Adrian Kaether
· 6/28/2021
Viele Firmen haben sich an Upside-Down-Gabeln versucht, fast alle sind gescheitert. Intend bietet wahlweise eine klassische oder eine Upside-Down-Gabel an.
Die Geschichte der Upside-Down-Gabeln am Mountainbike ist eine Geschichte von Misserfolgen. Denn während die invertierten Gabeln an Zweirädern mit Verbrenner mittlerweile Standard sind, konnten sie sich am MTB nie durchsetzen. Erstaunlich, denn ein großer Vorteil von Upside-Down-Gabeln, das sensiblere Ansprechverhalten, sollte doch gerade an leichten Mountainbikes eine Rolle spielen. An den nötigen Ressourcen zur Entwicklung hat es nie gemangelt: Erste Versuche gab es bereits Anfang der Neunziger mit der Suspenders-Gabel am Mountain Cycle San Andreas. Auch Branchengrößen wie Manitou und Marzocchi versuchten sich immer wieder am umgekehrten System. Sogar Rockshox stieg vor wenigen Jahren mit der exklusiven RS-1 ins Upside-Down-Segment ein. Doch die Gabel war trotz exzessivem Carbon-Einsatz schwer und wenig steif, woran auch die wuchtige Spezialnabe kaum etwas ändern konnte. Die fummelige Laufradmontage und der extrem hohe Preis waren weitere Gründe für den fast schon zwangsläufigen Flop. Das Thema Upside-Down am Mountainbike hatte sich damit mal wieder erledigt.
Dass ausgerechnet einem deutschen Tüftler wenig später das überzeugendste Upside-Down-Konzept der 2010er-Jahre gelingen sollte, das hätte nach dem Verschwinden der RS-1 niemand für möglich gehalten. Vorhang auf für Cornelius Kapfinger und seine erste Gabel, die Intend Edge. Inspiriert von der frühen Manitou Dorado machte sich der ehemalige Trickstuff-Entwickler 2015 im Alleingang daran, seine eigene, bessere Version der amerikanischen Gabel zu bauen. Leichter, steifer, sensibler. Man würde Größenwahnsinn attestieren, wäre Cornelius nicht auch der Kopf hinter dem leichtesten Bremsanker der Welt, der Trickstuff Piccola, gewesen.
Anfängliche Skepsis verwandelte sich nach unseren ersten Tests in Überraschung: Schon die ersten Modelle funktionierten ausgesprochen gut und fuhren sich fast auf dem Niveau der Top-Modelle von Fox und Rockshox. Gemessen an der RS-1 ging sogar der Preis in Ordnung. Trotz Handarbeit und Kleinserie. Vor Kurzem stellte Kapfinger nun mit der Blackline Ebonite seine erste konventionelle Federgabel vor, die sich mit weniger individualisierbaren Teilen und Right-Side-Up-Bauweise an die richtet, denen Upside-Down zu speziell ist. Viele der Bauteile für das Innenleben wurden von der Edge übernommen. Nur das Chassis ist wirklich neu und folgt wieder gewohnten Formen. Dadurch bietet sich eine seltene Chance zum lupenreinen Konzeptvergleich. Welche Bauform hat in der Praxis unabhängig vom Hersteller, unabhängig von Dämpfung oder Luftkartusche, wirklich die Nase vorne? Unser Test gibt die Antwort.
Intend Edge: Preis ab 1849 Euro | Gewicht 2123 Gramm
Intend Blackline Ebonite: Preis 1699 Euro | Gewicht 2301 Gramm
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