Gitta Beimfohr
· 17.08.2020
Mit unserer Kampagne wollen wir das Image der Mountainbiker langfristig aufbessern. Das sind die sechs goldenen Regeln für ein umweltverträgliches und entspanntes Miteinander im Wald.
Love Trails – Respect Rules: Das ist der Slogan hinter der gemeinsamen Kampagne von BIKE, FREERIDE und EMTB. Aber was steckt dahinter? Diese sechs Regeln sind das Fundament unserer Kampagne. Im Laufe der nächsten Ausgaben, werden wir zusammen mit Bike-Promis wie Lukas Knopf, Steffi Marth, Max Hartenstern oder Leo Kast auf jede der Regeln aufmerksam machen. Weiter unten werden wir Schritt für Schritt jede der sechs Regeln genauer beleuchten und Empfehlungen mitgeben, wie man sie am besten auf dem Bike umsetzt. Danke fürs Mitmachen!
Niemand geht in den Wald oder auf den Berg, um Stress zu haben und ein grundsätzliches Betretungsrecht haben alle Erholungssuchenden. Die Voraussetzungen für ein friedliches Miteinander auf den Trails sind also gut. Zusätzlich gilt auf Wald- und Bergwegen schon immer die Regel: Wer von unten kommt, hat Vorrang und auf langsamere und schwächere Wegenutzer soll Rücksicht genommen werden. Damit sind vor allem Mountainbiker in der Pflicht, denn sie sind die schnellsten und – je nach Lenker – auch die breitesten Trail-Nutzer. Eine Pflicht, die einfacher nicht sein könnte: Um Wanderer nicht zu erschrecken, frühzeitig abbremsen, sich bemerkbar machen und freundlich grüßen. Ein "Dankeschön" fürs Vorbeilassen und zwei, drei freundliche Sätze sorgen zusätzlich für gute Stimmung. Ist man in einer größeren Gruppe unterwegs, schadet es auch nicht, den Wanderer darauf vorzubereiten, dass er gleich noch mal überholt wird. Kommen Wanderer von unten entgegen: Anhalten, freundlich grüßen und die Gruppe vorbei lassen.
Die schlechteste Art, um sich bemerkbar zu machen, ist mit blockiertem Hinterrad über den Trail zu schrappen. Erstens ist ein erschreckter Wanderer selten gut gelaunt und zweitens liefert man mit der hinterlassenen Bremsspur den nächsten Diskussionsgrund gleich mit. Eine gute Idee dagegen ist eine Trail-Bell z. B. die Schwarzwald Trailglöckle von Beitune. Zum Trailsharing gehört übrigens auch, dass man beliebte Wanderstrecken zu bestimmten Zeiten einfach meidet. Wer freie Fahrt genießen will, findet die am besten in den frühen Morgenstunden oder am Abend.
In der Tagespresse liest man derzeit wieder häufig von "querfeldein-fahrenden Mountainbikern". Ein Argument von Bike-Gegnern, das wir längst aus der Welt geschafft glaubten. Schon weil es gar keinen Sinn, geschweige denn Spaß macht, durch unwegsames Gestrüpp zu fahren. Was aber wirklich wichtig ist: die Arbeit der Wegebauer zu respektieren. Bitte fahrt die Wege so, wie sie angelegt wurden. Keine Abkürzer in Spitzkehren, kein blockiertes Hinterrad in Steilstücken. Es ist überhaupt keine Schande, bergab auch mal zu schieben, wenn ein Wegstück zum Fahren zu schwierig erscheint!
Und ebenfalls sehr wichtig: Bitte keine weiträumigen Umfahrungen von Pfützen! Das hat auf Dauer eine massive Verbreiterung des Trails zur Folge und die Wegepfleger haben viel Arbeit damit, den Weg wieder in den Originalzustand zu versetzen. Pfützen daher am besten immer gerade durchqueren. Auch dann, wenn bereits eine alternative Spur von Wanderstiefel-Abdrücken existiert. Biker müssen den Fehler ja nicht nachmachen.
Tipp: Fahrtechnik-Kurse zu den Themen "Spitzkehren" und "Wheelie fahren" (um trocken durch die Pfütze zu kommen) werden das ganze Jahr über angeboten.
