Die Innovations-Maschinerie der Bike-Branche hat auch 2025 auf Hochtouren gearbeitet. Freilich, die wichtigsten Meilensteine werden im Motoren-Bereich gesetzt. Aber was hier entwickelt wird, setzt auch Impulse bei den Komplettbikes. Neue Motoren und Akkus erfordern neue Konstruktionen, dazu kommen Trends wie 32 Zoll. Vor diesem Hintergrund haben wir die spannendsten Komplettbike-Entwicklungen aus der Flut an neuen Modellen herausgesiebt.
Fangen wir gleich mal mit dem wahrscheinlich kontroversesten Trend des Jahres an. 32 Zoll. Und als ob diese Riesenräder nicht schon polarisierend genug wären, setzt Alutech-Mastermind Jürgen Schlender noch einen drauf. Deutschlands Schweißer-Guru kombiniert am E-Pelmo Super-Mullet wahlweise ein 27,5er oder 29er Hinterrad mit 32 Zoll an der Front. Das ist nicht nur optisch gewöhnungsbedürftig, sondern dürfte auch ein völlig neues Fahrgefühl vermitteln. Das XXL-Enduro kommt mit 170 Millimeter Federweg und scheint auf Abfahrts-Performance ausgelegt zu sein: Denn dass 32-Zoll-Räder Hindernisse gut überrollen, liegt auf der Hand. Doch 32 Zoll am Hinterrad in steilen Abfahrten? Kontraproduktiv. Damit das Reifenprofil also nicht durch den Allerwertesten fräst, klemmen die Norddeutschen ein kleineres Hinterrad ins Heck des E-Pelmo. Auch die Geometrie wurde an das große Vorderrad angepasst: tiefe, flache Front, tiefes Tretlager, flacher 63-Grad-Lenkwinkel. Und wenn man schon dermaßen aus der Reihe tanzt, dann darf ein solches Bike natürlich nicht von einem gewöhnlichen Motor angetrieben werden. Vorhang auf für den Gabao-Antrieb: Der Name Gobao ist hierzulande noch weitgehend unbekannt, bestenfalls durch die E-Bike-Marke Hepha. Doch die Chinesen sind in der Zweirad-Branche keine Nobodys und können als Weltmarktführer für E-Controller durchaus Referenzen in der Elektromobilität vorweisen. Spannend auch die Reifenfrage: Bislang gab es 32 Zoll nur im Cross-Country-, nicht aber im Trail- und Gravity-Bereich. Den 32-Zoll-Pneu am Alutech-Prototyp lieferte Maxxis: einen Dissector. Das Laufrad übrigens stammt von DT Swiss, die Upside-Down-Gabel für das extra große Vorderrad von Intend. Unterm Strich ist das E-Pelmo Super-Mullet also ein Exot von Heck bis Front. Und das soll wirklich in Serie gehen? Yep, Frühjahr 2026.
Schon Ende 2024 präsentierte Rocky Mountain das All Mountain Bike Instinct als Light E-MTB. Spannend: Ein neuer, eigener Motor und hauseigener Akku. Damit ordnete sich das Instinct zwischen Light- und Powerbikes ein. Der Dyname S4 Lite arbeitet mit einer vorgeschalteten Umlenkrolle statt direktem Kurbelantrieb. Diese Konstruktion soll feinfühlige Kraftübertragung ermöglichen. An den Start ging man mit 65 Nm und 550 Watt, damit lag der Antrieb nominell über der Light-Konkurrenz von Bosch, Fazua und TQ. Das Motorgewicht liegt bei 2,26 kg, der Akku wiegt 2,7 kg. Ein Overtimepack mit 314 Wh erweitert die Reichweite optional. Mittlerweiler stellte Rocky Mountain ein Firmware-Update für den Dyname S4 Lite-Motor vor. Die Motorleistung stieg nun sogar auf 75 Nm und 700 Watt Spitzenleistung.
Die Geometrie orientiert sich am klassischen Instinct ohne Motor. Lenkwinkel 64 Grad, Sitzwinkel 77 Grad und 480 mm Reach in Größe L definieren die Basis. Die Kettenstreben wachsen mit der Rahmengröße: XS nutzt 430 mm, S-M fahren 440 mm, ab L kommen 450 mm zum Einsatz. Der Ride-4-Flipchip justiert Geometrie und Kinematik, ein Offset-Steuersatz variiert den Reach um fünf Millimeter.
