Jan Timmermann
· 18.03.2023
Focus macht keinen Hehl daraus, dass das Jam vor allem für Spaß in der Abfahrt konzipiert wurde. Bereits der Carbon-Version attestierten wir im letzten All-Mountain-Test ein Übergewicht. Aus Alu wiegt der Focus-Rahmen noch mal ein halbes Kilo mehr als die ebenfalls schweren Modelle Canyon Spectral AL 6 und YT Jeffsy Core 3. Zusammen mit den wuchtigen Laufrädern kommen fahrfertig rund 17 Kilo zusammen.
Entsprechend träge setzt sich das Focus Jam in Bewegung. Jeder Zwischen-Sprint kostet Körner. Schade eigentlich, denn die Sitzposition fühlt sich dank steilen Sitzwinkels effizient an und integriert den Fahrer gut ins Bike. So aber schaltet man bei Anstiegen lieber einen Gang zurück. Glücklicherweise lässt sich am Dämpfer eine Plattform zuschalten, denn ohne schaukelt das Heck deutlich. Bergauf über Wurzeln neigt der Dämpfer zum Wegsacken.
Auch bergab fehlt dem Hinterbau der Gegenhalt. Zwar ist er sensibler als der des Canyon, gibt den langen Federweg von 161 Millimetern aber zu schnell frei und muss mit viel Luftdruck gefahren werden. Von einem Dämpfer mit einstellbarer Druckstufe würde das Jam eindeutig profitieren.
Nicht zuletzt wegen seines Gewichts liegt das Focus extrem satt auf dem Trail. In Verbindung mit der hohen Front – langes Steuerrohr, viele Spacer – erzeugt das in Steilstücken ein sehr gutes Sicherheitsgefühl. Viel Krafteinsatz ist dafür nötig, um das Bike in engen Trail-Abschnitten zu manövrieren. Leider lässt sich auch hier das Gewicht nicht wegdiskutieren.
Zur vollständigen Shimano-XT-Ausstattung gehören die stärksten Vierkolben-Bremsen in der Vergleichsgruppe. Unter den Bikes aus dem Fachhandel ist das Focus Jam 6.9 am besten ausgestattet. Nur die dicken und glatten Griffe bieten wenig Halt.
Im schluckfreudigen Focus Jam schlummert viel Potenzial, das leider durch ein extrem hohes Gewicht ausgebremst wird. Die fehlende Agilität schränkt das Einsatzgebiet ein. – Jan Timmermann, BIKE-Tester
¹Preis ggf. zzgl. Kosten für Verpackung, Versand und Abstimmung.
²Das BIKE-Urteil gibt die Labormesswerte (BIKE-Labormessung) und den subjektiven Eindruck der Testfahrer wieder.
Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig. BIKE-Urteile: super (250–205 P.), sehr gut (204,75–180 P.), gut (179,75–155 P.), befriedigend (154,75–130 P.), mit Schwächen (129,75–105 P.), ungenügend (104,75–0 P.).