Neues Fahrwerks-Setup-Tool von Mondraker

Tim Folchert

 · 10.02.2021

Neues Fahrwerks-Setup-Tool von MondrakerFoto: Mondraker
Neues Fahrwerks-Setup-Tool von Mondraker

Elektronische Abstimmhilfe: Mondraker stattet seine Enduro-Bikes zukünftig mit einem neuen Tool zum Fahrwerks-Setup aus. Das MIND-System soll aber noch mehr können.

Die optimale Fahrwerkseinstellung ist oft ein Mysterium. High- und Low-Speed-Druckstufe, dasselbe für die Zugstufe, SAG oder Optionen zum Verkleinern der Luftkammer machen die Einstellung zur Herausforderung – gerade für unerfahrene Biker. Mondraker stellt auf der Homepage zwar bereits Tabellen für die grobe Fahrwerksabstimmung an seinen Modellen zur Verfügung, aber das reicht den Spaniern noch nicht. Zum individuellen Setup des Fahrwerks hat Mondraker nun ein eigenes Analyse-System mit vielen Features entwickelt, das auf den Namen „MIND“ hört.

  Sowohl an Gabel, als auch am Hauptdrehpunkt des Hinterbaus sitzen Sensoren, welche die Entfernung zu Magneten an den Tauchrohren und am Hinterbau messen.Foto: Mondraker
Sowohl an Gabel, als auch am Hauptdrehpunkt des Hinterbaus sitzen Sensoren, welche die Entfernung zu Magneten an den Tauchrohren und am Hinterbau messen.

In der Regel müssen Biker ein feines Popometer an den Tag legen, um die feinen Unterschiede zwischen einzelnen Klicks an Dämpfer und Gabel heraus zu spüren. Doch man kann sich auch modernster Technik bedienen: Downhill-Profis und Bike-Entwickler beispielsweise nutzen seit Jahren aufwändige Messtechnik wie Datarecording oder andere Telemetrie-Systeme, um das Maximale aus den Fahrwerken ihrer Bikes herauszukitzeln und es optimal ans Gelände anzupassen. Während das 2019 vorgestellte BYB Datenerfassungs-System eher etwas für Profis und Amateur-Racer ist, hat Sram mit dem Quarq ShockWiz-Tool bereits vor vier Jahren versucht, eine elektronische Abstimmhilfe für die breite Masse an Bikern zu etablieren. Doch anders als das MIND-System von Mondraker lässt sich der kleine, schwarze ShockWiz-Kasten universell einsetzen, da er einfach auf das Ventil von Luftfederdämpfern oder Gabeln geschraubt wird. Während der Fahrt sammelt das ShockWiz-Tool die Luftdruckdaten und schickt sie nach der Fahrt auf die entsprechende App auf dem Smartphone. Der Nutzer kann die Daten analysieren und sich Tipps geben lassen, um sein Fahrwerk optimal einzustellen. Das funktioniert auch ziemlich gut – wie unsere Tests damals gezeigt haben.

  Die Federung am Bike elektronisch zu optimieren, das verspricht auch das universelle ShockWiz-Tool von Quarq, das bereits seit drei Jahren auf dem Markt ist.Foto: Tobias Woggon
Die Federung am Bike elektronisch zu optimieren, das verspricht auch das universelle ShockWiz-Tool von Quarq, das bereits seit drei Jahren auf dem Markt ist.

Mondraker verspricht perfektes Fahrwerks-Setup

Mondraker will jetzt Bikern mit MIND ebenfalls beim Thema Fahrwerkseinstellung unter die Arme greifen. In der MyMondraker-App kann der genutzte Federweg und die Ein- und Ausfedergeschwindigkeit analysiert werden. Außerdem werden Durchschläge und auch die Airtime bei Sprüngen abgebildet. Dank der aufgezeichneten Daten und Graphiken kann der Fahrer sein Fahrwerk feintunen. Explizite Tipps an welchen Knöpfen, wie viel gedreht werden soll - wie beim ShockWiz-Tool - gibt das System von Mondraker nicht. Lediglich beim Sag kann sich der Fahrer Tipps anzeigen lassen. Diese basieren auf Körpergewicht und Fahrstil nach eigener Einschätzung.

  Anhand der gesammelten Daten soll der Fahrer sein Fahrwerk besser abstimmen können.Foto: Mondraker
Anhand der gesammelten Daten soll der Fahrer sein Fahrwerk besser abstimmen können.
  Was aussieht wie ein Spoiler ist der Gabelsensor des MIND-Systems. Die Magneten sitzen an den Tauchrohren.Foto: Mondraker
Was aussieht wie ein Spoiler ist der Gabelsensor des MIND-Systems. Die Magneten sitzen an den Tauchrohren.