Es gibt wohl kaum einen Mountainbiker, der sich noch nie beim Schwierigkeitsgrad einer Tour verschätzt hat und dieses Vertun mit Lehrgeld bezahlen musste. Man trifft sogar Alpenüberquerer am Berg an, die sich einfach eine Route aus einem Tourenportal heruntergeladen und unterwegs keine Ahnung haben, wo sie die Tour weiter entlang führen wird. Deshalb, zur eigenen Sicherheit: Plant Eure Touren im Voraus, damit ihr jederzeit wisst, wo ihr seid und im Notfall eine alternative Route ins Tal finden könnt. Auch der Schwierigkeitsgrad der Tour sollte unbedingt eurem Fahrkönnen entsprechen. Befasst euch mit der Technik eures Bikes und macht euch zumindest mit Notfallreparaturen (wie Platten und Kettenriss) vertraut. Minitool, Ersatzschlauch, Pumpe und Erste Hilfe-Set gehören zur Grundausstattung im Rucksack. Und ganz wichtig: nur mit Helm fahren!
Die Regel erklärt sich von selbst und die gute Nachricht ist: Biker sind nicht diejenigen, die ihre alten Kühlschränke, Autoreifen und Bauschutt im Wald abladen. Dennoch sieht man auf hochfrequentierten Trails auch schon mal Riegelverpackungen durchs Unterholz flattern. Bitte hinterlasst auch keine Taschentücher oder Bananenschalen auf den Trails. Und noch besser: Nehmt auf Tour einen kleinen Sack mit und sammelt stattdessen Müll von anderen noch mit ein. Das ist gut für den Ruf aller Mountainbiker und ganz besonders gut fürs eigene Karma-Konto!
Ein gesetzliches Nachtfahrverbot gibt es in deutschen Wäldern nicht. Dennoch sehen Jäger und Naturschutzbund es nicht gern, wenn Mountainbiker nachts mit Hochleistungsstrahlern durch den Wald schießen. Der Grund: In der Dämmerung ist das Wild am aktivsten und begibt sich aus seinem Tagesversteck auf Nahrungssuche. Geblendete Tiere bleiben entweder wie erstarrt stehen oder werden aufgeschreckt und rennen eventuell in Panik auf die Straße. Das ist besonders problematisch im Winter, denn um Energie zu sparen, fahren die Wildtiere bei Kälte ihren gesamten Organismus auf Sparflamme herunter. Das macht sie weniger schnell und beweglich oder kostet sie so viel Energie, dass ihre Fettreserven nicht bis zum Frühjahr ausreichen. Zu diesem Thema gibt es bereits diverse Studien, die sich teils auch widersprechen. Daher: Wer auf nächtliche Fahrten durch den Wald nicht verzichten kann/will, sollte sich zumindest auf breite Schotterstraßen beschränken, die ohnehin häufiger frequentiert werden. Trails, die zu Jägerständen, Tierfutterstellen oder tief in den Wald führen, bitte unbedingt meiden – den Tieren zuliebe.
Denn sie wissen nicht, was sie tun: Tatsächlich sind sich viele, die mit Schaufel, Säge und Spitzhacke in den Wald ziehen gar nicht bewusst, dass sie etwas Illegales tun. Fakt ist aber, dass deutsche Wälder meist in privater Hand oder verpachtet sind. Im Gegensatz zu anderen Ländern, wie zum Beispiel in Neuseeland, werden diese Wälder aber nicht abgezäunt. Das verhindert das deutsche Waldbetretungsrecht. Nach dem ist jedem Erholungssuchenden der freie Zutritt erlaubt. Dafür wird der Waldbesitzer oder -pächter bei Unfällen nicht haftbar gemacht – solange es sich um waldtypische Gefahren handelt, mit welchen ein Nutzer eben zu rechnen hat.
Verletzt sich dagegen jemand wegen eines illegal gebauten Anliegers, Tables, Jumps oder auch schon häufig gesehenen Northshore-Konstruktionen, dann handelt es sich dabei um NICHT-waldtypische Gefahren und der Pächter kann tatsächlich haftbar gemacht werden. Das ist aber nur ein Grund, warum die Waldbesitzer empfindlich auf illegale Trails reagieren. Es soll auch Trail-Bauer geben, die ganze Wurzeln aus dem Boden und große Äste oder sogar ganze Bäume absägen. Das sind Eingriffe, die sonst auch niemand auf seinem Grundstück dulden würde. Schon aus Naturschutzgründen.
Aber klar, nicht jeder hat die Chance, das Geld oder den Führerschein, um den nächstgelegenen Bikepark anzusteuern. Also hilft nur das, was man derzeit in Augsburg beobachten kann. Dort haben sich Biker zu einem Verein zusammen getan und suchen nun offiziell das Gespräch mit den Behörden und Waldbesitzern. Und so wie es derzeit aussieht, werden sie demnächst in den Westlichen Wäldern auf legalen Trails unterwegs sein. Mehr Infos unter: www.mtb-augsburg.de
#LoveTrailsRespectRules