen fünf lokale sowie nationale Rennen als Vorbereitung und die Deutsche Meisterschaft im Cyclocross als Highlight zusammen. Pfeil steht an seinem Wohnort keine ausgewiesene Cyclocross-Strecke zur Verfügung. im Winter müssen deshalb einige Singletrails und ein Wasserauffangbecken mit Sandgrube fürs Training herhalten.

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In erster Linie profitiere ich vom Cyclocross-Fahren durch Rennhärte, Fitness und die technische Komponente. Ich persönlich mag auch den Tapetenwechsel und die Challenge sich spielerisch für Enduro-Rennen vorzubereiten. Ich denke, jeder Alternativsport kann dazu beitragen, auf dem MTB besser zu werden, da man immer etwas aus einer anderen Sportart mitnimmt. Seien das Trainingseffekte, Ernährung, Reflexe, Reaktion oder Beweglichkeit - Max Pfeil, Radon Enduro Team
Im Enduro-Weltcup fährt Max Pfeil schon mal unter die Top 40. Bei der Enduro-DM wurde der Wettkampf-Typ dieses Jahr fünfter.Foto: RadonIm Enduro-Weltcup fährt Max Pfeil schon mal unter die Top 40. Bei der Enduro-DM wurde der Wettkampf-Typ dieses Jahr fünfter.

Andreas Seewald geht im Winter gerne steil

Als Marathon-Profi Andreas Seewald zu Kinder- und Jugendzeiten im lokalen Skiclub trainierte, lag die Offseason naturgemäß auf den Sommermonaten. Dort begann er im Ausdauertraining mit dem Laufen. Statt auf Skiern wurden die Berge im Sommer zu Fuß bestiegen. Halb laufend, halb gehend startete der junge Seewald einfach drauf los. In den Jahren 2015 und 2016 bestritt er auch Laufwettkämpfe. Aus einer Laune heraus entschied sich Seewald an einem lokalen Berglauf teilzunehmen, wo der Berglaufberater des DLV auf den Sportler aufmerksam wurde. Die Offiziellen erkannten sein Talent und schickten ihn zur Deutschen Meisterschaft. Dort bewies Andreas Seewald eine starke Leistung und wurde zur Berglauf-Weltmeisterschaft 2016 eingeladen.

Grundsätzlich gehe ich von der Haustüre weg und nach einem sehr kurzen Warmup im Flachen auch gerne im Laufschritt irgendeinen Berg hoch. Die Umfänge halte ich eher gering, dafür steigere ich gerne relativ schnell die Intensität. Eine ordentliche Dehnung und Mobilisierung ist nach dem Lauftraining wichtig für mich, sonst bekomme ich schnell Probleme mit Hüfte, Knie oder Rücken. Wenn ich auf den Geschmack komme, kann es Phasen geben, in denen ich auch wieder deutlich mehr zu Fuß unterwegs bin. - Andreas Seewald, Canyon Sidi MTB Team
Andreas Seewald vertrat sein Land bereits bei den Berglauf-Weltmeisterschaften.Foto: Archiv Andreas SeewaldAndreas Seewald vertrat sein Land bereits bei den Berglauf-Weltmeisterschaften.

In den letzten Jahren hatte Andreas Seewald die Zeit in Laufschuhen deutlich reduziert, da er im vergangenen Winter mit Knieproblemen zu kämpfen hatte. Für die 2025er Saison sieht der Marathon-Biker wieder mehr Vorteile im gezielten Lauftraining. Mindestens zwei Einheiten wöchentlich plant Seewald diesen Winter in einer Alternativsportart zu absolvieren. Neben Laufen sollen auch Ski-Langlauf und Ski-Touren den Trainingsplan auflockern. Ist der Winter ab März langsam vorüber, nimmt die Bedeutung des Lauftrainings für Andreas Seewald deutlich ab. Ab Juni könnte sein Trainer Björn Kafka jedoch wieder die ein oder andere Lauf-Einheit in die Vorbereitung auf die Marathon-Weltmeisterschaft beim Grand Raid einbauen.

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Gefühlt härtet das Laufen mich ab und macht zugleich beweglich. Es ist auch mal was anderes, rein für den Kopf. Davon profitiere ich wohl am meisten. Als Alternativsport würde ich Laufen auch Hobby-Bikern empfehlen. Dabei aber unbedingt genau auf die Signale des Körpers hören. - Andreas Seewald, Canyon Sidi MTB Team
Wie viele MTB-Profis ist auch Andreas Seewald im Winter öfters auf Skiern unterwegs. Sein Wohnort Lenggries bietet dafür beste Bedingungen.Foto: Archiv Andreas SeewaldWie viele MTB-Profis ist auch Andreas Seewald im Winter öfters auf Skiern unterwegs. Sein Wohnort Lenggries bietet dafür beste Bedingungen.

