Vorder- und Hinterrad erfüllen unterschiedliche Funktionen: Vorne braucht man Führung und will vor allem bremsen können, dafür braucht man Grip und Traktion. Sprich: eine weichere Gummimischung und stärkeres Profil, das sich mit dem Untergrund verzahnen kann. Der Hinterreifen soll gut rollen, deshalb darf das Gummi härter sein, auch das Profil darf zahmer ausfallen. Spezialfall: Downhill. Da erfüllt das Hinterrad auch eine Bremsfunktion, daher werden im Downhill oft die gleichen Reifen vorne wie hinten eingesetzt.
Die Karkasse ist das Skelett des Reifens. Sie sollte so stabil wie nötig sein und so flexibel wie möglich. Flexibel, um sich den Unebenheiten des Geländes anzupassen, doch so stabil, dass man nicht ständig Pannen hat. Downhill-Reifen besitzen eine mehrlagige Karkasse, das bringt eine hohe Durchschlagsicherheit und eine bessere Dämpfung.
Tubeless ist pannensicherer, drückt das Gewicht, verbessert den Rollwiderstand, lässt einen geringeren Reifendruck zu und liefert somit mehr Traktion und Komfort. Nachteile sind eine aufwändigere Montage, Burping bei größeren Seitenkräften, ein höherer Preis und von Zeit zu Zeit entweichende Luft. Zudem sind spezielle Tubeless-Felgen notwendig.
Eine Faustregel gibt es hierfür nicht. Wenn die Kanten der Stollen rund sind, greifen Racer schon zu neuen Reifen, oftmals nach wenigen Runs. Hobby-Biker können die Stollen theoretisch ganz runterfahren. Es gilt: je geringer die Stollenhöhe, desto schlechter verzahnt sich der Reifen mit dem Untergrund. Das Profil ist beim Vorderreifen von viel größerer Bedeutung als beim Hinterreifen. Hinterreifen kann man getrost ganz runterfahren – zum Semislick-Pneu. Übrigens: Reifen mit softer Gummimischung liefern zwar viel Grip, fahren sich aber viel schneller ab (Radiergummieffekt) als härtere Mischungen.
Ja. Plus-Reifen ab 2,6 Zoll bis sogar 3 Zoll Breite sind nahezu ausgestorben. Nur noch wenige Hersteller spezifizieren moppelige 2,6er-Reifen. Denn die Nachteile überwiegen, wie z. B. ein schwammiges Fahrgefühl. Für den Gravity-Einsatz sind Reifen um 2,4 Zoll Breite sinnvoll.
Rennfahrer schwören bei schlammigem, tiefem Untergrund auf Matschreifen, denn die bringen mit ihren langen Stollen merkliche Vorteile. Für Hobby-Biker sind spezielle Schlammreifen – und damit ein zusätzlicher Laufradsatz – eine überflüssige Investition. Hobby-Biker sollten darauf achten, dass der Reifen gute Allround-Fähigkeiten besitzt und unter den unterschiedlichsten Bedingungen gut funktioniert. Mehr Tipps zu den richtigen MTB-Reifen bei Nässe und Kälte >>
Für Fahrradschläuche gibt es eine gute Recycling-Kette: Bike-Händler nehmen defekte Schläuche zurück, die dann beim Hersteller (z. B. Schwalbe) zu 100 Prozent wiederverwertet werden. Alte Reifenmäntel dagegen landen oft im Hausmüll oder auf dem Wertstoffhof – je nach Bundesland-Regelung. Momentan gibt es noch kein effektives Recycling-System für Reifen. Da Reifen einen hohen Brennwert besitzen, werden sie meist in Müllverbrennungsanlagen verbrannt.
Ja, leider. Reifen verhärten oder werden spröde. Je mehr sie der Witterung ausgesetzt sind, desto schneller altert das Gummi. Dafür ist besonders Ozon verantwortlich. Ist der Reifen neu und wird gut gelagert (dunkel, trocken, möglichst luftdicht, etwa in einer Plastiktüte) übersteht er locker 5 Jahre, ohne dabei an Leistung einzubüßen.
