Florentin Vesenbeckh
· 03.06.2025
Das Konfliktpotenzial zwischen Mountainbikern und Wanderern ist so alt wie das geländegängige Zweirad. Doch zum Glück sieht die Realität in den allermeisten Fällen friedlich aus. Bei respektvollem Umgang und Verhalten laufen Begegnungen zwischen Bikern und Fußgängern in der Regel freundlich ab. Entsprechend selten sind echte Zwischenfälle. Am vergangenen Wochenende kam es offenbar zu einer traurigen Ausnahme. Ein Aufeinandertreffen in Tirol eskalierte anscheinend und gipfelte in einer Körperverletzung, die bei der Polizei angezeigt wurde. Offenbar hat ein Wanderer einen Mountainbiker mit einem Stock geschlagen. Nun sucht die Polizei Zeugen.
Was war passiert? Wie die Polizei Seefeld berichtet, war am Samstag Vormittag ein 58-jähriger Mountainbiker im Bereich des Katzenkopfes in Leutasch unterwegs. Der in Tirol lebende Deutsche fuhr demnach von der Katzenkopfhütte talwärts, als ihm ein älteres Paar wandernd entgegen kam. Der bislang unbekannte männliche Wanderer habe dem Radfahrer den Weg versperrt und nach kurzer Diskussion soll er diesen attackiert haben, heißt es in der Meldung der Polizei. Der Wanderer ergriff demnach den Lenker des Mountainbikes und schlug mit seinem Wanderstock gegen das Gesicht des Radfahrers. Dieser erlitt Verletzungen unbestimmten Grades und konnte schließlich die Flucht ergreifen. Am Tag darauf erstattete der Mann Anzeige bei der Polizei Seefeld.
Der bislang unbekannte Wanderer sei zwischen 65 und 70 Jahre alt, schlank und ca. 170 – 175 cm groß. Weiter wurde er als kräftig und agil beschrieben und habe graue kurze Haare. Um der Sache auf den Grund zu gehen, bittet die Polizei Seefeld Zeugen um Hinweise.
Auch wenn der aktuelle Vorfall zum Glück die negative Ausnahme ist und die genaue Gemengelage alles andere als geklärt scheint: Es schadet nie, nochmal auf die Trail-Rules hinzuweisen - und unsere Kampagne “Love Trails, respect rules!” aus dem Jahr 2020 auszugraben. Regel Nummer 1: Respektiere andere Wegnutzer/innen:
Niemand geht in den Wald oder auf den Berg, um Stress zu haben und ein grundsätzliches Betretungsrecht haben alle Erholungssuchenden. Die Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander auf den Trails sind also gut. Zusätzlich gilt auf Wald- und Bergwegen schon immer die Regel: Wer von unten kommt, hat Vorrang und auf langsamere und schwächere Wegenutzer soll Rücksicht genommen werden. Damit sind vor allem Mountainbiker in der Pflicht, denn sie sind die schnellsten und – je nach Lenker – auch die breitesten Trail-Nutzer. Eine Pflicht, die einfacher nicht sein könnte: Um Wanderer nicht zu erschrecken, frühzeitig abbremsen, sich bemerkbar machen und freundlich grüßen. Ein "Dankeschön" fürs Vorbeilassen und zwei, drei freundliche Sätze sorgen zusätzlich für gute Stimmung. Ist man in einer größeren Gruppe unterwegs, schadet es auch nicht, den Wanderer darauf vorzubereiten, dass er gleich noch mal überholt wird. Kommen Wanderer von unten entgegen: Anhalten, freundlich grüßen und die Gruppe vorbei lassen.
Erwähnenswert: An der Katzenkopfhütte starten die Trails des Bikeparks Katzenkopf, in dem sich vor allem Familien, Kinder und Jugendliche wohl fühlen. Die panoramareiche Katzenkopfhütte ist aber auch abseits der angelegten Trails ein beliebtes Ausflugsziel. Wo genau sich der oben geschilderte der Vorfall am vergangenen Wochenende ereignet hat, geht aus dem Bericht nicht hervor.
Die räumliche Trennung zwischen Biker/innen und Wandernden sowie ein geeignetes Wegeangebot für Mountainbiker sollte eigentlich zur Entspannung zwischen den Nutzergruppen führen. Die gesetzlichen Regeln in Österreich, laut denen das Befahren von Forstwegen im ganzen Land erstmal verboten ist, sind leider Gift für ein friedliches Miteinander am Berg. Reminder: In ganz Österreich dürfen Fahrradfahrer/innen abseits des Straßenverkehrs nur Wege nutzen, die explizit als Bike- oder Fahrradweg ausgeschildert sind. Das gilt auch für breite Forstwege.