Dimitri Lehner
· 30.11.2022
Specialized, Trek und Kavenz: zwei Big Player aus USA und ein deutscher Underdog im Schlagabtausch. Kann der Newcomer gegen die Ami-Konkurrenz beim Tests der Downhill-Bike 2023 anstinken? Um das herauszufinden, tingelten wir mit den Big Bikes durch die Bikeparks.
(Per Klick geht’s zur Einzelbewertung)
Mein Kollege Max Fuchs vom Schwestermagazin BIKE beherrscht sein Enduro wie ein junger Gott. Er jibbt, schlenzt, braapt, springt, speedet – doch mit einem Big Bike war er noch nie unterwegs. Wie kann das sein? Die Antwort: Moderne Enduros verdrängen Downhill-Bikes mehr und mehr. Deswegen will ich hier eine Lanze brechen für die Großkaliber unter den Mountainbikes: Es lebe das Big Bike!
Big Bikes sind schnell, sicher, sexy. Schaut Euch das Specialized Demo an: wuchtige Doppelbrückengabel aus Schweden, breites Cockpit, bissige Bremsen, martialische Rahmenformen und ein Sprenkellack, der funkelt wie ein Sternenhimmel! Downhill-Bikes sehen aus wie Motocrosser. Sie sind wahre Personenschützer. Bist du nach x Abfahrten mit dem Enduro durchgerüttelt und weichgeklopft, sprintest du mit deinem Big Bike zur Gondel, um möglichst viele Park-Runs aus deinem Liftticket zu quetschen. Ermüdung? Fehlanzeige! Nicht zu vergessen: die dicken Reserven der hubstarken Fahrwerke. Schleuderst du mit deinem Enduro im Wurzelfeld wie ein Fluchtwagen bei der Verfolgungsjagd, behältst du mit dem Downhill-Bike volle Kontrolle. Bekehrt? Jetzt zur Sache:
Drei Downhill-Bikes schickten wir in den Vergleichstest. Zwei Big Player aus USA (Specialized Demo und Trek Session 9) und das eher auf Freeride getrimmte Downhill-Bike des jungen deutschen Labels Kavenz. Dass die erstgenannten MTB schnell fahren können, wissen wir vom Downhill-Weltcup. Dort und dafür wurden sie entwickelt. Uns interessierte aber auch der Parkeinsatz, nicht nur Vmax. Denn die wenigsten von uns bestreiten Downhill-Rennen. Preislich lagen die Test-Bikes weit auseinander. Auf die Performance wirkte sich das kaum aus, zumal überall Top-Fahrwerke verbaut waren. Erstaunlich: Trotz Preisunterschied ist der Fun-Faktor der Testkandidaten vergleichbar, und auch von der Leistung her liegen die Freerider dicht beisammen. Dabei ist das über ein Kilo leichtere Kavenz nicht wirklich schlechter als die Ami-Bikes, nur eben mehr auf Freeride-Missionen ausgelegt, was ihm eine hohe Parkeignung einbrachte. Das satteste Fahrwerk besitzt das Specialized mit seinem Sahne-soften, sensibel ansprechenden Stahlfederheck. Wer Sicherheitsreserven schätzt, wird mit diesem Bike am schnellsten fahren. Ganz dicht dran: das Trek. Es schafft dafür den Spagat aus Race- und Freeride-Eignung etwas besser.
Downhill-Bikes rule! Mit keiner anderen Bike-Klasse kann man sich so viel trauen, so schnell fahren und sich so kompetent fühlen wie mit diesen Großkalibern.
Die Zahl (maximal 10 Punkte) gibt den Gesamteindruck der Tester wieder und ist keine Addition der Performance-Punkte.
Wir testeten die Downhill-Bikes in den Bikeparks Serfaus-Fiss-Ladis, Špičàk und am Geißkopf. Nicht nur auf den Downhill-Strecken, wir scheuchten die dicken Dinger auch durch Enduro-Trails, über Stunts und Sprünge. Gerade die renovierte Downhill-Strecke am Geißkopf bietet jetzt eine gute Mischung aus Steinfeldern und Sprüngen ganz oben, engeren Kurven im Mittelteil und ein Feuerwerk an Sprüngen (Whistler-Feeling!) im unteren Teil. Denn uns interessierten die Park-Shred-Qualitäten mehr, als nur das reine Speed-Potenzial. Beim Fahrwerks-Setup hielten wir uns an die Herstellerangaben und modifizierten dann, um das Optimum aus den Bikes zu kitzeln.