Es gibt zwei Arten von Menschen: die Glücklichen, die das Sella-Massiv umrundet haben und die armen Teufel, die es nicht haben. Ob mit Ski oder Bike. Wozu gehörst Du? Man kann die Sella Ronda im oder gegen den Uhrzeiger fahren. Freerider wählen die Variante im Uhrzeigersinn – für mehr Action. Nutzt man alle Lifte, muss man kaum selbst kurbeln – um die ein oder andere Schotterpassagen kommt man allerdings nicht herum. Das Panorama ist hier ein “Pornorama”, weil so geil. Berge wie in Träumen. Die Beschilderung der MTB-Tour Sella Ronda ist zwar gut, aber nicht lückenlos.
Unser Tipp: Lade Dir den passenden GPS-Track runter, damit die besten Trails auch in der Runde stecken wie z. B. die Jumpline Plan de Gralba oder der Downhill Bec de Roces. Noch besser: mit Guide fahren. Denn die Dudes sind Locals und kennen oft geheime Trails.
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Für wen geeignet?
Der Tutti Frutti MTB-Trail ist ein Highlight – und das gleich aus drei Gründen:
Hier kann man an schönen Tagen Gleitschirmflieger dabei beobachten, wie sie sich im Aufwind nach oben schrauben. Zum Tutti Frutti gelangt man mit der Gondelbahn von Campitello in Val di Fassa. Die erste Passage auf dem Grat (im Foto) ist schnell und technisch anspruchsvoll, vor allem bei viel Speed – hier will man die Linie präzise treffen. Später taucht der Trail in den Wald. Kurven, Wurzeln, Steinfelder, mehr Wurzeln, Absätze, noch mehr Wurzeln – Enduro-Gelände par excellence. Mutproben gibt’s auch, nämlich fiese Steilabfahrten, die bei Nässe überfies werden. Gegen Ende wird der Tutti Frutti noch mal richtig schnell, führt über Waldboden mit Flow-Passagen. Übrigens: Der Trail heißt Tutti Frutti, weil die Trail-Entdecker beim Scouten so viele Heidelbeeren und Wilderdbeeren gefunden und gefuttert haben.
Für wen geeignet?
Mit der Gondel hoch und dann schnell runter? Nicht auf dieser Tour! Gondeln unterstützen zwar die Runde, dennoch müssen 1125 Höhenmeter selbst erstrampelt werden. Los geht’s in Canale d’Agordo. Hier kurbelt man sechs Kilometer die Schotterstraße hoch zur ersten Gondel (Molino le Buse). Oben angekommen muss man einen kurzen Anstieg erklimmen und dann – oh, je – 350 Tiefenmeter auf einer Asphaltstraße vernichten. Nun folgt wieder ein Uphill hoch zum Baita Segantini. Der Anstieg ist nicht lang, und dank Hammerpanorama fällt er auch nicht schwer. Nun ist es so weit: die Abfahrt. Erst als Wiesen -Trail, dann als Singletrail. Der macht so viel Freude, dass man die Uphill -Höhenmeter schnell vergisst. Den nächsten Anstieg hoch zum Rifugio Rosetta auf 2600 Metern übernimmt die Gondel (Col Verde- und Rosetta-Bahn). Von hier folgt das große Finale mit 1300 Tiefenmetern auf Militärpfaden, Wiesen-Trails, Waldpfaden mit Steilstufen, Wurzelteppichen und Spitzkehren – ein Epic-Ride. Die letzten acht Kilometer bis nach Canale d’Agordo rollt man auf Schotter, ganz gechillt, ganz entspannt!
Für wen geeignet?
Hoch, runter, Schwung nach links, Turn nach rechts – die Abfahrt nach Arabba wellt sich oft wie ein alpiner Pumptrack durchs Gelände, sehr spaßig! Der Trail ist schnell vom Bikepark in Fassa erreicht. Allerdings geht’s nicht nur runter, immer wieder kommen kleine Anstiege. Wir sind den Trail mit dem E-Enduro gefahren und hatten daher ständiges Flow-Feeling. Hoch geht’s von Fassa zum Col dei Rossi auf 2382 Metern Höhe. Von hier hält man sich Richtung Pordoi-Pass und kurbelt wenige Minuten eine Teerstraße hoch. Aus Straße wird Forstweg und dann schließlich ein Erdband entlang eines Wiesenhangs. Zu Beginn ist der Trail unspektakulär, wird dann aber immer technischer mit Geröll, Stufen und Felsplatten, engen Kurven und verblockten Passagen – hier muss man das Bike präzise manövrieren, um keinen Platten einzufangen. Mal nimmt der Trail an Tempo auf, mal wird er wieder langsam und technisch – landschaftlich bleibt er spektakulär. Passiert man die Liftstation des Butz-Sesselliftes, beginnt das letzte (1,1 km) Trail -Stück runter nach Arabba als sanftes Finale. Der Trail führt durch den Wald und wellt sich geschmeidig mit Anliegern und Erdwellen ins Tal.
Für wen geeignet?
Fast haben wir ein schlechtes Gewissen, Euch diesen Trail vorzustellen – aber eben nur fast. Denn in den Bergen ist jeder für sich selbst verantwortlich. Doch der Reihe nach. Die 840 Höhenmeter zum Trail-Einstieg muss man sich selbst erstrampeln. Startpunkt ist der Parkplatz an der Talstraße am Schluderbach, von hier geht’s Richtung Dürrenstein -Hütte. Hier oben thront ein österreichisches Festungswerk wie eine Trutzburg. Im Ersten Weltkrieg sollte es mit Mörsern und MGs das Pustertal sichern. Aus der Schotterstraße wird nun ein schmaler Pfad hinauf zum Strudelkopfsattel. Hier startet der Trail. Er ist ausschließlich für schwindelfreie Bike-Bergsteiger geeignet. Denn der Trail ist schmal und ausgesetzt (siehe Foto). Absturzgefahr! Einmal mit dem Lenker hängen geblieben, und schon kann man in den Tod stürzen. Zwar wurden Sicherungsseile montiert, doch die sollen keine falsche Sicherheit vorgaukeln. Also Vorsicht! An den Schlüsselstellen (circa 5– 6 Stück) lieber schieben. Der Rest des MTB-Trails ist nicht weniger kniffelig, aber ohne Todesgefahr. Der Pfad zackt eng, steil, voller Stufen und Geröll in den Wald und prüft, ob man sein Bike im Griff hat.
Für wen geeignet?