Sechs Modelle decken die Preisspanne ab. Alu-Versionen starten bei 5.500 Euro mit Deore-Ausstattung. Carbon-Modelle beginnen bei 7.700 Euro und erreichen 12.500 Euro mit Factory-Fahrwerk und Sram X0 Transmission.
Specialized konstruierte sein Parade-Ross Levo komplett neu und stattete es mit eigenem S-Works-Motor aus. Der 23,8 kg schwere Superallrounder liefert nun satte 27 Prozent mehr Power als der Vorgänger. Das vierte Levo markiert damit einen kompletten Neuanfang für Specialized. Nur der Federweg von 160/150 Millimetern blieb unverändert. Rahmen, Motor, Akku und Software entstammen der eigenen Entwicklung und schaffen eine durchdachte Systemintegration. Der neue S-Works-Motor entwickelt saftige 111 Nm Drehmoment und 720 Watt Leistung. Nur der DJI-Avinox liefert noch mehr Power. In den Carbon-Modellen darunter (Comp, Expert und Pro), die bei 7.999 Euro beginnen, sorgt der rund zehn Prozent schwächere Specialized 3.1 Motor immer noch für ausreichenden Vortrieb. Der 840 Wh große Akku lässt sich seitlich entnehmen und gibt eine magnetische Storage-Tasche im Steuerrohr frei. Optional steht ein 600 Wh Akku zur Verfügung. Ein Range-Extender mit 280 Wh kostet 699 Euro extra.
Ausstattungsseitig greift Specialized beim Levo S-Works in die Vollen: Der Fox Float X Genie-Dämpfer mit vergrößerter Luftkammer sorgt für Komfort im mittleren Federweg und Progression am Ende. Alle Tester lobten die hohe Sensibilität und Traktion des Hinterbaus. Standesgemäß kommt auch die SRAM XX Transmission am 14.500 Euro teuren Top-Modell zum Einsatz.
Der chinesische Tech-Riese DJI erobert sukzessive den E-MTB-Markt. Auch die spanische Edelschmiede Unno setzt beim E-Enduro Mith auf das Power-Aggregat aus China. Mit 1000 Watt Leistung und 120 Nm Drehmoment markiert der DJI Avinox die Spitze im Motorenmarkt. Und die Antriebseinheit mit 800 Wh großem Akku gehört zu den leichtesten ihrer Gattung. Unterm Strich pendelt sich das Gesamtgewicht der spanischen Kohlfaser-Schönheit damit bei mageren 21,2 kg ein. 170/160 mm Federweg werden mit Mullet-Laufrad-Mix kombiniert. Das Display sitzt im Oberrohr des Carbon-Chassis, kabellose Bedientaster sorgen für ein cleanes Cockpit. Zwei Standard-Modelle gibt es: das Top-Modell Mith Pro für 11.995 Euro und das Mith Race für 9.995 Euro.
Locker unterboten werden die 21,2 Kilo vom Mith Factory Feather Edition: Mit 19,2 Kilogramm soll das limitierte Sondermodell aus dem Laden rollen. Unno legt dabei Wert auf eine weiterhin trailfähige Ausstattung mit 36er Gabel, Dämpfer mit Ausgleichsbehälter und leichten Tacky Chan Reifen von Schwalbe, nutzt aber den 600er Akku um das Traumgewicht des Bikes zu erreichen. Das hauseigne Tuning-Projekt von Unno bleibt absolut exklusiv. Nur zehn Räder sollen insgesamt gebaut und an ausgewählte Händler ausgeliefert werden. Der Preis für die Rarität: 13.895 Euro.
