Marc Strucken
· 09.09.2024
Beim Camping gibt es himmelweite Unterschiede: Was nehme ich mit, was ist zu viel? Die Antworten reichen von “Der Flatscreen MUSS mit!” bis “EIN paar Socken muss reichen!”. Vor allem wenn es auf eine Bikepacking-Tour geht, dann zählt vielleicht jedes Gramm oder jeder Kubikzentimeter Stauraum.
In diesem Artikel haben wir einige Camping-Utensilien versammelt vom Brenner bis zum Microfasertuch - von ultra-leicht bis sehr praktisch. Sie sollen euch keinen umfassenden Marktüberblick verschaffen, aber diese Teile haben mir zumindest bisher den Sommer verschönert.
Zum einen haben wir die japanische Marke Soto, die ultraleichtes Campinggeschirr aus Titan herstellt. Das ganze Koch-Set wiegt gerade mal 250 Gramm. Was fehlte, war ein Besteck oder ein sogenannter Spork, also eine Kombi aus Löffel und Gabel (eng. Spoon + Fork = Spork). Den gab es unter anderem von Primus mit 22 Gramm. So wog die Mini-Küche für die Bikepacking-Tour 272 Gramm. Plus Essen natürlich, das weitaus schwerer war.
Primus stellt in diesem Test auch die etwas schwere Camping-Küche - sogar mit ein paar Luxus-Parts, die ich vielleicht nicht unbedingt hätte mitnehmen müssen, aber bei einer Tour mit Fahrradanhänger doch locker mitnehmen konnte. Oder ist ein Frenchpress-Kaffee morgens möglicherweise doch lebensnotwendig?! Das Minimal-Set aus Topf, Deckel, Brenner und Besteck kommt auf 485 Gramm.
Ungewöhnlich leicht mit einer sehr intensiven Flamme ist der Windmaster-Brenner von Soto. Er hat sogar schon eine Piezo-Zündung eingebaut und wiegt nur 87 Gramm (selbst gewogen) mit dem vierarmigen Ständer. Mit einem separat erhältlichen Halter mit drei Armen lässt sich das Gewicht laut Hersteller sogar auf 67 Gramm senken. Der Brenner misst 4,7 x 7,7 x 4,4 cm.
Die erstaunliche Flamme kommt durch den Windschutz des Windmasters zustande. Der Rand des Brenners ist über die Düsen nach oben gezogen, die Düsen sind sozusagen in einer Mulde vor Wind geschützt. Außerdem ist der Brennerkopf aerodynamisch geformt, so dass Seitenwind nach unten abgeleitet wird. Das sogenannte Micro-Regulator-System soll laut Soto die Brennleistung auch bei fast leerer Kartusche und Kälte aufrecht erhalten. Außerdem den Verbrauch senken, sodass eine kleine 230-Gramm-Gaskartusche demnach für 2 Personen bis zu 10 Tage lang für Frühstück und warme Mahlzeiten reichen soll. Das konnten ich jetzt nicht verifizieren, dafür waren die Trips mit dem Soto-Equipment zu kurz. Aber 0,5 Liter Wasser waren in sehr kurzer Zeit am Kochen. Preis des Windmaster-Brenners: 84,95 Euro (UVP).
Fun Fact: Für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio und jetzt in Paris 2024 haben die Japaner von Soto die olympische Fackel konstruiert. Diese Fackel war wohl die erste in der Geschichte der Spiele, die während der gesamten Zeit kein einziges Mal ausging.
Es ging schon los, als ich die Verpackung mit dem Soto Campingkochtopf in die Hand bekam: “Die ist leer!” Mit einem speziellen Herstellungsverfahren kann Soto Titantöpfe mit einer Wandstärke von nur 0,3 Millimetern herstellen: superleicht, aber dennoch sehr stabil. Der kleinere Topf (im Test) mit 750 Millilitern Volumen wiegt nur 62 Gramm - ein großer mit 1,1 Litern laut Hersteller nur 2 Gramm mehr.
Zusammen mit dem Titan-Deckel mit Ausguss - ebenfalls natürlich aus Titan - und einem Gewicht von 28 Gramm kommt das Set also auf 90 Gramm. Dazu kommt noch ein Topfhalter aus Alu, der bloß 19 Gramm wiegt. Der Preis für den ultra-leicht Campingkochtopf und Halter: 54,90 Euro (UVP) >> hier erhältlich.
Und dann ist da noch der minimalistische Becher aus Titan: 54 Gramm, korrosions- und säurebeständig, wie alle Titan-Teile, 450 ml Fassungsvermögen. Die sehr minimalistischen Griffe sind ein wenig gewöhnungsbedürftig und sicher nichts für sehr kalte und nasse Finger, aber dafür werden sie auch kaum heiß, wenn der Kaffee noch glüht.
