Mit der Neuauflage des Spark ließ Scott die Grenzen zwischen Cross-Country- und Trailbike verschwimmen. 120 Millimeter Federweg sollten dem erfolgreichsten Racefully der Welt zu noch mehr Stärke in der Abfahrt verhelfen. Die starke Systemintegration gilt jedoch als Gegenspieler der Wartungsfreundlichkeit. Hier erfahren Sie, ob das Scott Spark 910 zur Dauerbaustelle oder zum Dauerläufer wurde, und wie es sich auf dem Trail schlug.
Bei der Trail-Variante des Spark wurde der Federweg an der Gabel im Vergleich zu Nino Schurters RC-Modell noch einmal um zehn Millimeter aufgebohrt. Bis auf die günstigeren Carbon-Fasern ist der Rahmen des Spark 910 jedoch baugleich mit der RC-Variante. Auch der dreistufige Twinloc-Hebel zur Beruhigung von Dämpfer und Gabel sowie eine zweite Flaschenhalteraufnahme erinnern an die sportlichen Wurzeln des Spark.
Mit der Integration des Dämpfers im Sitzrohr und der Leitungsführung durch eine Lenker-Vorbau-Einheit kommt das schwarze Spark optisch daher wie ein Tarnkappen-Jet. Dank Service-Klappe bleibt das Innenleben aber erreichbar. Ein externer SAG-Indikator und ein Guckloch erleichtern die Abstimmung des Hinterbaus. Wie praxistauglich die Integrationslösungen sind und ob das Spark in der Trailbike-Kategorie Fuß fassen kann, sollte sich im Dauertest zeigen.
Leugnen kann das Spark seine Verwandtschaft zum Race-Bruder nicht. Besonders erfreulich ist die rasche Beschleunigung des leichten Trailbikes mit steifem Carbon-Rahmen. Man sitzt gut integriert und bringt viel Druck auf die Front. So ging das Scott schnell voran und sammelte mühelos erste Kilometer auf den flachen Münchner Isar-Trails.
Auf Alpen-Touren jenseits der 1000 Höhenmeter zeigte sich das Bike kletterstark. Zugunsten eines kleinen Berggangs wurde das 32er-Kettenblatt nach den ersten 20000 Höhenmetern gegen ein Blatt mit 30 Zähnen getauscht. An den steilen Rampen rund um Karwendel, Zugspitzregion, Chiemsee und Tegernsee neigte das Heck im Wiegetritt nur minimal zum Wippen und ließ sich mit Hilfe des Twinloc-Systems sogar komplett ruhigstellen.
Da der Dauerteststart mit der Anschaffung eines Wohnwagens zusammenfiel, musste das Spark viele Einsätze im felsigen Gelände an Garda- und Ledrosee verkraften. Nach der Zweckentfremdung eines Blasenpflasters als Schlauchflicken auf der ersten alpinen Abfahrt wurden die Schwalbe-Wicked-Will-Reifen auf tubeless umgerüstet. Anschließend zeigten sie sich sehr pannensicher, aber auf rutschigem Schotter wenig haftstark.
Im Gegensatz zu den Reifen ließ sich das Fahrwerk auch auf den ruppigen Trails im Vinschgau und rund um Toblach nicht ans Limit bringen. Bei schnellem Geradeauslauf liegt das Trailbike sicher und satt, lässt sich gleichzeitig aber wendig durch Kurven dirigieren. Dafür schmerzten die Handgelenke auf langen Abfahrten aufgrund der unergonomischen Griffe. Auch die Bremsen kamen auf den langen Downhills ans Limit und zeigten spürbares Fading. Passend zur schwachen Bremsleistung mussten jeweils nach 1000 und 2500 Kilometer die Beläge gewechselt werden. Zum Ende des Dauertests wurde auch ein Entlüften der hinteren Bremse nötig.
Überfordert mit den langen Abfahrten war das erste Paar Reifen nach 1400 Kilometern verschlissen. Nach gut 3700 Kilometern war der zweite Satz durch. Während der Zug des Lockouts noch immer geschmeidig läuft, musste der Schaltzug bei der Schlussinspektion gewechselt werden. Der Zug der Vario-Stütze franste bereits nach einem halben Jahr aus. Zudem entwickelte die Stütze ein leichtes seitliches Spiel. Zwei verschlissene Ketten sind der Tribut an die hohe Laufleistung. Laufräder, Lager sowie Fahrwerk überstanden den Dauertest aber defektfrei. Sie sind bereit für viele weitere Kilometer und lassen die Bedenken hinsichtlich der Systemintegration in den Hintergrund treten.
“Mit seinem starken Vorwärtsdrang beschert das Scott Spark 910 ein hohes Maß an Fahrspaß. Es ist die Rakete unter den Trailbikes und kann mit seiner ausgewogenen Geometrie und dem effizienten Fahrwerk auch in der Abfahrt überzeugen. Nur einige Ausstattungsdetails trüben das ansonsten hervorragende Gesamtbild.” Franz Fischer, BIKE-Dauertester
Viele Tiefenmeter sorgten beim Scott Spark 910 für hohe Verschleißkosten bei Bremsbelägen und den teuren Schwalbe-Reifen. Die erste Shimano-XT-Kette verschliss untypisch schnell und wurde wegen Problemen bei der Verfügbarkeit gegen ein SLX-Modell getauscht.
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