Dass sich Mountainbiker etwas Gutes tun, wenn sie auch den Winter über sportlich bleiben, ist weithin bekannt. Bei Profisportlern stellt sich die Frage nach Training oder Couch gar nicht erst. Wollen sie in der kommenden Saison erfolgreich sein, ist ein gewissenhaftes Fitness-Programm während der kalten Jahreszeit Pflicht. Dass das nicht immer schweißtreibende Spinning-Einheiten in kleinen Kellerräumen sein müssen, zeigen Nina Hoffmann, Christian Textor und Jesse Melamed. Die Gravity-Biker gehören zu den besten ihres Fachs. Den Winter über investieren sie viele Ressourcen in Alternativsportarten. Das ist nicht nur gut für die körperliche Verfassung, sondern auch für die Psyche. Uns verraten die Experten, wie sie von unterschiedlichen Sportarten profitieren und was auch Hobby-Biker dazu wissen sollten.
Wenn die Schneebedingungen stimmen, wechselt Enduro-Profi Jesse Melamed im Winter das Sportgerät und steht vier bis acht Mal pro Monat auf Skiern. Da Melamed im Skiort Whistler aufwuchs, begann er schon früh mit dem Skifahren, wollte erst Profi-Eishockeyspieler, dann Skifahrer werden. Im Kindesalter war der Sport für ihn vor allem eine Familienaktivität. Heute baut der Enduro-Fahrer vor allem in den Wintermonaten Dezember bis Februar regelmäßig Langlauf- und Skitoureneinheiten in sein Training ein. Jesse Melamed ist auf Skitouren immer mit einer Gruppe Freunden unterwegs – das ist schon allein aus Sicherheitsgründen sinnvoll. Seine Langlauftrainings absolviert er in der Regel alleine. Wettkämpfe bestreitet der Mountainbike-Profi auf Skiern nicht. Skitouren im Winter helfen Jesse Melamed, im Sommer lange Tage auf dem Enduro-Bike gut zu überstehen. Im Gegensatz dazu bietet Langlaufen eine sehr intensive Belastung vieler wichtiger Muskelgruppen, die dem Profisportler gut gefällt und die er gerne in sein Training mit einbaut. Bei den Rennen im Sommer profitiert er vor allem von dieser hohen Trainingsintensität.
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Skitouren bieten eine gute Gelegenheit, lange Trainings bei niedriger Intensität zu trainieren. Gerade dort, wo ich lebe, ist das auf dem Bike eher schwierig – deshalb ist Skifahren eine hervorragende Alternative, wenn der Schnee gut ist. Es hilft mir im Winter auf mein Trainingspensum zu kommen, damit ich fit bin, wenn die Bike-Saison wieder beginnt. Auch Hobby-Bikern kann Skifahren helfen, während des Winters fit zu bleiben und ohne Probleme in die neue Bike-Saison zu starten. - Jesse Melamed, Canyon CLLCTV Factory Enduro Team
Eigentlich ist Nina Hoffmann gar kein großer Motorsport-Fan. Sie verfolgt sporadisch einige Motocross-Rennen, mag den motorisierten Untersatz aber hauptsächlich für dessen Trainingseffekt. Da zur Corona-Zeit viele Rennen abgesagt werden mussten, hatte die Downhillerin damals viel Zeit sich auch mal etwas anderem zu widmen und begann 2020 mit dem Motocross-Fahren. Zu gute kamen ihr da die vielen unterschiedlichen Strecken im Umkreis von nur einer Stunde um ihren Wohnort Jena, wie etwa in Pößneck, Triptis, Mattstedt oder der Kurs von Ken Roczen. Direkt in Jena gibt es sogar eine kleine Natur-Cross-Strecke. Tatsächlich ist es für Deutschlands aktuell erfolgreichste Downhill-Mountainbikerin einfacher Motocross als Downhill fahren zu gehen.
