Gitta Beimfohr
· 30.08.2025
Mit einem „Anders als gewohnt“ wirbt der Campingplatz in der Oberlausitz bereits auf seiner Homepage. Idyllisch liegt er nicht nur am Ufer des Olbersdorfer Sees, sondern auch direkt am Trail-Revier von Deutschlands kleinstem Gebirge. Und wie es der Zufall so will, zieht sich über die Zittauer Berge auch noch die tschechische Grenze, ab der sich das Trail-Netz für Mountainbiker bekanntermaßen noch mal ins Unendliche verästelt.
Das Besondere: Der Camp-Platz wird familiär und mit sehr viel Liebe zum Detail geführt. Morgens muss man für die frischen Brötchen nicht lange laufen, denn es gibt hier eine eigene Bäckerei. Zum Verfeinern des Abendessens kann man sich im Kräutergarten die passenden Gewürze zupfen und das Fleisch am Lagerfeuer braten. Das Camp-Gelände selbst ist eine weitläufige Wiese mit einzeln stehenden Bäumen, die Schatten und Sichtschutz zu den Nachbarn spenden. Der Stellplatz fürs eigene Wohnmobil darf frei gewählt werden, oder man bucht sich für 30 Euro einfach in einem der vorhandenen Camping-Hütten ein.
Okay, die Chance, dass man hier auf seinen ebenfalls Trail-verrückten Nachbarn trifft, ist groß: Der Campingplatz an der toskanischen Mittelmeerküste hat sich mittlerweile zu einem Fix-Stern für Biker entwickelt. Angefangen hat alles im Jahr 2013, als im Küstengebirge hinter dem Campingplatz die Enduro World Series ihre allererste Station machte. Damals gab es schon ein paar Trails im Hinterland, die aber vorwiegend von Höhlenkletterern und Wildschweinen genutzt wurden. Doch die EWS kam wieder und wieder nach Castiglione della Pescaia, weil die Kombination einfach perfekt ist: Stellplätze in einem lichten, lauschigen und duftenden Pinienwald, ein schöner Sandstrand mit Beachbar und in Rollentfernung wächst und gedeiht seither eine Enduro-Trail-Plantage.
Der Run auf diese Trails ist mittlerweile so groß, dass innerhalb des Campingplatzes ein Trailcenter mit Komplett-Service für Mountainbiker aufblüht: Leihbikes, Shuttle, geführte Touren und sogar das Buchen von pauschalen Event-Wochen inklusive Camping-Hütte am Strand ist möglich. Das Ganze übrigens auch für Gravelbiker, denn das Küstengebirge hat auch ein sehr interessantes Schotterwegnetz!
Einmal das Wohnmobil packen und dann mit einem Rundtrip gleich sechs Superspots in den Alpen abhaken – das Ganze mit Feierabend-Bierchen am See. Möglich ist das auf dieser Route: Garmisch – Ehrwald – Nauders – Livigno – St. Moritz – Comersee – Molveno. Rechnet man die Rückfahrt von Molveno nach Garmisch dazu, kommt man auf dieser Alpenrunde auf insgesamt 765 Kilometer. Aber auch die Trail-Ausbeute ist groß: In der Tiroler Zugspitz Arena warten die Ikonen Blindsee-Trail und Seebensee, in Nauders die 3-Länder-Enduro-Trails, in Livigno ein Big Mountain Revier mit zwei Bikeparks, epischen Hauptkamm-Trails und zollfreiem Benzin für die Weiterfahrt.
Drüben im Oberengadin checkt man am Silverplaner See ein und testet die neuen Trails am Bernina-Pass. Weiter geht's über den Maloja-Pass zum Comersee hinunter, wo es über dem Nordufer Seenblick-Saumpfade zu erkurbeln gibt. Den Schlussböller feuert der legendäre Paganella-Bikepark am Molvenosee ab. Alle Infos samt GPS-Tracks der besten Touren: bike-magazin.de
Die Altmühl entspringt in der Frankenhöhe und hat's auf ihrem Weg zur Donau überhaupt nicht eilig. Ohne großes Gefälle bummelt der Fluss kurvenreiche 200 Kilometer durch sein Naturpark-Bett. Vorbei an senkrechten Felsen und uralten Burgen. Das hat schon immer Outdoor-liebende Familien angelockt und entsprechend hoch ist die Campingplatz-Dichte im Altmühltal.
Da sich inzwischen aber auch die offiziell erlaubten Trails in den Talflanken öffnen, lohnt sich hier inzwischen mehr denn je ein Roadtrip für Biker. Die Perlen, die es dabei aufzusammeln gilt: Den Trailpark Heumödern in Treuchtlingen am westlichen Taleingang (sechs Trails mit Lift), die Trail-Runden von Eichstätt und Kipfenberg, sowie die gerade erst ganz frisch ausgeschilderten Trails in Kelheim am östlichen Ende des Tals. Die besten Campplätze dazu: der top-ausgestattete WoMo-Stellplatz am Kurpark Treuchtlingen (91 Plätze, ab 15 Euro), der 4-Sterne-Campingplatz Kratzmühle in Kinding (400 Plätze, ab 29,50 Euro) und sehr idyllisch: Azur-Camping in Kipfenberg (ab 29 Euro).
Wiesenidylle mit Badesee ist auf einem Seilbahnparkplatz natürlich keine zu erwarten. Die suchen Bikepark-Camper aber meist auch gar nicht. Hier geht es mehr um die Wagenburg mit Gleichgesinnten und dafür reicht ein asphaltierter Parkplatz vollkommen aus. WoMo-Wand an WoMo-Wand lässt es sich hier bestens mit Feierabendbierchen anstoßen, gemeinsam an den Bikes schrauben und Erfahrungen austauschen. Außerdem kann man morgens ausschlafen und ist trotzdem der Erste am Lift.