Das Teil am unteren Ende des Gabelschafts, das aussieht wie ein Spoiler in der MotoGP, hat nichts mit Aerodynamik zu tun, sondern ist ein Sensor des MIND-Systems. Er erfasst die Entfernung zu den Magneten an den Tauchrohren. Je näher der Magnet kommt, desto stärker nimmt der Sensor das Magnetfeld wahr. Das System (gesamt 199 Gramm laut Hersteller) soll damit extrem genau sein. Im Heck ist der Sensor kaum sichtbar im Hauptdrehpunkt des Hinterbaus integriert. Die Funktionsweise ist die gleiche wie an der Gabel. Ein Magnet nähert sich beim Einfedern dem Sensor und der Sensor nimmt das stärkere Magnetfeld wahr.

  Am Hinterbau ist der MIND-Sensor deutlich unauffälliger als an der Gabel.Foto: Mondraker
Am Hinterbau ist der MIND-Sensor deutlich unauffälliger als an der Gabel.

Zusätzlich verfügt das MIND-System über einen GPS-Sensor. Damit kann es laut Hersteller, über 20 Stunden die zurückgelegte Strecke, Geschwindigkeiten, Höhenmeter und die Telemetriedaten aufzeichnen. Im Standby-Modus soll das System über 15 Tage durchhalten. Durch den eingebauten Speicher muss der Fahrer nicht einmal das Smartphone auf der Fahrt mitschleppen. Nach der Fahrt können die Daten auf das Smartphone übertragen und ausgewertet werden.

  Die Daten des MIND-Systems werden in der MyMondraker-App ausgewertet. Die App kann auch Tipps zur Abstimmung des Fahrwerks geben.Foto: Mondraker
Die Daten des MIND-Systems werden in der MyMondraker-App ausgewertet. Die App kann auch Tipps zur Abstimmung des Fahrwerks geben.
  Der Sensor am unteren Ende des Gabelschaftes ermittelt die Enfernung zu den Magneten an den Tauchrohren.Foto: Mondraker
Der Sensor am unteren Ende des Gabelschaftes ermittelt die Enfernung zu den Magneten an den Tauchrohren.

Neben dem eingebauten GPS kann eine SIM-Karte eingelegt werden. Doch sie dient nicht zum Telefonieren, sondern ist Teil der Tracking-Funktion, falls das Bike geklaut werden sollte. Wenn das Bike unbefugt bewegt wird, bekommt der Besitzer eine Nachricht auf sein Smartphone. Um das Bike tracken zu können, ist allerdings eine Freischaltung von Mondraker notwendig. Vor allem bei teuren Bikes und E-Bikes ist diese Funktion sehr praktisch.

  GPS und Platz für eine SIM-Karte bietet MIND. So muss der Fahrer kein Smartphone auf der Fahrt dabei haben. Außerdem verfügt das System von Mondraker über eine Tracking-Funktion als Diebstahlschutz.Foto: Mondraker
GPS und Platz für eine SIM-Karte bietet MIND. So muss der Fahrer kein Smartphone auf der Fahrt dabei haben. Außerdem verfügt das System von Mondraker über eine Tracking-Funktion als Diebstahlschutz.

MIND soll 2021 in allen Carbon-Varianten der Modelle Foxy und Crafty zum Einsatz kommen. Preislich werden die Bikes etwa 200 bis 300 Euro teurer. Das elektronische Tool ist lediglich in Europa erhältlich und kann nicht nachgerüstet werden. Mondraker plant zudem, das System in den nächsten Jahren auch in Cross-Country-Bikes, Trailbikes und Downhill-Mountainbikes zu verbauen.

Wo Liegt der Unterschied zum Live Valve-System von Fox? Das Live Valve ist kein Analyse-Tool, das Tipps zum Fahrwerks-Setup gibt, sondern es regelt und steuert das gesamte Fahrwerk während der Fahrt vollautomatisch und elektronisch. Es öffnet und schließt innerhalb von drei Hundertstelsekunden Ventile in Gabel und Dämpfer und passt so automatisch die Plattform an. Zwar sammelt das System über verschiedene Sensoren auch Fahrdaten, doch die laufen sofort im Controller zusammen und ein Algorithmus errechnet blitzschnell, ob Dämpfer und Federgabel verhärtet werden oder nicht. Der Fahrer bekommt die „Untergrund-Analyse“ also direkt mit der passenden Fahrwerkseinstellung quittiert und muss sich keine Gedanken machen. Bei der Einstellung der Federelemente hilft das Live Valve aber nicht, die muss man vorher selbst vornehmen.

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