Stefan Frey
· 26.02.2014
Mountainbiken ist Risiko-Sport, doch Versicherungen gibt es wie Stollen am Reifen. Welche Sie als Fahrradfahrer wirklich brauchen und worauf Sie achten müssen, lesen Sie hier.
Meine erste große Liebe verlor ich mit 16 – während ich am Baggersee mit der hübschen Susi fremdflirtete. Ein dreister Dieb kappte das eiserne Band, mit dem ich mein geliebtes Corratec Team Bow an einen Baum gekettet hatte und entriss es für immer meinem Herzen. Doch das Glück war auf meiner Seite. Die Hausratversicherung meiner Eltern ersetzte den kompletten Schaden, und als Zuckerl obendrauf ergatterte ich noch ein Küsschen von der süßen Susi. So viel Glück hat bei weitem nicht jeder. Oder deckt Ihre Hausratversicherung Fahrraddiebstähle ab? Und was ist, wenn Sie sich bei Ihrem Lieblingssport verletzen?
Biken ist eine Risiko-Sportart, und im schlimmsten Fall tragen Sie bei einem Sturz bleibende Schäden davon. Besitzen Sie eine Unfallversicherung? Oder eine Haftpflicht, die Sie schützt, falls Sie beim Marathon-Ziel-Sprint Ihren Nebenmann abräumen? Es gibt unzählige Versicherungen, die Sie bei der Ausübung Ihres Hobbys, bei Unfällen oder auf Reisen absichern. Doch nicht alle sind auch wirklich sinnvoll. Wir schlagen eine Schneise durch das Versicherungsdickicht und zeigen, welche vier Bereiche für den Bike-Sport wirklich relevant sind.
Wer bezahlt, wenn das Rad geklaut wurde, hängt davon ab, wo und wie es entwendet wurde und ob das Rad über die Hausratversicherung, über Zusatz in der Hausrat oder über einen Spezialversicherer versichert ist.
Die Hausratversicherung sollte eigentlich jeder besitzen. Wird das Bike aus der Wohnung oder einem abgeschlossenen Keller entwendet, handelt es sich um einen Einbruchdiebstahl. In diesem Fall sind Ihre Räder mitversichert. Die Entschädigungssumme hängt von der Höhe der Versicherungssumme ab und errechnet sich aus der Wohnfläche und einem Pauschalbetrag. Bei einer 80-Quadratmeter-Wohnung liegt die Deckungssumme bei etwa 50000 Euro. Der Beitrag je nach Selbstbeteiligung und Wohnort bei etwa 80 Euro. Da die Versicherungssumme für alle Räder im Haushalt gilt, sollte man durchrechnen, ob die Deckung ausreichend ist oder eventuell erhöht werden muss. Klären Sie auch, ob Ihr Versicherer eine Höchstgrenze für die Entschädigung bei Fahrrädern angibt.
Wird das Bike beispielsweise bei einer Pause im Biergarten geklaut, handelt es sich um einen einfachen Diebstahl. Als Faustregel gilt, dass das Fahrrad dann mit einem Prozent der Gesamtversicherungssumme gegen Diebstahl versichert ist. Das wären in unserem Fall lediglich 500 Euro.
Über eine Erweiterte Hausratversicherung kann dieser Betrag teilweise bis zu neun Prozent der Versicherungssumme aufgestockt werden. Die Preise liegen dabei zwischen etwa 10 und 90 Euro. Die Versicherung zahlt jedoch nur, wenn das Bike mit einem Schloss (manchmal sogar ein ganz bestimmtes) gesichert wurde. Die früher übliche Zeitklausel, wonach Räder nur zwischen 6 und 22 Uhr versichert waren, findet heute eigentlich keine Anwendung mehr.
Eine spezielle Fahrradversicherung lohnt sich bei besonders teuren Fahrrädern, die nachts draußen stehen oder nicht über eine Hausrat versichert sind. Der Markt der Anbieter ist dabei recht überschaubar und beschränkt sich auf vier nennenswerte Unternehmen. Sie decken den Verlust oder die Beschädigung des versicherten Fahrrades durch Diebstahl und weitere Gefahren. Die Fahrradversicherung kann auf Basis des Zeitwertes oder des Neuwertes genommen werden. Doch Vorsicht: Nicht immer wird der volle Wert ersetzt. Pergande & Pöthe zahlt nur im ersten Jahr nach dem Kauf die volle Summe. Danach sinkt die Versicherungssumme um jährlich fünf Prozent. Bei ENRA beläuft sich die maximale Versicherungssumme auf 2000 Euro. Wertgarantie ersetzt ebenfalls nur 2000 Euro, obwohl teurere Bikes und Fahrräder versichert werden können. Oft wird auch hier die Vorlage der Rahmennummer oder die Verwendung eines bestimmten Fahrradschlosses verlangt.
