Ausgewogene Geometrie, fantastisches Fahrwerk: An der Trail-Performance des im vergangenen Jahr neu vorgestellten Focus Jam gab es nichts zu meckern. Wohl aber beim Gewicht: Mit über 16 Kilogramm waren lange, höhenmeterlastige Touren nichts für das Stuttgarter All Mountain mit Aluminium-Rahmen, das sich auf rumpeligen Enduro-Abfahrten dafür umso wohler fühlte.
Nun schickt Focus das Jam 2022 auch mit Carbon-Hauptrahmen ins Rennen. Gut 400 Gramm weniger sind an der Waage schon mal ein Anfang. Außerdem verfügt der neue Carbon-Hauptrahmen über ein Staufach im Unterrohr, das Werkzeug und Ersatzteile in einer kleinen Tasche aufnehmen kann. Ein weiteres Plus für Tourenfahrer.
Wir haben sieben aktuelle 2022er-All-Mountains bis 5200 Euro im Test gegeneinander antreten lassen – darunter auch das neue Focus Jam 8.9 mit Carbonrahmen. Alle Testergebnisse und Laborwerte des Vergleichstests gibt’s in BIKE 03/2022 – jetzt im Handel, in der App oder im Onlineshop.
Abgesehen vom Carbon-Hauptrahmen setzt das Focus Jam der 8er-Serie auf Bewährtes. 150 Millimeter Federweg (Werksangabe) verwaltet der sogenannte Fold-Hinterbau im neuen Design mit liegendem Dämpfer.
Die Anlenkung des Dämpfers ist zwar kompliziert, doch die Performance war bislang erstklassig – zumindest bergab. Die innen verlegten Züge laufen durch den Vorbau in den Rahmen, doppelte gedichtete und groß dimensionierte Lager verbessern die Langlebigkeit.
Dazu gibt’s Laufräder in 29 Zoll und eine ausgewogene Geometrie mit einem Lenkwinkel von 65 Grad und einem Sitzwinkel von 76 Grad. Der Reach liegt bei 480 Millimetern in Größe L, wer möchte kann Lenk- und Sitzwinkel per Flipchip noch ein halbes Grad steiler einstellen. Wie bisher bleiben die Kettenstreben 435 Millimeter kurz, damit das Bike agil bleibt.
Rund 1200 Euro Aufschlag werden gegenüber dem Jam mit Alu-Rahmen fällig. Den neuen Carbonrahmen gibt’s ab dem Focus Jam 8.8 für 3699 Euro. Mit dem günstigeren – wenn auch funktionalen – Rockshox-Fahrwerk, dem SX-/NX-Eagle-Schaltmix und der schwächlichen Guide-T-Bremse von Sram sind hier die Sparmaßnahmen aber noch deutlich spürbar.
Etwas luxuriöser ausgestattet ist das Focus Jam 8.9 für 4699 Euro. Hier gibt’s hier ein Fox-Performance-Fahrwerk, Shimano-XT-Komponenten bei Antrieb und Bremsen und hochwertigere M1900-Laufräder von DT Swiss. Damit liegen die Focus-Carbonbikes preislich ungefähr im Marktdurchschnitt und sind zwar nicht exorbitant teuer, aber auch keine echten Preisbrecher mehr.
Im Rahmen unseres All-Mountain-Tests in der Ausgabe BIKE 03/2022 konnten wir das neue Focus bereits ausgiebig fahren und mit der direkten Konkurrenz im Preisbereich bis 5200 Euro vergleichen. Trotz des neuen Carbonrahmens fällt dabei das hohe Gewicht des Focus Jam weiterhin auf.
Auch wenn das Carbon-Bike im Vergleich zum Alu-Modell etwas leichter geworden ist, bleibt der Uphill nach wie vor die Schwäche des Jam, und auch auf flachen Trails fühlt es sich nur eingeschränkt wohl. Schuld daran haben neben dem weiterhin hohen Rahmen- und Gesamtgewicht auch der Maxxis Minion DHF in der klebrigen MaxxGrip-Gummimischung am Vorderrad sowie der Hinterbau, der bergauf leicht wippt.
Bergab bringt der Reifen dagegen Sicherheit und das Jam kann überzeugen. Gerade der sensible Hinterbau arbeitet auf Enduro-Niveau, die Gabel kann hier nicht ganz folgen. So ist das Focus Jam auch mit Carbon-Rahmen eher eine Abfahrtsmaschine als ein vielseitiges All Mountain, sollte dafür aber auch mal einen Parkeinsatz wegstecken können. Unser Tipp: Einfach eine längere 160er-Gabel montieren und das Focus Jam als Enduro einsetzen.