Es gibt einige Bikeparks, die das Campen auf dem Seilbahn-Parkplatz erlauben, aber die Plätze in Klinovec sind besonders begehrt. Der Grund: Die Parkebenen P4 und P5 an der Talstation der Sesselbahn Prima Express in Jáchymov bieten echten Camper-Service: Stellplatz und Toiletten-Nutzung sind gratis, Strom kostet umgerechnet 12 Euro und für die Dusche kauft man am Ticketschalter der Seilbahn einen Coin (ca. 1 Euro für zwei Minuten). Na, und der andere Grund ist: Die Trail-Abfahrten sind bis zu zehn Kilometer lang und die Enduro-Lines locken auch prominente Fahrer an, die dann natürlich auch stilecht in ihrem Camper übernachten.
Wenn der einfache Camping-Parkplatz am Bikepark Klinovec Kult ist, dann müsste die Version am Bikepark Winterberg die für Warmduscher sein. Wobei die Bezeichnung gar nicht ausreicht, denn dieser Campingplatz hat sogar eine Sauna! Auch das Formen einer Wagenburg fällt hier aus, weil die Stellplätze mit viel grünem Sauerland drumherum extra großräumig angelegt sind. Trotzdem hat sich auf dem Campingplatz Winterberg noch nie jemand über mangelnde Partystimmung oder schlecht gelaunte Nachbarn beschwert.
Im Gegenteil – der Platz wurde im letzten Jahr zu einem der besten Campingplätze Deutschlands gewählt. Die Gründe sind speziell für Mountainbiker vielfältig: Man rollt vom Platz einfach der Beschilderung nach zu den drei Bikepark-Liften, tobt sich auf den 17 Strecken mit insgesamt 20 Kilometern aus und kann danach das Sportgerät in der Bikewash-Anlage direkt wieder auf Vordermann bringen. Außerdem gibt's morgens einen Brötchen-Service, freies Wlan, separat buchbare Sanitäranlagen und Frischwasser-Zugang!
Es ist ein Naturplatz wie ihn der Morteratsch-Gletscher der Bernina und der noch wild dahin sprudelnde Inn eben schufen: ein bisschen buckelig im Untergrund, beschattet von Arven, dekoriert mit Felsen und Almwiesen, beschallt von Vogelgezwitscher und Flussrauschen. Was man auf dem Camping Morteratsch dagegen so gut wie nicht fürchten muss, sind Mücken-Attacken und übertriebene Hitze, denn der Platz liegt auf 1860 Meter Höhe. Wer nicht selbst an seiner Feuerstelle grillen und kochen möchte, kann sich an einem Foodtruck versorgen, zwei Mal die Woche wird auch standesgemäß ein Käsefondue von der nahgelegenen Käserei angeboten.
Die Anzahl der verfügbaren Plätze ist schwer zu beziffern, da es in dem verwinkelten Gelände auch auf die Größe der Autos und Wohnmobile ankommt. Einen guten Überblick bekommt man, wenn man auf der Homepage seine Wagengröße und das gewünschte Datum eingibt. Dann öffnen sich Belegungsplan und Preis. Beispiel: Eine Woche im September mit Wohnmobil (7,5 t) kostet 379 Euro.
12 Zeltplätze, 6 Stellplätze für Wohnmobile und 3 voll ausgestattete Standzelte sind auf dem Campspot Locanda Mistral im Valle Maira erlaubt. Mehr geht nicht, weil sich der Platz in die Wildblumenwiese nahe eines Natura2000-Gebiets bettet. Deshalb ist auch die ganze Logistik und Infrastruktur ökologisch aufgebaut. Wer möchte, kann sogar Workshops bei den Platzwirten besuchen, denn deren Nachhaltigkeitsphilosophie ist mittlerweile preisgekrönt.
Außerdem gibt es E-MTBs zum Verleih, denn das gigantische Militärstraßen-Netz des Piemont wartet direkt vor dem Zelt, und das klettert hier bis über die 3000-Meter-Marke hinauf. Das Allerbeste aber an diesem Campspot: Er liegt so, dass keinerlei Lichtverschmutzung den nächtlichen Blick in den Sternenhimmel stört! Ab 15 Euro pro Nacht, geöffnet bis Mitte Oktober.
Im 3-Länder-Enduro-Eck am Reschenpass gibt es gleich drei Einquartier-Möglichkeiten mit dem Wohnmobil. Zwei kleine, hübsche Plätze mit Blick auf Ortler und Haidersee und jeglichem Camper-Komfort. Oder den Camper-Stellplatz an der Schöneben-Seilbahn. Normale Urlauber finden den super für eine Nacht: unkomplizierter 24-Stunden-Check-In, morgens die Seilbahn-Toilette nutzen, dann die Parkgebühr an der Schranke in den Automaten abdrücken und weiter Richtung Süden reisen. Vielleicht wundern sie sich im Rückspiegel noch über die vielen Mountainbiker, die sich hier deutlich häuslicher eingerichtet haben...
Tatsächlich muss man den Namen des Platzes sehr wörtlich nehmen: Nicht schön, aber schön eben. Ein nüchterner, staubiger Parkplatz ohne Buckel und/oder Gefälle – was man ja erst umständlich austarieren müsste, um nachts nicht aus dem Bett zu rollern. Wer es in die erste Reihe schafft, steht immerhin am Ufer des Reschensees und hat es damit nur wenige Schritte bis zur einzigen, recht frischen Waschmöglichkeit. Was also zieht Biker so magisch an? Na, seine Nähe zu den Top-Trails und seine große Party-Freiheit!