Adrian Kaether
· 28.09.2022
Bosch zeigt einen neuen Motor auf der Basis des bekannten CX-Linie: Mit der neuen Unterstützungsstufe Race und einem geringeren Gewicht ist der Bosch Performance Line CX Race für Rennfahrer gemacht, wird aber auch in exklusiven High-End-Bikes zum Einsatz kommen.
Neue Features per Software-Update? Schon 2020 zeigte Bosch, dass das möglich ist und verpasste dem Performance Line CX 10 Newtonmeter mehr Drehmoment und den “Extended-Boost” im E-MTB-Modus. Faktisch ein verlängerter Nachlauf, der Bikerinnen und Bikern über Hindernisse hinweghalf. Seitdem ein starkes Verkaufsargument für den Bosch E-Bike Motor, wenn es um technische Uphills geht.
Jetzt zeigen die Schwaben mit dem CX Race erneut, was mit Software alles möglich ist. Doch zunächst zur neuen Hardware des E-Bike Bosch-Motors; oder mit vollem Namen: Bosch Performance Line CX Race Limited Edition. Obwohl das Gehäuse, von der Farbe abgesehen, identisch mit dem bekannten Performance Line CX ist, konnten die Ingenieure beim CX Race laut Herstellerangaben 200 Gramm einsparen. Das betrifft vor allem leichtere Parts im Innenleben des Antriebs und verhilft dem neuen CX Race Antrieb zu einem Gewicht von nur noch 2,7 Kilogramm. Wo genau das Gewicht eingespart wird, dazu schweigt Bosch. In Anbetracht der Gesamtmasse eines E-MTBs dürfte die Gewichtsersparnis keinen großen Unterschied machen, Racer freut das aber sicher. Wie bisher bleibt es auch beim CX Race bei 85 Newtonmetern Drehmoment in der Spitze, auch die Maximalleistung fällt unverändert aus. Bosch selbst macht keine Angaben dazu, nach unseren Messungen leistet der Antrieb in etwa 550 Watt maximal.
Wie das “Limited Edition” im vollen Namen des neuen Antriebs verrät, wird es den E-Bike-Motor vorerst nur in einer begrenzten Stückzahl geben. Das bedeutet, dass die Hersteller nicht unbegrenzt Motoren ordern können. Auch hier macht Bosch keine genauen Angaben zu Stückzahlen. Klar dürfte aber sein, dass durch die Limitierung und einen durch die Gewichtsersparnis vermutlich auch höheren Preis vorerst vor allem Top-Modelle mit dem neuen Bosch Performance Line CX Race ausgerüstet sein dürften.
Update: Mittlerweile wurden die ersten Bike-Modelle mit dem neuen CX-Race vorgestellt. Der Aufpreis gegenüber dem “normalen” Performance CX liegt im hohen dreistelligen Bereich - je nach Hersteller bei ca. 700 Euro.
Der wesentliche Unterschied zum klassischen Performance-CX-Antrieb liegt jedoch in der Software. Der neue Bosch CX Race verfügt über einen neuen gleichnamigen Unterstützungsmodus. “Race” ist speziell darauf abgestimmt ist, bergauf Zeit gutzumachen. Dafür hat Bosch die Unterstützung von 340 auf 400 Prozent angehoben - anders gesagt: Der Motor gibt früher mehr Gas. Bei 100 Watt Fahrerleistung legt der CX Race jetzt 400 Watt Motorleistung obendrauf, während es bisher 340 Watt waren. Außerdem reagiert der Race-Mode noch direkter auf den Pedaltritt des Fahrers und bietet jetzt auch einen verlängerten Nachlauf. Diese “Extended-Boost” genannte Funktion hat Bosch vom E-MTB-Modus entlehnt und für den Race-Mode noch einmal verstärkt.
Wird der Motor damit zum giftigen Renn-Spezialisten? Wir konnten den neuen CX Race bereits fahren. Demonstrativ schiebt er an, ein Finger in Reichweite der Hinterradbremse ist bergauf kein Fehler. Nach etwas Eingewöhnung allerdings ist der Schub auch im Race-Mode gut per Oberschenkeldruck kontrollierbar, trotzdem geht’s gerade bei mäßigem Krafteinsatz etwas schneller vorwärts, als im Turbo-Modus. Die laut Hersteller höhere Reaktivität des neuen E-Bike-Antriebs konnten wir dagegen in der Praxis nicht sicher erspüren.
Ein anderes Feature lässt aber keinen Zweifel aufkommen, ob man sich im Turbo- oder im Race-Modus befindet. Der Nachlauf nach kräftigen Pedaltritten fällt im Unterstützungsmodus Race wirklich lang aus - der Motor schiebt einen nach dem letzten Pedaltritt noch gefühlt eine halbe Sekunde vorwärts. Stufen bergauf sind damit noch deutlich leichter zu bewältigen als bisher, solange ausreichend Traktion vorhanden ist.
Mit dem Bosch CX Race nimmt Bosch eine spezielle Zielgruppe ins Visier. Der aggressive Race-Modus ist sicher nichts für jeden Biker, trifft aber einen schönen Kompromiss aus kräftigem Vorwärtsdrang und immer noch guter Dosierbarkeit. Die Kombination aus hoher Unterstützung einerseits und Extended Boost andererseits passt exzellent zu sportlichen Uphills, wenn die Uhr tickt. Leider ist ein entsprechendes Software-Update für bisherige CX-Antriebe vorerst nicht vorgesehen.
EMTB: Was ist denn die Idee hinter dem CX Race? Rennen fahren ja nur ganz wenige E-Mountainbiker.
Christoph Schumacher: Die Idee hinter dem neuen Motor ist zum einen, den E-MTB-Racern, seien es Profis oder Amateure, ein Produkt zu liefern, das genau dafür ausgelegt ist, möglichst schnell zu sein. Gerade bergauf. Aber wir wollen damit auch diejenigen ansprechen, die einfach Spaß daran haben, sich im Uphill mit ihren Kumpels zu messen. Zum anderen haben wir ein spezialisiertes Produkt kreiert, das Herstellern die Möglichkeit gibt, sich im Highend-Segment noch mal von der Konkurrenz zu unterscheiden. Der CX Race ist also sowohl ein sehr sportiver Antrieb, als auch einer der zeigt, was technisch aktuell möglich ist.
Der CX Race soll nur begrenzt verfügbar sein? Was bedeutet das?
Jeder Hersteller kann eine gewisse Anzahl an Drive-Units pro Modelljahr erwerben. Wir geben keine genauen Stückzahlen an, aber es steht eine gewisse Limitierung dahinter. Die Produkte wird es aber ganz normal beim Fachhändler zu kaufen geben, nur eben nicht in sehr großer Menge.
Ist der CX Race dann das neue Top-Modell?
Der CX Race läuft außer Konkurrenz. Erstens durch die Limitierung und zweitens durch den speziellen Use-Case. Er ist neben unserer CX Drive Unit noch mal eine spezialisierte Variante des CX. Denn die Basisleistungszahlen, das maximale Drehmoment und die Maximalleistung sind ja identisch.
Werden die Neuerungen in der Software irgendwann beim „normalen“ CX ankommen? Ist also auch hier ein Race-Mode vorstellbar?
Der Race-Mode ist zunächst exklusiv für den CX Race vorgesehen.