Vor allem die Beständigkeit des Metalls, vor allem bei Töpfen, ist ein großer Unterschied zu Alu-Geschirr, das sich bei Säure (z. B. Saft, Essig, Obst) bereits verändern kann und über die Jahre eine Patina ansetzt. Alle Soto Produkte sind “made in Japan”.
Was früher das lodernde Camp-Feuer war - heute vielleicht auch noch ab und an - das ist die Lite Plus Feed Zone von Primus in einem kleinen Paket aus Brenner, Topf und Deckel. Das hier gezeigte Camping-Equipment vom schwedischen Hersteller ist zwar nicht ultra-leicht, dafür macht es immer einen sehr haltbaren Eindruck und ist durchdacht.
In diesem Fall lässt sich der Brenner unter den Topf schrauben, der Deckel mittels einer Lasche mit dem Topf verbinden und so das Ganze etwa während des Kochens an einen Baum hängen, wenn der Untergrund nass, uneben oder anderweitig unpassend ist für die Campingkocherei.
Der harteloxierter 0,5-Liter-Aluminiumtopf hat einen integrierten Wärmetauscher am Fuß, einen Ausguss und eine Deckel aus biobasiertem Kunststoff, der zusätzlich als Tässchen verwendet werden kann. Praktisch ist zudem die Ummantelung mit Korkisolierung und einer Schutzhülle aus robustem G-1000 ECO Lite Material hält den Kochtopf warm und schützt die Finger gleichzeitig. Das beschriebene Gespann wiegt 260 Gramm.
Dazu kommt noch ein im Lieferumfang enthaltenes Mikrofasertuch, das man zum Trocknen der Ausrüstung und zur Vermeidung des Klapperns beim Transport verwenden kann. Und ein Standfuß aus Biokunststoff, den man unter eine Gaskartusche klemmen kann für zusätzliche Stabilität.
Der von Primus als Laminar-Flow-Brenner bezeichnete Kocher mit Piezo-Zünder bietet während des Betriebs eine sichere Verbindung mit dem Topf. Er wird mit einer Vierteldrehung aufgeschraubt. Der Brenner baut sehr kurz und lässt sich so eigentlich praktisch mit der Gaskartusche verstauen. Dafür ist das Gerät allein mit 145 Gramm recht massiv. Auch er bringt einen halben Liter in kürzester Zeit auf 100 °C. Das gesamte Camping-Kochgeschirr kostet 149,95 Euro (UVP) >> hier erhältlich.
Jetzt lacht das Porridge oder das Gumbo schon im Kochtöpfchen, da fehlt nur noch das richtige Besteck. Das liefert Primus auch mit in seiner Feed Zone Serie. Da gibt es das Gerät, das unter dem Namen Spork oder Göffel firmiert. Ich entscheide mich jetzt mal für das Maskulinum: der Primus Trailspork TI. Mit dem 22 Gramm leichten Teil kann man mittelmäßig Suppe löffeln, nicht sehr gut Steaks aufspießen, aber da auf Bikepacking-Touren wohl die meisten weder das eine noch das andere auf dem DIY-Speiseplan haben, ist der Spork eine gute Sache und kostet 16,95 Euro (UVP). Auch hier gilt: Titan ist wesentlich angenehmer als Alu-Besteck, das allerdings mit 9,95 Euro bei Primus deutlich günstiger ist >> z.B. hier erhältlich.
Im Bild oben schon zu sehen: Der Longspoon von Primus. Der ist tatsächlich perfekt für den hohen Topf des Herstellers; ohne klebrige oder verbrannte Finger lässt sich auch der letzte Rest des Porridges direkt aus dem Topf holen! Mein Lieblingsstück aus diesem Test. Nur selbst gewogene 15 Gramm schwer und 11,95 Euro (UVP) teuer.
Als Koffein-Addict und Liebhaber des schwarzen Goldes auch auf Bike-Touren kam in der Primus Feed Zone Serie das Frenchpress-Set gerade recht. Zusammen mit dem 500-ml-Topf bildet es eine perfekte Kaffeeproduktion.
Der BPA-freie Kunststoffdeckel wird einfach auf den kleinen Stab geschraubt, auf der anderen Seite das Sieb. Fertig. 61 Gramm Extra-Gewicht sind es auf jeden Fall wert. Mehr Platz braucht es nicht. Die Presse kann zusammengebaut im Topf aufbewahrt oder auseinandergenommen werden, um sie zusammen mit dem anderen Kocherzubehör platzsparend darin zu verstauen. Und 17,95 Euro (UVP) sind fast genauso viel wie das halbe Kilo Kaffee kostet, das ich mitnehme.
Das komplette Primus Feed Zone Paket wiegt im Übrigen dann 537 Gramm, inklusive des schon erwähnten Microfasertuchs. Und kostet summiert: 196,80 Euro ausgehend vom Herstellerpreis.