160 mm Federweg, Mullet-Mix, 24,4 Kilo Gesamtgewicht – das hört sich erstmal nicht ungewöhnlich oder spektakulär an. Trotzdem tanzt das Haibike-All-Mountain aus der Reihe. Das E-MTB mit dem „Kürzel“ AllMtn CF11 TRN/IQ kombiniert innovative Antriebstechnik mit europäischer Fertigung. Die Pinion MGU E1.12 vereint Motor und 12-Gang-Getriebe in einer Einheit, die automatisches Schalten ohne Fahrereingriff ermöglicht. Der Vollcarbonrahmen stammt aus Portugal und zeigt am Hinterbau Sichtcarbon-Optik. Eine Aussparung im Oberrohr dient der Dämpferaufnahme und prägt die Optik des Bikes. Alles an diesem Univedrsal-Bike ist darauf ausgelegt, dass sich der Pilot nicht mit seinem Sportgerät beschäftigen muss, sondern sich allein auf den Trail einlassen kann: Das Master Node Display am Oberrohr zeigt Fahrdaten an und steuert die Unterstützungsstufen. Das 12-Gang-Getriebe schaltet auch im Stand und benötigt keine Wartung wie klassische Kettenschaltungen, Automatik-Modus inklusive. Die zentrierte Gewichtsverteilung verbessert die Traktion und entlastet das Hinterrad. Und zum Aufladen lässt sich der neue FIT Intube 800 Akku ganz easy nach vorne aus dem Unterrohr klappen. Zwei Ausstattungsvarianten sind verfügbar: Die Basisversion für 8.500 Euro und das Topmodell für 10.000 Euro.
Mit dem R.EX DJI überschreitet Rotwild eine markante Schwelle: Als erster Hersteller weltweit verbinden die Dieburger den DJI Avinox M1 Motor mit einem eigenen 864 Wh großen Akku, der per Knopfdruck entnehmbar ist. Das Versprechen des Bikes: explosive Bergauf-Performance bei souveräner Abfahrts-Kontrolle. Dem R.EX stehen im Boost-Modus 120 Nm Drehmoment zur Verfügung. Klar, dass da auch in steilen Anstiegen die Post abgeht, zudem das Rotwild mit 21,7 Kilo Gesamtgewicht für ein Powerbike auch ausgesprochen leicht ist. Dazu trägt auch der mit 3.580 Gramm sehr leichte Akku samt Carbon-Gehäuse bei. Der Nachteil: Schnellladen wie bei DJI-eigenen Akkus entfällt vermutlich. Das Mid-High Pivot Hinterbau-System soll überragende Traktion liefern. Das Mullet-Laufradkonzept setzt auf 29 Zoll vorne und 27,5 Zoll hinten bei 160/150 mm Federweg. Ein 2-Zoll-OLED-Touchdisplay im Oberrohr steuert alle Funktionen. Drei Ausstattungsvarianten starten bei 8.990 Euro. Ein Enduro-Prototyp mit mehr Federweg wurde bereits gesichtet.
Mit dem Reason CRB zündet Megamo vielleicht kein Innovationsfeuerwerk, trotzdem schaffen die Spanier, was anderen Herstellern bisher nicht gelang: ein DJI-Bike im absoluten Einstiegs-Preissegment zu platzieren. Dazuhin sieht das Bike ausgenommen schick aus und läuft mit 21,4 Kilo (Top-Version, 11.499 Euro) auch recht leicht vom Band. Das E-All-Mountain mit 160 mm Federweg kostet ab 4.999 Euro in der Aluminium-Version, das günstigste Carbon-Modell liegt bei 5.999 Euro. Die abfahrtsorientierte Geometrie mit flachem Lenkwinkel und langem Radstand erinnert an ein Enduro. Verfügbar sind nur drei Größen (S, M, L) mit großen Abständen zwischen den Rahmengrößen. Die Topausstattung umfasst Fox 36 Factory Gabel und Float X2 Factory Dämpfer, Sram XX Eagle Transmission, Shimano XT Bremsen und DT Swiss 1501 HXC 30 Laufräder. Insgesamt bietet Megamo 13 Modellvarianten an.
