Als einer der ersten E-Bike-Hersteller stellt Giant einen neuen Akku mit 22.700er Zellen von Panasonic vor. Der neue Akku bietet eine Kapazität von 800 Wattstunden, ist dank smarter Elektronik mit dem Schnellladegerät mit sechs Ampere kompatibel und könnte auch als Nachrüstoption spannend sein. Denn dank der kompakten Bauform passt der Energieträger auch in viele ältere E-Bikes ab Modelljahr 2019 (s. u.). Er ist damit eine zusätzliche Option zu den bestehenden 500er, 625er und 750er Akkus, die aktuell in Mountainbikes von Giant verbaut werden.
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Wesentlicher Nachteil: Mit 1099,90 Euro UVP und Straßenpreisen ab 900 Euro ist der neue Fahrrad-Akku nicht gerade günstig. Für E-Bikes die aktuell noch mit 500 oder 625 Wattstunden laufen, könnte sich das Upgrade in Sachen Reichweite aber lohnen, zumal das Zusatzgewicht gegenüber kleineren Akkus erstaunlich überschaubar ausfällt. 4365 Gramm bringt der neue Giant Akku in unserem Testlabor auf die Waage - keine 400 Gramm mehr als der Giant-Akku mit 625 Wattstunden (3987 Gramm - EMTB Messung). Auch der Giant-Akku mit 750 Wattstunden ist mit 4260 Gramm nur unwesentlich leichter als der neue 800er.
Damit bietet der neue Giant Energy Pak Smart 800 ein wesentlich besseres Verhältnis von Gewicht zu Wattstunde als seine kleineren Brüder. Insbesondere der 625er fällt hier mit 6,4 Gramm/Wattstunde gegenüber den 5,45 Gramm/Wattstunde des neuen Akkus deutlich ab. Würde der neue 800er Akku dasselbe Verhältnis von Kapazität zu Gewicht aufweisen, wie der alte 625er, müsste er deutlich über fünf Kilogramm wiegen!
Die spannende Frage: Wie steht es um die Reichweite? Kann der Giants Energy Pak Smart 800 hier ebenfalls mit einem klaren Plus gegenüber den Vorgängern glänzen? Der neue 800er Akku liegt in der Kapazität nach Herstellerangabe 28 Prozent über dem Fahrrad-Akku mit 625 Wattstunden und kann diesen Vorteil auch nahezu Eins-zu-Eins in Reichweite ummünzen. 1417 Höhenmeter erkletterte der 625er Akku in unseren standardisierten Reichweitentests im Turbo-Modus, mit 90-Kilo-Fahrer und 150 Watt Tretleistung. Der neue 800-Wh-Akku kommt bei identischen Parametern auf 1827 Höhenmeter und entspricht damit sehr genau unseren Erwartungen aufgrund der gesteigerten Kapazität.
Allerdings: Der neue 800er Giant-Akku zeigt bei der Reichweitenfahrt ein etwas anderes Verhalten, als ältere Akkus des Herstellers: Er schiebt fast bis zum Ende gleichmäßig an und fällt nur kurz vor der völligen Entleerung in einen Notlauf-Modus mit reduzierter Leistung. Bei älteren Giant-Akkus ist dieser Notlauf-Modus wesentlich länger und liefert kaum noch Schub. So sind zwar mit fast leerem Akku noch ein paar mehr Höhenmeter möglich, wegen der geringen Motorunterstützung gehen die aber vor allem auf das Konto des Fahrers, der das Bike vornehmlich durch eigene Kraft noch vorwärts bewegt.
Interessant: Sowohl in Sachen Gewicht als auch bei der Reichweite liegt der neue 800er Giant-Akku sehr nah am 75oer Akku im Smart System von Bosch. Der Bosch-Akku hat mit 100 Gramm weniger Gewicht und einer oft noch etwas besseren Reichweite noch die Nase vorne, aber nur noch leicht. Dies schlägt sich dann allerdings auch in einer größeren Ladearbeit von regelmäßig über 850 Wattstunden nieder. Allerdings hat der Bosch auch einen entscheidenden Nachteil: Nachrüsten lässt er sich bei älteren Bikes nicht, da das neue Smart-System nicht mehr mit älteren Bosch-Systemen kompatibel ist.
Der E-Bike-Akku Energy Pak Smart 800 passt ohne weitere Anpassungen in die 2022er Giant Reign- und Trance-Modelle. Die Giant Fullys Reign und Stance sind ab Modelljahr 2020 mit der neuen Batterie kompatibel, das Trance sogar ab Modelljahr 2019. Bei allen diesen E-Bikes braucht man jedoch ein neues Akku-Cover, das mit rund 40 Euro zusätzlich zu Buche schlägt.
Alle Infos zur Kompatibilität und den passenden Zusatzcovern findet ihr auf der Website von Giant.
Mit dem schweren und wenig reichweitenstarken 625er Akku war Giant gegenüber der Konkurrenz etwas ins Hintertreffen geraten. Der neue 800er ist da ein wesentlicher Fortschritt und bewegt sich sowohl in Puncto Wattstunden pro Kilogramm als auch bei der absoluten Reichweite wieder auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Schick: Der neue Akku ist mit vielen älteren Modellen kompatibel und kann daher auch als - wenn auch teures - Upgrade Sinn ergeben. Speziell wer noch lange Freude an seinem Bike haben möchte und nicht immer die neueste Technik braucht, könnte das interessant finden.