Sehr wichtig. Ein niedriger Druck bringt mehr Komfort, Traktion und somit Fahrsicherheit. Leider erhöht sich mit sinkendem Luftdruck das Durchschlagrisiko. Auf den Rollwiderstand wirkt sich niedriger Reifendruck hauptsächlich auf der Straße oder auf Schotterwegen negativ aus – im Gelände dagegen weniger, wie wissenschaftliche Studien belegen. DH-Worldcup-Racer fahren oft 1,8 Bar vorne und 2,0 Bar hinten. Der hohe Druck ist der viel höheren Geschwindigkeit geschuldet, mit der Racer unterwegs sind. Der hohe Druck macht den Reifen pannenresistenter, und er walkt weniger. Als Faustregel für den Luftdruck gilt: so niedrig wie möglich, ohne dabei Durchschläge zu riskieren, und dabei ausreichend seitenstabil, damit er nicht wegschmiert. Faustregel für Hobby-Biker (zirka 75 Kilo): vorne 1,5 Bar, hinten 1,7 Bar. Wer auf Gebirgs-Touren eher trialig und langsam unterwegs ist, kann sogar enorm man Grenz sogar bis auf 1 Bar runtergehen. So ein geringer Luftdruck bringt eine enorme Traktion, und der Reifen liegt sehr breit auf. Tubeless kann man pauschal 0,3 Bar weniger Druck fahren, doch irgendwann ist die Grenze erreicht, und auch diese Reifen schlagen durch. Mehr zum optimalen Reifendruck >>
Der Rollwiderstand wird in Watt angegeben und sagt aus, wie viel Energie ein Reifen „schluckt“. Ein normal sportlicher Mensch kann 250 Watt in der Stunde leisten. Muss er ständig mehr aufbringen, da die Reifen eine hohe Wattzahl schlucken, ist er dementsprechend früher k. o. Die Werte werden im Labor auf einer glatten Stahltrommel gemessen, können im Gelände aber etwas anders ausfallen. Da der Vorderreifen weniger belastet wird, macht sich der Rollwiderstand des Reifens hier weniger bemerkbar als beim Hinterreifen.
Ganz klar: Der Durchschlagwert ist wichtiger. Er sagt aus, wie robust ein Reifen ist. Durchstiche sind selten, Durchschläge dagegen sind der große Feind des Mountainbikers.
Breite Felgen erhöhen die Seitenstabilität des Reifens bei geringem Druck, und die Lauffläche wird insgesamt flacher, daher greifen mehr Stollen in den Boden. Das führt zu mehr Traktion.
Grundsätzlich gilt: je weicher die Gummimischung, desto höher sind Grip, Traktion und Verschleiß. Reifen mit weichem Gummi entfalten besonders am Vorderrad die größte Wirkung. Daher die Faustregel: vorne weich, hinten härter für einen besseren Rollwiderstand. Im Racing werden weiche Gummimischungen meist auf beiden Rädern gefahren. Die Gummimischung beeinflusst auch die Dämpfungseigenschaften eines Reifens. Diese Rückprallelastizität hat eine große Auswirkung aufs Fahrverhalten. Downhill-Mischungen besitzen sehr hohe Dämpfungswerte und kleben daher am Boden. Nachteil: geringe Haltbarkeit, wenig nachhaltig!
Zweikammersysteme werden in Verbindung mit Tubeless-Reifen eingesetzt. Der Reifen wird dabei so ins Felgenbett gepresst, dass er nicht herausspringen und Luft verlieren kann, wie das bei reinen Tubeless-Reifen passiert, zum Beispiel in Kurvenkompressionen oder bei Sprunglandungen (Burping). Größter Vorteil ist der enorme Durchschlagschutz, da der Hochdruckschlauch die Felge panzert. In Zweikammersystemen kann man je nach Einsatzzweck den Luftdruck bis unter 1 Bar senken. Schaumstoffeinlagen wie Cush Core und Co haben einen ähnlichen Zweck. Beide Systeme werden meist bei DH- und Enduro-Rennen angewandt. Nachteil: mehr Gewicht und Laufradträgheit.
Ja! Es kommt natürlich darauf an, wo. In felsigen Bike-Revieren wie im Vinschgau oder am Gardasee braucht man pannensichere Reifen mit guter Dämpfung. Ist man dagegen in Mittelgebirgen unterwegs, auf weicherem Boden und gewellten Trails, dann sind leichte Reifen mit einer eher harten Gummimischung sinnvoll. Denn sie erzeugen viel Vortrieb und ein quirliges Handling. Das geringere Reifengewicht verändert den Charakter des Bikes signifikant – aus Traktor wird Sportwagen.