In letzter Zeit hat der Hamburger Hersteller Stevens - traditionell eine starke Marke im Cyclocross- und Rennrad-Bereich - auch mit vielen spannenden E-MTBs auf sich aufmerksam gemacht. Die E-Inception-Reihe fuhr einige Testsiege ein, ganz neu ist das Light E-MTB E-Maverick. Allerdings: Diese Bikes eint ihr hoher Preis.
Wir schauen in diesem Test auf die günstigen E-MTBs bis 3800 Euro. Auch hier ist Stevens vertreten. Und zwar mit dem E-Tremalzo, das für 2023 einen schick integrierten Akku und Boschs Top-Motor Performance CX mit Smart System bekommt.
Bei Motor und Antrieb steckt die entscheidendste Neuerung, die das aktuelle E-Tremalzo klar vom Vorgänger abhebt. Statt Aufsetz-Akku und dem Bosch Performance Line Cruise (65 Nm) gibt es jetzt echte Top-Technik: Im Bike steckt der Performance CX, der bis zu 85 Newtonmeter und feinste Modulation sowie Konnektivität zur Bosch-App bietet. Damit kann man umfangreich die eigenen Fahrten analysieren oder Einfluss auf die Stärke der Unterstützung nehmen. Das große zentrale Display ist zwar nur das einfache Intuvia 100, überhaupt ein Display zu haben, ist in dieser Preisklasse aber nicht selbstverständlich.
Auch mit dem jetzt schick im Unterrohr integrierten Akku sollten die Touren bei 500 Wattstunden aber nicht zu lang ausfallen. Bei rund 1000 Höhenmetern ist im bergigen Gelände Schluss, andere Kandidaten im selben Preisbereich bieten hier mehr Reserven. Auch der klassische Speichenmagnet am Hinterrad ist nicht mehr zeitgemäß. Ein Bremsscheibenmagnet oder Felgenmagnet ist einfach weniger fehleranfällig.
Mit der Rahmengeometrie stellt Stevens die Zeiger beim E-Tremalzo klar auf Komfort. Die Sitzposition ist dank hohem Stack kompakt und aufrecht, kein Winkel gerät extrem. Achtung: Leider konnte Stevens entgegen unserer Anfrage nur ein Modell in Rahmengröße 18 Zoll/M liefern, das 20-Zoll-Bike/L fällt mit längerem Reach aber nur unwesentlich höherem Stack etwas sportlicher aus.
Sparzwang ist bei E-Bikes unter 4000 Euro Gang und Gäbe. Kein Wunder, schließlich schlagen Motor und Akku alleine schon mit einem mittleren vierstelligen Betrag zu Buche, und Stevens hat sich mit dem Top-Motor Performance CX inklusive Intuvia-Display nicht gerade für die günstigste Lösung entschieden.
Wie einfach die Ausstattung des E-Tremalzo für 3599 Euro dann ausfällt, ist dennoch recht ernüchternd. Gerade die günstige Sunrace-Schaltung fällt sowohl mit geringer Bandbreite als auch mit undefiniertem Schaltgefühl negativ auf, insbesondere beim Schalten in schwerere Gänge.
Dafür sind die günstigen Tektro-Stopper immerhin funktional, und auch die XCR-Stahlfedergabel von SR Suntour zeigt sich sensibel. Wer möchte kann das E-Tremalzo dank zahlreicher Rahmengewinde gut mit Seitenständer und Schutzblechen für den Alltagseinsatz aufrüsten. Dazu passt auch der moderat profilierte Crossover-Reifen Smart Sam von Schwalbe.
Lässig und aufrecht nimmt man auf dem Stevens E-Tremalzo Platz. Naturgemäß fällt unser Testbike in Rahmengröße 18”/M recht kompakt aus, der hohe Lenker sorgt im Sitzen für einen geraden Rücken. Das prädestiniert das E-Tremalzo für den Alltagseinsatz und für moderate Touren. Die Federgabel spricht hier gut an und unterstreicht den komfortorientierten Charakter, die Tektro-Bremsen gehen für ein normales Fahrergewicht und moderates Gefälle in Ordnung.
Allerdings: Für echte Gelände-Einsätze ist das Stevens nicht gemacht. Die aufrechte Geometrie bringt zu wenig Druck auf das Vorderrad, Reifen und Bremsen sind für starkes Gefälle und rutschige Untergründe nicht gemacht. In bergigem Gelände fehlt ein leichter Klettergang und für echte Abfahrten die Tele-Stütze.
Das Stevens E-Tremalzo* bietet mit dem Bosch Performance CX einen echt guten Motor. Durch die aufrechte Geometrie ist es zwar mehr Trekking- und Alltags- als echtes Mountainbike, dafür auf Strecke sehr komfortabel. Gemessen am Preis fällt die Ausstattung leider wenig überzeugend aus. – Adrian Kaether, Redakteur EMTB