Ines Thoma und die Bretter, die die Welt bedeuten

Als Allgäuer-Landkind wurde Ines Thoma der Schnee-Sport quasi in die Wiege gelegt. Bereits im zarten Alter von drei Jahren fuhr sie ihr erstes Ski-Rennen und kam erst über den Wintersport überhaupt zum Biken. Auch heute steht Ines Thoma im Winter regelmäßig auf den Brettern. An ihrem Wohnort ist das Skifahren als Outdoorsportart im tiefen Winter quasi alternativlos. Wenn fürs Biken zu viel Schnee liegt, ist bei Thoma Ski-Saison. Dann dreht sie in Wildpoldsried so oft es geht eine Langlaufrunde von der Haustüre weg, um Zeit zu sparen. Auch ins Tannheimer Tal führen Thoma die Skier regelmäßig von Unterjoch aus. Je nach Schneelage stehen auch Ski-Touren im Allgäu hoch im Kurs. Wenn guter Tiefschnee liegt, trifft man sie auch auf den Abfahrten in Bolsterlang.

Die erste deutsche Enduro-Meisterin Ines Thoma steht seit Kindesbeinen auf Skiern und bestritt damit auch schon so manchen Wettkampf.Foto: Max SchumannDie erste deutsche Enduro-Meisterin Ines Thoma steht seit Kindesbeinen auf Skiern und bestritt damit auch schon so manchen Wettkampf.
Ein schöner Tag draußen ist doch was ganz anderes als auf der Rolle zu schwitzen. Beides hat natürlich seine Berechtigung und beides ist fester Bestandteil in meinem Training. Seit den Kindern habe ich selten Zeit für richtig große Ski-Touren. Alpin fahre ich im Moment meistens Kinderlift, haha! Dabei ist ein guter alpiner Tiefschnee-Tag für die Beinkraft auf alle Fälle genauso wertvoll wie Kniebeugen im Gym. - Ines Thoma, Profi-Bikerin bei Canyon
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Langlaufen empfindet Ines Thoma als besonders effektiv Bereits nach ein bis zwei ein halb Stunden sei der ganze Körper trainiert. Grundlagentraining kombiniert sie gerne mit Schwellen-Intervallen, da sich der Puls im Anstieg sehr einfach nach oben treiben lässt. Kurze Intervalle seien beim Ski-Touren idealer. Ähnlich wie beim Joggen am Berg ließen sich hier kurze Antritte realisieren. Während es Thoma schwer fällt alpines Skifahren in einen Trainingsplan zu integrieren, bietet ihr das Langlaufen immer wieder ein Grundlagentraining von bis zu fünf Stunden. Konkret trainiert das Langlaufen Schwachstellen wie Rücken- und Bauchmuskulatur oder Verkürzungen durch das viele Sitzen im Hüftbeuger.

Ines Thoma, ehemalige Trainerin der deutschen Mountainbike Nationalmannschaft, empfiehlt den Ski-Sport für Biker jeden Levels.Foto: Max SchumannInes Thoma, ehemalige Trainerin der deutschen Mountainbike Nationalmannschaft, empfiehlt den Ski-Sport für Biker jeden Levels.

Insgesamt sei das Biken doch recht einseitig, so Thoma. Abwechslung im Training könne nicht nur Dysbalancen, Instabilitäten und Verkürzungen ausgleichen, sondern bereite auch viel Spaß und sei deshalb auch angenehm für den Kopf. Skifahren als Alternativsport sei deshalb auch für Hobby-Biker sinnvoll.

Alle Skidisziplinen sprechen neben der Beinkraft auch den Rumpf, Schultern und die Arme an. Beim Skitourengehen trainiert man die extrem wichtige hintere Kette, ähnlich dem Kreuzheben. Gerade beim Enduro fahren, wo alles im Stehen stattfindet, ist das super effizient. Ski-Abfahrt als Training ist sehr wertvoll für die Beinmuskulatur, sowohl Kraftausdauer, als auch Schnellkraft. Beides sehr wichtig fürs Biken. Und um die Wettkampfhärte nicht zu verlieren, habe ich in vielen Jahren auch immer wieder Skitourenrennen im Winter eingebaut. Viel härter geht es nicht! - Ines Thoma, Profi-Bikerin bei Canyon
Auch Skitouren geht Ines Thoma im Winter gerne. Von ihrem Wohnort im Allgäu aus hat sie eine gute Ausgangsposition.Foto: Max SchumannAuch Skitouren geht Ines Thoma im Winter gerne. Von ihrem Wohnort im Allgäu aus hat sie eine gute Ausgangsposition.

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