Tobias Brehler
· 31.03.2022
Nicolai stellt sein neues Enduro-Mountainbike Saturn 16 vor, dass mit gemäßigterer Geometrie einen großen Einsatzbereich haben soll – voll Enduro eben.
Als der Enduro-Trend aufflammte, galten die Bikes als echte Alleskönner. Von gemäßigter Trail-Tour bis zum gelegentlichen Bikepark-Einsatz war alles möglich. Das ist längst Geschichte. Aktuelle Enduro-Boliden sind meist ausgemachte Abfahrtsspezialisten mit hohem Gewicht und radikaler Geometrie.
Die deutsche Edelschmiede Nicolai war in Sachen Geometrie ein Vorreiter: Unter dem Namen Geolution wurden die Bikes auf Vollgas getrimmt. Ein langer Reach und flacher Lenkwinkel resultieren in einem besonders langen Radstand – das bringt Laufruhe en masse. Diese Geometrie will aber beherrscht werden und überfordert gerade weniger ambitionierte Piloten. Außerdem jagt nicht jeder Enduro-Biker Bestzeiten. Deshalb stellt Nicolai jetzt ein zusätzliches Enduro (das Nicolai G1 gibt es weiterhin) vor: das neue Saturn 16.
Die Eckdaten klingen ganz dem Einsatzbereich entsprechend: Der Horst-Link-Hinterbau liefert je nach Dämpferlänge 150 oder 160 Millimeter Federweg. An der Front stehen Federgabeln mit 150 oder 160 Millimetern zur Wahl. Wie üblich bei Nicolai: Die Rahmen sind aus Aluminium (AlZn4, 5Mg1) und in den Größen S bis XXXL erhältlich. Bei Laufrädern hat man als Kunde freie Wahl: 29 Zoll, 27,5 Zoll oder Mullet (vorne 29, hinten 27,5 Zoll). Ein Flaschenhalter findet am Unterrohr Platz. Laut Hersteller wiegt der Rahmen 3,6 Kilo ohne Dämpfer. Vergleichbare Rahmen (aus Carbon) wiegen zwischen zwei und drei Kilo. Das Rahmenkit gibt’s ab 2799 Euro, das Komplett-Bike ab 6150 Euro. Garantie: fünf Jahre.
Die Geometrie fällt zwar moderater aus als die des Enduro-Geschwisters G1, ist aber immer noch auf der langen Seite: In Rahmengröße L (29 Zoll) misst der Reach 515 Millimeter und fällt damit rund 30 bis 60 Millimeter länger aus als bei der Konkurrenz. Der 64 Grad flache Lenkwinkel liegt im Mittelfeld aktueller Enduros, der Sitzwinkel ist mit gut 78 Grad relativ steil – so dürfte die Sitzposition nicht zu gestreckt ausfallen.
Die Liebe zum Detail begeistert: Fertigungsbedingt verzieht es Alu-Rahmen beim Schweißen. Eine ausgetüftelte Schweißnahtfolge minimiert den Verzug. Um perfekten Geradeauslauf zu gewährleisten, kann Nicolai über die Ausfallenden Spur (Verdrehung der Räder um die Hochachse) und Sturz (Verkippung der Räder um die Längsachse) wie beim Auto einstellen.
Außerdem verbaut Nicolai sogenannte Mutatoren an verschiedenen Schnittstellen zwischen den einzelnen Rahmenbauteilen. So kann die Geometrie im Nachhinein feingetunt werden. Wem das nicht ausreicht: Auch ein Maßrahmen (Aufpreis 750 Euro) ist beim Saturn 16 möglich.
Wie bei den meisten aktuellen Enduro-Mountainbikes kann man auch beim Saturn 16 sowohl Luft- als auch Stahlfederdämpfer verbauen. Aufgrund der unterschiedlichen Charakteristik hinsichtlich Progression führt das bei den meisten Herstellern zu einer mäßigen Hinterbaufunktion, wenn man den „falschen“ Dämpfer fährt: Wurde ein Hinterbau beispielsweise auf den Einsatz eines Luftdämpfers optimiert, bietet er mit Stahlfederdämpfer zu wenig Progression. Deshalb spendiert Nicolai unterschiedliche Dämpferaufnahmen und will so mit beiden Dämpfervarianten eine optimale Hinterbau-Charakteristik bieten.
Natürlich fährt auch das Auge mit. Der Kunde hat die Qual der Wahl: Den Rahmen in „raw“ lassen, anodisieren (schwarz, bronze, titan) oder pulverbeschichten (verschiedenste Farben möglich). Außerdem können auf Wunsch diverse Rahmen-Anbauteile passend zu anderen Bauteilen (z. B. Naben) anodisiert werden. Bei den Dekorfarben kann man auch wählen. Die Anbauteile können wie die Farben im Nicolai-Konfigurator gewählt werden.