Ein Bike für alles? Die Antwort will Propain mit seinem ersten Light-E-MTB liefern. Das Sresh SL glänzt mit neuem TQ HPR 60 Motor und modularem Akku-Konzept. Außerdem: Leicht und reichweitenstark bei idealem Handling - das soll Trail- und Enduro-Biker überzeugen. Die Versender vom Bodensee nutzen die Stärken des neuen HPR 60 voll aus und stellen ein sehr breitbandiges E-Mountainbike auf die Räder. Klar: Bei der Gravity-fokussierten Brand stehen Trails und Abfahrten im Zentrum des Interesses. Der Neuling ist mit 160/150 mm Federweg aber kein reines Enduro- oder Bikepark-Geschoss, sondern ein Allrounder für Trails jeglicher Couleur. Bei der Laufradgröße gibt’s die Wahl zwischen 29 Zoll an Front und Heck oder Mullet-Mix. Im Light-Segment eine absolute Seltenheit: das flexible Akku-System. Biker können schnell und einfach zwischen dem 360er und dem 580er Akku von TQ wechseln und ihr Gefährt wahlweise auf Gewicht oder Ausdauer trimmen. 800 Gramm liegen zwischen den beiden Batterieoptionen, wobei beide Energieträger mit 1940 bzw. 2710 Gramm (inkl. Propain-Befestigung) schön leicht ausfallen. Kleine Einschränkung: Bei Rahmengröße S passt nur der kleine Akku. Auf der BIKE-Waage landete das Sresh SL bei 19,1 bzw. 19,9 Kilo (je nach Akku) in Rahmengröße L mit 29 Zoll-Laufrädern. Wie bei Propain üblich, kann auch das Sresh SL im Online-Konfigurator nach persönlichen Vorlieben ausgestattet und angepasst werden. Preislich geht’s bei 5.994 Euro los.
Cube brachte 2025 mit dem AMS Hybrid 177 ein besonders sportliches E-Enduro auf den Markt, das ganz klar auf Downhill-Qualitäten gepolt ist. Auch das Gewicht sticht heraus: 21,4 Kilo - kaum ein E-Bike dieser Kategorie kann da mithalten. Gewöhnlich ist an diesem Bike nur der Bosch-Motor. Die Eckdaten: Mullet-Bereifung, 170 Millimeter Federweg, Enduro-Geo. Klingt vertraut – doch wer genauer hinschaut, merkt schnell: Hinter dem überarbeiteten Design des Vollcarbon-Rahmens und dem deutlich schlankeren Unterrohr steckt eine komplett neue Plattform. Vielleicht sogar die Spaß-orientierteste, die Cube je im Programm hatte.
In den beiden Topmodellen werkelt Boschs Race-Motor CX-R mit satten 100 Nm Drehmoment. Das 5.999-Euro-Einstiegsmodell setzt auf den normalen Performance Line CX Gen5, der dank Update ebenfalls 100 Nm und bis zu 750 Watt liefert – inklusive neuem EMTB+-Modus. Den Strom liefert ein fest verbauter Powertube 600, also die kleinere der beiden Bosch-Batterien. Wahlfreiheit – sprich: 600 oder 800 Wattstunden – und die Option, den Akku bequem zu entnehmen, gibt es hier nicht. Und das aus guten Gründen: Der kleinere Akku ermöglicht ein deutlich geringeres Gesamtgewicht (21,7 Kilo beim Topmodell) und senkt außerdem den Schwerpunkt. Ergebnis: bessere Fahrdynamik und natürlicheres Handling. Erstmals stellt Cube bei einem Full-Power-E-MTB damit nicht Reichweite und Komfort auf langen Touren in den Vordergrund, sondern kompromisslosen Fahrspaß.
Die kroatisch-niederländische Marke Instinctiv stellte 2025 mit dem Ocelot ihr erstes Full-Power-Light-E-MTB vor. Befeuert wird der Exot vom Maxon Bikedrive Air S. Drei Modellvarianten bieten Federwege von 125 bis 145 mm hinten und 160 bis 170 mm vorn. Die Basis bildet ein Carbon-Rahmen mit weiterentwickelter PUMA-Kinematik, einem kompakten Horst-Link-Viergelenker. Der neue Maxon BikeDrive AIR S liefert bis zu 90 Nm Drehmoment und wird kombiniert mit einem fest integrierten 400 Wh kleinen Akku und optionalem 250 Wh Range-Extender. Die Kombination aus leichter Bauweise und Full-Power-Antrieb positioniert das Ocelot zwischen klassischen E-MTBs und Light-E-Bikes. Der Rahmen wird in Europa gefertigt, endmontiert wird in Kroatien. Die drei Varianten decken unterschiedliche Einsatzbereiche ab - vom Cross-Country-orientierten 125er bis zum Trail-fokussierten 145er Modell. Alle drei Modelle liegen preislich knapp über 10.000 Euro.