Seit der Pandemie gehört die Cross-Maschine im Winter einmal wöchentlich in Hoffmanns Trainingsplan. Eine Einheit dauert meistens vier Stunden, wobei sich ihre aktive Fahrzeit auf rund eine Stunde beläuft. Dazu kommen circa 1,5 Stunden Einfahr-Zeit und drei bis fünf Runden mit je 15 Minuten Dauer, je nach Gefühl. Bisher bestritt Nina Hoffmann zwar noch keine Wettkämpfe auf der Cross-Maschine, inzwischen fühlt sie sich aber sicher genug, um auch in dieser Disziplin mal an die Startlinie zu gehen. Allerdings erscheint während der MTB-Saison die Verletzungsgefahr der Alternativsportart zu hoch und die Wettkampfzeit der Motocrosser überschneidet sich zu großen Teilen mit der Bike-Saison. Zwar haben einige der Strecken auch den Winter über geöffnet, wenn das Wetter draußen aber ganz mies ist, muss alternativ eine Cross-Fit-Session im Gym herhalten.
Auf dem Mountainbike profitiert Nina Hoffmann vor allem von der gesteigerten Fitness durch das Motocross-Training. Ein Motorrad unter Kontrolle zu halten erfordert viel Kraft. Vor allem die Unterarme und Waden werden gefordert. Aber beim Gefühl am Gas und bei der Balance auf sandigen Strecken gibt es Schnittmengen mit den Mountainbike-Skills. Mit Motor geht es oft um hohe Geschwindigkeiten, was Hoffmann hilft sich auch auf dem Bike mehr Speed zuzutrauen.
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Wer bereits Erfahrung mit dem Motorradfahren hat und die entsprechende Fitness mitbringt, sollte Motocross unbedingt mal ausprobieren. Gewisse Voraussetzungen sind aber auf jeden Fall notwendig, sonst wird es schnell gefährlich. Für den Durchschnitts-Hobby-Biker ist es wahrscheinlich eher nichts. Eher empfehlen kann ich E-Trial. Da gibt es weniger Risiko. Ich habe mir letztes Jahr eine Electric Motion E-Trial gegönnt und bin begeistert! - Nina Hoffmann, Santa Cruz Syndicate
Als Christian Textor mit dem Downhill-Wettkampfsport begann, bekam er schnell mit, wie viel Zeit Profis im Gym verbrachten und fing an ohne großen Plan Eisen zu stemmen. Als Deutschlands schnellster Enduro-Fahrer hat "Texi" da heute schon deutlich mehr Routine und der Besuch im Fitnessstudio ist fester Teil seines Trainingsplanes. Während der Saisonvorbereitung trifft man ihn dreimal wöchentlich im Studio um die Ecke. Dort stieß der 33-Jährige auf ein motivierendes Umfeld, das ihm dabei half den Spaß am Krafttraining zu entwickeln. Individuelle Übungen und sympathische Trainingspartner sind seiner Meinung nach der Schlüssel zur Motivation.
Christian Textor ist amtierender deutscher Meister bewies sich dieses Jahr bereits zum sechsten Mal als schnellster Enduro-Racer des Landes. Im Weltcup fährt er unter dem Banner des YT Mobs. Für den gelernten Mechatroniker und zweifachen Familienvater gehört Training abseits des Bikes vor allem im Winter zum Profi-Alltag.
Training im Gym muss nicht langweilig sein. Es gibt so viele coole Sachen, die man ausprobieren kann. - Christian Textor, YT Mob
Ist er auf Achse, darf es für Christian Textor auch mal ein kleines Workout "To Go" sein. Viel Energie investiert er aufgrund einer inzwischen vierzehn Jahre alten Hüft- und Oberschenkelverletzung in therapeutische Arbeit. Er probiert aber auch gerne neue Übungen aus, um mehr über den eigenen Körper und dessen Belastungsfähigkeit zu lernen. Als Racer kann er dank gezielter Stärkung länger hohe Geschwindigkeiten fahren und den Lenker in brenzligen Situationen auf dem Trail richtig festhalten. Bei Stürzen schützt eine ausgeglichen trainierte Muskulatur vor neuen Verletzungen. Gerätetraining und Freiübungen sind ideal, um der einseitigen Belastung des Bikens etwas entgegenzusetzen. Von dem Plus an Stabilität und Sicherheit können Biker jeden Levels profitieren.