Fakt ist: Die Hinterbaufederung hat die Geländetauglichkeit von Mountainbikes revolutioniert. Doch nicht jeder Biker stellt beim Kauf die Offroad-Performance in den Mittelpunkt. Oft träumen Biker auch einfach nur von einem preiswerten und möglichst
unkomplizierten Gesamtpaket. Da wundert es kaum, dass auch ein Hardtail in die Reihen der Traumbikes unserer Leserinnen und Leser gewählt wurde.
Das Radon Cragger 8.0 vertritt in diesem Test die Urform des Mountainbikens und kostet gerade mal 1895 Euro. Es rollt auf 29-Zoll-Laufrädern und verfügt über 133 Millimeter Federweg. Ohne die defektanfällige Hinterbaukonstruktion eines Fullys profitiert das Radon von langen Wartungsintervallen.
Das Leben mit einem Fully begleiten ausgeschlagene Lager, defekte Dämpfer und knarzende Gelenke. Das erhöht die laufenden Kosten für Ersatzteile und nimmt Zeit für Reparaturen in Anspruch. Wer also auf ein komfortables Heck verzichten kann, bekommt mit dem Cragger ein weitaus unkomplizierteres und weniger pflegebedürftiges Gesamtpaket – typisch Hardtail eben.
Mit seinem üppigen Federweg gibt sich unser Testkandidat Cragger 8.0 bereits im BIKE-Testlabor unmissverständlich als Trailhardtail zu erkennen. Dieser Bike-Gattung versuchen Hersteller trotz starren Hecks möglichst viel Geländetauglichkeit zu verleihen. Die abfahrtslastige Geometrie sowie die robusten Komponenten des Radons lassen daran keine Zweifel aufkommen. Besonders gut gefiel uns die Reifen-Kombi von
Maxxis. Denn die robuste EXO+ Karkasse sticht in Sachen Pannenschutz sogar die Serienbereifung mancher Enduros aus. Das erlaubt in der Praxis niedrigere Luftdrücke, was die Traktion und den Sitzkomfort im Gelände verbessert.
Um auch am Vorderrad maximalen Komfort zu gewährleisten, vertraut der Direktversender auf das sensible Ansprechverhalten der DVO Sapphire Federgabel. Die Gabel mit verstellbarer High- und Low-Speed-Druckstufe ist in dieser Preisklasse eine echte Rarität. Mit 13,5 Kilo ohne Pedale ist das Radon Cragger zwar kein Leichtgewicht, gemessen am Preis und der soliden Ausstattung geht der Wert jedoch in Ordnung. Zum Vergleich: Die Trailhardtails aus unserem Vergleichstest wiegen im Schnitt 13,8 Kilo. Dank einer Kassette mit 520 Prozent Bandbreite meistert das Radon auch mit etwas Übergewicht entspannt lange Touren und klettert selbst steilste Rampen mühelos hinauf. Auch gut: Die Vierkolben-Bremse von Magura packt mit einer 203er-Scheibe am Vorderrad ordentlich zu und bleibt auch in langen Abfahrten standfest.
Durch den moderaten Sitzwinkel und das lange Oberrohr sitzt man sehr sportlich auf dem Radon Cragger. Der breite Lenker (800 Millimeter) zieht die Haltung zusätzlich in die Länge. Unsere Empfehlung für eine kompaktere Sitzposition und mehr Kontrolle auf dem Singletrail lautet daher: Sattel nach vorne schieben und Lenker einkürzen. Ansonsten hinterließ die Geometrie bei unseren Testfahrern einen guten Eindruck. In steilen Abfahrten steht der Fahrer stets sicher hinter der hohen Front – dem auffällig langen Steuerrohr sei Dank. Die Teleskopstütze mit 150 Millimetern Hub bietet dabei viel Spielraum für Ausgleichsbewegungen. Auf Highspeed-Passagen hält der superflache Lenkwinkel (64,5 Grad) das Radon Cragger sicher in der Spur. Wegen der kurzen Kettenstreben kommen aber auch Biker mit verspieltem Fahrstil auf ihr Kosten.
Apropos Kosten: Unser Test-Bike für 1895 Euro stammt noch aus Radons 2022er-Testflotte. Den Preis für das aktuelle Modell sollte zunächst im Zuge der allgemeinen Preissteigerung auf 2199 Euro angehoben werden. Tatsächlich gibt der Bonner Versender aber aktuell 300 Euro Rabatt - somit kostet auch das 2023er Modell erfreulicherweise nur 1899 Euro. Im Vergleich zu einem Fully ist das Radon Cragger – die erschwingliche Alternative für technisches Gelände – das ist Fakt.
Dank der konsequenten Bereifung, guten Federgabel und der flachen Geometrie kommt das Radon Cragger 8.0 auch in grobem Gelände zurecht. Gemessen an der Ausstattung ginge selbst der erhöhte Preis des 2023er-Modells noch in Ordnung. Mit dem Rabatt eignet sich das Radon erst recht perfekt für preisbewusste Touren-Fahrer.
GESAMT BERGAUF: 65,5 VON 105
GESAMT BERGAB: 86,5 VON 115
Sonstiges: 18,75 von 30
Wartungsfreundlichkeit: schwach
Seit 1993 kennt man Radon als die Eigenmarke des Online-Riesen Bike Discount. Anfangs wurden nur wenige Cross-Country-Bikes unter dem Namen verkauft.
Mittlerweile hat sich Radon aber als feste Größe auf dem Mountainbike-Markt etabliert und ist für sein unschlagbares Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt. Knapp 50 der insgesamt 450 Bike-Discount-Angestellten arbeiten für die Versender-Marke. Das Mountainbike-Segment der Bonner deckt vom Racebike bis hin zum Downhiller alle Einsatzbereiche ab.
¹Preis ggf. zzgl. Kosten für Verpackung, Versand und Abstimmung.
²Das BIKE-Urteil gibt die Labormesswerte (BIKE-Labormessung) und den subjektiven Eindruck der Testfahrer wieder.
Das BIKE-Urteil ist preisunabhängig. BIKE-Urteile: super (250–205 P.), sehr gut (204,75–180 P.), gut (179,75–155 P.), befriedigend (154,75–130 P.), mit Schwächen (129,75–105 P.), ungenügend (104,75–0 P.).