Fahrradversicherer im Internet
Ein Sturz beim Biken ist nicht nur schmerzhaft, er kann auch richtig teuer werden, wenn zum Beispiel im Ausland Bergungskosten anfallen. Die gesetzlichen Unfallversicherungen springen hier nicht ein.
Eine Private Unfallversicherung hilft, wenn Sie sich selbst bei einem Sturz oder Unfall verletzen. Der Beitrag variiert dabei nach Alter, Beitrittsgruppe oder ausgeübter Sportart und beginnt bei etwa 100 Euro pro Jahr. Der Versicherungsumfang kann nach persönlichen Wünschen konfiguriert werden. Die Versicherungen übernehmen beispielsweise die Bergung und Rettung vom Unfallort oder die Kosten, die durch kosmetische Operationen, Behinderungen oder Tod entstehen. Aber auch Krankenhaustagegeld oder Ausgleich von Einkommensverlusten während der Heilbehandlung wird von der Versicherung übernommen. Die Versicherung gilt weltweit und 24 Stunden am Tag. Wichtig: Prüfen Sie, ob Ihre Versicherung Ihr Hobby in vollem Umfang abdeckt. In der Regel ist zwar der Freizeitbereich, also das Hobby-mäßige Biken abgedeckt, manche Anbieter schließen aber zum Beispiel die Rennteilnahme aus dem Leistungsumfang aus.
Wer Mitglied in einem Verein ist, ist über diesen auch unfall- und haftpflichtversichert. Allerdings nur, solange sich der Schadensfall während Unternehmungen im Rahmen der Vereinstätigkeiten ereignet. Also während dem Training beispielsweise. Aber auch der Weg zum Training oder zur Vereinssitzung wird hier abgedeckt. Da die Vereinsverträge teilweise veraltet sind, lohnt es sich zu prüfen, ob die Versicherungssummen noch ausreichend sind. Eine private Tretradversicherung erweitert den Schutz auf das private Radfahren und wird generell über den Verein angeboten.
Bei der Anmeldung eines Autos ist die KFZ-Haftpflicht obligatorisch. Doch auch für Biker ist eine private Haftpflichtversicherung empfehlenswert. Sie greift dann, wenn vom Ver-sicherten fremdes Eigentum beschädigt wird.
Eine Private Haftpflichtversicherung macht gerade bei der Teilnahme an privaten Rennen Sinn. Die Beiträge beginnen bei etwa 50 Euro pro Jahr. Verursacht man einen Unfall, prüft die Versicherung die Forderungen der Geschädigten und kommt für die Kosten auf. Ausgeschlossen ist natürlich grobe Fahrlässigkeit. Die Versicherung deckt Sach- und Personenschäden bis in Millionenhöhe ab und sollte in keinem Haushalt fehlen. Auch wenn man bereits eine private Haftpflicht abgeschlossen hat, sollte man in den Verträgen nachsehen, ob das Hobby auch wirklich in vollem Umfang (Rennteilnahme) abgedeckt ist.
Unfälle im Ausland sind schon unangenehm genug. Obendrein kommt die Kranken-versicherung oft nicht für die Schäden auf. Ebenso ärgerlich ist beschädigtes Gepäck. Doch auch hier können Sie sich schützen.
Eine Auslandskrankenversicherung macht besonders für gesetzlich Krankenversicherte Sinn. Trotz internationaler Abkommen zwischen den Schengen-Staaten zahlen Krankenversicherungen im Ausland oft nicht im vollen Umfang. Rettungskosten oder Rücktransportkosten, oder die Kosten für eine Heilbehandlung werden oft nicht übernommen. Hier hilft eine Auslandskrankenversicherung, die oft schon ab zehn Euro im Jahr angeboten wird, häufig zusammen mit dem Abschluss eines Kreditkartenvertrages. Bei längeren Auslandsaufenthalten sollten Sie sich aber auf jeden Fall über die genauen Leistungen informieren. Häufig sind Dauer und Anzahl der Aufenthalte im Ausland eingeschränkt.
Eine Gepäckversicherung ist meist eine relativ teure Angelegenheit, macht aber vor allem bei wertvoller Fracht Sinn. Wird das Fahrrad während des Flugs nämlich beschädigt, hat man meist schlechte Chancen, den kompletten Wert ersetzt zu bekommen. Bei Flugreisen liegt die Entschädigungsgrenze für verloren gegangenes oder beschädigtes Gepäck momentan bei etwa 1300 Euro. Teure Räder werden demnach nicht vollwertig ersetzt. Eine Gepäckversicherung kann teilweise in die Hausratversicherung integriert werden. Die HUK zum Beispiel deckt Schäden am Reisegepäck mit bis zu 40 Prozent der Gesamtversicherungssumme ab. Damit erhöht sich der Versicherungsbeitrag natürlich um einige Euro. Teilweise kann eine Gepäckversicherung auch über den Reise- oder Trainingslagerveranstalter abgeschlossen werden.