Über ein halbes Jahr lang spekuliert die MTB-Szene bereits, was sich hinter den abgeklebten Rädern des Cube Action Teams verbirgt. Das es sich um ein 29-Zoll-Bike mit 150 Millimeter Federweg handelt, war bereits durchgesickert, jetzt aber lüftet der bayerische Fahrradhersteller das Geheimnis komplett. Ist das neue Stereo 150 eine hochgezüchtete Rennmaschine für Vollgasabfahrten oder spricht es – wie sein Vorgänger (das Stereo 140 29) – auch All Mountain-Fahrer an?
Zumindest die Inspiration zum neuen Cube Stereo 150 kam zu großen Teilen aus dem Rennsport. Als Cube 2012 als erster großer Hersteller ein reines Enduro-Rennteam gründete, hatten die Bayern kein passendes Bike für die immer populäreren EWS-Rennen im Portfolio. Zwar hatte das kurz darauf präsentierte Stereo 160 HPC 160 Millimeter Federweg, damals neue 27,5-Zoll-Laufräder und war eines der leichtesten Bikes dieser Klasse, doch das Team äußerte den Ingenieuren immer speziellere Wünsche, was das Material anging.
Als der Ire Greg Callaghan 2015 dann sein erstes EWS-Rennen in Wicklow gewann, war für die Cube-Ingenieure rund um Chef-Konstrukteur Michael Prell klar, dass Handlungsbedarf besteht. Denn Callaghan hatte nicht auf dem ursprünglich für Enduro-Rennen entwickelten Stereo 160 gewonnen, sondern auf einem Stereo 140 650 B. Er gewann auf einem All Mountain. „Wir mussten erst einmal zueinander finden“, erklärt Prell bei der Präsentation des neuen Bikes, „aber das neue Stereo 150 trägt zu großen Teilen die Handschrift von Greg Callaghan.“ Also doch Vollgasmaschine? Wir haben uns auf den Trails von Finale Ligure selbst ein Bild vom neuen Cube Stereo gemacht.
Die Vorgaben von Greg Callaghan waren klar. Er will 29er-Laufräder, mindestens 150 Millimeter Federweg und passend zu den Trails seiner Heimat Irland eine agile Geometrie. Diese Herausforderung zwangen Prell und sein Team auf neue Wege. Die Brücke zwischen den beiden Sitzstreben wurde eingespart, um den neuen Hinterbau kürzer zu gestalten.
Die Kennlinie des Hinterbaus wurde deutlich progressiver als beim Vorgänger-Bike. Das gibt zum einen mehr Gegendruck und Rückmeldung vom Untergrund, das lieben Rennfahrer. Zum anderen kann man, weil das Bike generell etwas höher im Federweg steht, das Tretlager etwas tiefer konstruieren. Mit einer Tretlagerabsenkung von -34 Millimeter, einem 457 Millimeter langen Reach in Größe L und einem Lenkwinkel von 66 Grad bewegt sich das neue Stereo 150 im Rahmen dessen, was sich auch bei anderen Herstellern schon bewährt hat.
Alle Modelle des Cube Stereo 150 kommen ab Werk mit einer 160-mm-Gabel. Eine Dysbalance zwischen dem etwas knapper bemessenen Federweg am Heck (150 Millimeter) war bei ersten Fahrten nicht zu spüren.
Laut Hersteller wiegt der Rahmen des Topmodells aus Cubes hochwertigem C:68-Carbon in Größe 18 Zoll nur 2100 Gramm. Das wäre ein absoluter Topwert, der deutlich unter dem Niveau der Konkurrenz liegt. Die Carbon-Wippe und der Carbon-Hinterbau tragen mit Sicherheit zu dem niedrigen Rahmengewicht bei.
Designtechnisch knüpft das Cube Stereo 150 nahtlos an das bereits vergangenes Jahr eingeführte Stereo 140 mit 27,5-Zoll-Laufrädern an. Das Markante vordere Rahmendreieck und die versteckten Drehpunkte des Hinterbaus sorgen für eine interessante Optik.
Also, ist das neue Stereo Vollgasmaschine oder All-Mountain-Tourenbike? Für erste Testfahrten stellte uns Cube das Topmodell Stereo 150 C:68 TM 29 zur Verfügung. Ist man damit auf Anhieb so schnell wie Greg Callaghan? Auf alle Fälle braucht man Waden wie der EWS-Profi. Denn weil Cube mit dieser Ausstattung ein rennfertiges Bike liefern will, landet man bei einem Komplettgewicht von gewogenen 14,5 Kilo ohne Pedale, tubeless! Die schweren, aber stabilen Super-Gravity-Reifen von Schwalbe, eine Kettenführung und die Downhill-tauglichen Federelemente und 4-Kolben-Bremsen relativieren das Gewicht jedoch. Das Bike gewinnt zwar keinen Leichtbau-Wettkampf, verkraftet dafür aber mit Sicherheit mal einen Tag im Bikepark oder auf den rauen Trails von Finale Ligure. In Anbetracht der Ausstattung geht das Gewicht in Ordnung. Tritt man bergauf im Sitzen zum Traileinstieg bleibt der Hinterbau auch ohne eingelegte Plattform ruhig. Sprintet man im Wiegetritt die ersten Meter in den Trail, pumpt das Heck etwas mehr als normal üblich.
Bergab entfaltet das Bike sein volles Potential. Die Federelemente schlucken selbst größte Gesteinsbrocken und machen aus den rauesten Trails von Finale angenehm fahrbare Strecken. Das Handling des Cube-29ers ist nicht sperrig, aber in engen Kurven verlangt es nach etwas Nachdruck vom Fahrer, um die Richtung zu wechseln. In langen Steinfeldern oder Wurzelpassagen harmoniert die neue Fox-36-Gabel mit den großen 29er-Laufrädern perfekt und gibt dem Fahrer viel Sicherheit. Wir sind uns sicher (auch wenn wir nicht so schnell wie Greg Callaghan waren, der dieses Jahr auf dem neuen Bike schon einen fünften Rang bei der EWS eingefahren hat): das neue Cube Stereo 150 29 ist eine Vollgasmaschine, vor allem in der TM-Ausstattung für 4499 Euro. Die beiden günstigeren Modelle zielen mit anderen Ausstattungen auf den Tourenbiker ab.
Das Cube Stereo 150 kommt vorerst in drei verschiedenen Ausstattungsvarianten von 3199 Euro bis 4499 Euro. Die Gewichte liegen laut Hersteller zwischen 13,3 (SL), 13,6 (Race) und 13,9 Kilogramm (TM) ohne Pedale – das von uns gewogene TM-Modell landete in Größe 19 Zoll und mit Tubeless-Setup jedoch bei 14,5 Kilo. Eine Action-Team-Version soll im Laufe des Jahres folgen.
Das Cube Stereo 150 29 soll ab Ende Mai in den Läden verfügbar sein. Infos auf www.cube.eu.