Gitta Beimfohr
· 26.09.2022
Saarbrücken heißt die Stadt mit dem zweitgrößten legalen MTB-Trail-Netz Deutschlands (nach Freiburg). Seit Februar 2022 dürfen insgesamt 14 MTB-Trails im Osten der saarländischen Landeshauptstadt offiziell befahren werden.
Möglich machte diesen Erfolg der lokale Mountainbike-Verein Saarbrücken e. V., der 2020 erst gegründet wurde und mittlerweile 230 Mitglieder zählt. Eine Zahl, mit der man Forst und Umweltministerium auf Augenhöhe begegnen kann. So einigte man sich in nur zwei Jahren auf dieses breitgefächerte Pfadnetz in den Waldhügeln um die Universität herum. Rückenwind gab es außerdem vom saarländischen Radsportverband, Knowhow von der Leipziger Radagentur Absolut GPS und finanzielle Unterstützung vom Trek Trail Advocacy Programm, mit dem der US-Fahrradhersteller den Bau von MTB-Trails unterstützt.
Klar, dass die MTB-Trails von Saarbrücken bei so viel professioneller Hilfe nicht nur freigegeben, sondern auch um einige Features angereichert wurden. Wer vor allem auf Flowtrails durch den Wald fliegen möchte, sollte nicht sofort auf die schwarz markierten Mountainbike-Pfade abbiegen, sondern sich auf den leichteren Flow-Lines erst mal ans Revier herantasten. Wir haben eine Mountainbike-Tour zusammengestellt, die viele der Saarbrücker MTB-Trails verbindet. Diese 2,5-stündige Runde fädelt sechs dieser leichteren Trail-Abschnitte auf. Zwar warten auch hier ein paar Kicker, Drops und Rockrolls, aber die lassen sich auf Chickenways leicht umfahren:
Startpunkt der Trail-Tour von Saarbrücken: die Hermann Neuberger Sportschule am Meerwiestertalweg. Von hier aus klettert ein Forstweg etwa 130 Höhenmeter zum Schwarzenberg hinauf und führt an seinem Aussichtsturm vorbei bis zum Einstieg des „Zimmel“-Trails. In samtweichen Kehren schlängelt sich der Pfad durch den Wald, bevor er im zweiten Abschnitt etwas steiler abkippt, die Kurven enger zuzieht und ein paar Wurzeln vor die Reifen wirft. Mehr als ein Kilometer purer Fahrspaß, der Schwung gibt für die bald anschließende Waldweg-Auffahrt zum Scheidter Berg hinauf (100 hm). Hier zweigt der „Paulaner“ ab. Dieser Trail ist zwar nur kurz, aber bei den Locals sehr beliebt: enge Kurven, wohl dosierte Wurzelrampen und gleich zum Einstieg ein Rockroll mit kleinem Drop als Schwunggeber. Kurzes Beine- und Armeausschütteln auf der Hauptstraße von Scheidt, dann geht’s den längsten Anstieg der Runde zum Großen Stiefel (397 m) hinauf. Ein Gipfel, dem man wegen seiner Sandsteinformationen und der sonntags geöffneten Hütte selten für sich allein hat. Doch wo es lang bergauf geht, geht es auf der anderen Seite Richtung Rentrisch auch knapp zwei Kilometer und 180 Tiefenmeter wieder bergab.
Das hat die Trail-Bauer, die hier am Werk waren, natürlich inspiriert. Die „Schwarze 5“ bespaßt in ihrer Sportversion daher zusätzlich mit Rockroll, Stepdown und kleinen, gegapten Kickern. Glücklich in Rentrisch gelandet, nimmt man die Hauptstraße bis zum Ortsteilende Richtung Scheidt zurück, biegt dann aber rechts ab „Zur Blecherdell“, wo die Schotterstraße zum Bartenberg hinauf übernimmt. Der Anstieg ist mit ein paar knackigen Rampen bestückt, aber wenn man weiß, für was man sich da raufkämpft: der „Sailor Moon“ ermöglicht mit seinen Kickern und Tables einen Hauch Airtime. Wer das nicht möchte, kann das letzte Stück auf dem kreuzenden Waldweg umfahren, bevor 500 Meter weiter bereits der Einstieg des „Shooter“ willkommen heißt. Der Trail schießt in einen alten Bombenkrater, rappelt über Wurzeln und endet mit einem Sprung, der sich aber auch umfahren lässt. Anschließend führt die Runde an der Uni vorbei und steuert nun den letzten Anstieg zum Großen Homburg an. Hier oben thront ein kleiner Übungsparcours „Am Homburg“ mit drei verschiedenen Schwierigkeitsstufen, wo man sich noch mal austoben kann, bevor die Runde über Hochseilgarten und Wildtierpark wieder zur Hermann-Neuberger-Sportschule zurückführt.
Auch Saarbrücken, die Landeshauptstadt des Saarlands, hatte zu Corona-Beginn mit hohem Nutzerdruck in den umgebenden Wäldern zu kämpfen. Auch hier sorgten ein paar Biker mit eigenmächtig geschaufelten Lines für großen Unmut bei Wanderern, Förstern und Umweltamt. Doch statt Mountainbiker deshalb kategorisch von allen Trails auszuschließen, setzte man sich mit dem neu gegründeten MTB-Verein an einen Tisch und verhandelte um die Legalisierung von insgesamt 15 Trails. 14 davon, mit insgesamt knapp 40 Kilometer Länge bekamen im Februar schließlich das offizielle Go. Und zwar mit der Option, dass diese Trails für Biker auch attraktiv umgestaltet werden dürfen. Mit dem, was am Ende in Zusammenarbeit mit den Profis des Trek Trail Advocacy Programms entstanden ist, lässt es sich auch verschmerzen, dass die anderen illegal angelegten Trails damit für Biker nun tabu sind. Alle erlaubten MTB-Trails findet man auch in der Trailforks-App.
Mit seinen 230 Mitgliedern hat der MTB-Verein Saarbrücken e. V. in Sachen Trail-Legalisierung und Trailbau viel erreicht. Dazu werden Fahrtechnik-Kurse und Jugend-Trainings angeboten, Sommerfeste organisiert und Trainer ausgebildet. Die Pflege der MTB-Trails Saarbrücken ist allerdings kräfte- und kosten-intensiv, daher sind Spenden jederzeit willkommen! Der Verein stellt auf seiner Homepage auch seinen kompletten Erfolgsweg von der Gründung bis zur Freigabe des legalen Trail-Netzes zum Download zur Verfügung: www.mv-sb.de
Kinder- und Jugend-Training jeden Montag um 17 Uhr. Trail-Pflegetermine und Sommerfeste werden auf den News-Seiten des Vereins veröffentlicht.
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