Johannes “Fischi” Fischbach ist erst Mitte 30, aber gefühlt schon ein Urgestein in der Deutschen Gravity-Szene. Über lange Jahre war der Oberpfälzer erst stark im 4Cross, dann im Downhill-Weltcup unterwegs. Sein furchtloses Gemüt stellte Fischi 2021 beim Red Bull Hardline unter Beweis. Beim weltweit wohl anspruchsvollsten und gefährlichsten Downhill-Event legte er beim 20-Meter-Zielsprung im Training einen kapitalen Crash hin. 2019 wollte Fischbach im MTB-Weitsprung die 80-Meter-Marke knacken und damit einen neuen Weltrekord aufstellen. Der Versuch über die große Skischanze in Klingenthal endete mit einem Horror-Crash, aber ohne schwere Verletzung. In jüngerer Vergangenheit war Fischbach vor allem bei den spektakulären City-Downhill-Rennen in Südamerika erfolgreich. Zuletzt wurde er Dritter beim Red Bull Valparaiso, dem ältesten Urban-Downhill-Rennen der Welt.
Seit der Saison 2023 ist Fischi im E-Enduro-Weltcup am Start. Und auch hier macht der Vollprofi keine halben Sachen. Mit dem Team Gasgas Sram Racing hat Fischi einen starken und engagierten Partner für das Abenteuer E-Biken gefunden. Das aktuelle, Downhill-lastige Format taugt dem vielseitigen und kraftvollen Fahrer sehr gut. Hier kann er seine Abfahrtsstärke und Leidenschaft fürs Biken voll zur Geltung bringen. Im Debüt-Jahr ist der große Durchbruch noch nicht gelungen, aber mit der gesammelten Erfahrung startet er umso motivierter in die kommende Saison. In der Szene hat sich Fischi nicht nur als furchtloser Abfahrer einen Namen gemacht, der Tirschenreuther gilt auch als ausgesprochener Spaßvogel.
Als Prototyp war das GasGas ECC mit Johannes Fischbach im Sattel schon seit Anfang 2023 durch den Enduro-Worldcup gegeistert. Allein, da die Antriebeinheit allzu geschickt vor den Augen Neugieriger verblendet wurde, hatte sie die Aufmerksamkeit kundiger Beobachter auf sich gezogen. Also musste Fischi einige Monate lang nicht nur den Hindernissen auf dem Trail sondern auch so manchen Fragen von Journalisten und Zuschauern ausweichen. Im Oktober wurde das Race-Enduro dann offiziell der Öffentlichkeit vorgestellt. Und schnell war der eigentliche Grund der monatelangen Geheimniskrämerei klar: der neue E-Antrieb von Sram, der Eagle Powertrain.
Der Sram Eagle Powertrain ist also das Herzstück von Fischis Race-Enduro. Basis ist der bekannte Brose Drive S Mag Antrieb mit 90 Nm Drehmoment. Das Besondere an diesem System ist die Vernetzung des Motors mit der Eagle Transmission Schaltung. Akku, Bedienelemente, Display, Software, Schaltung - alles kommt aus dem Hause Sram. Der Clou sind die automatischen Schaltfunktionen Auto-Shift und Coast-Shift.
Der Rahmen des GasGas ECC besteht vollständig aus Carbon und erhielt aufgesteckte Rahmenverkleidungen, eine Reminiszenz an die Motocross-Historie der Spanier. Außerdem sollen das Akkucover und die Oberrohr-Verkleidungen den Rahmen vor Beschädigungen schützen und bei Bedarf besonders leicht zu tauschen sein.
In der Serienausfertigung stecken im GasGas ECC 29-Zoll-Räder und ein Fahrwerk von DVO mit 38er Onyx-Gabel und Coil-Dämpfer. Fischi setzt aber als Teamfahrer des GasGas Sram Racing Teams natürlich auf ein Rockshox-Fahrwerk: Vorne arbeitet die Rockshox ZEB, hinten ein Vivid Air Ultimate Dämpfer. Die Geometrie des GasGas-Enduro fällt racig lang aus. Fischi fährt das Bike allerdings mit einem kleineren 27,5-Zoll-Hinterrad, was seinem aggressiven Fahrstil und den teils engen Enduro-Kursen entgegenkommt. Ein Winkelsteuersatz gleicht den dadurch flacheren Lenkwinkel aus. Sehr kurze Kurbeln (150 mm) bieten ein Extra an Bodenfreiheit. Und selbst entwickelte Reifen-Inserts seiner eigenen Marke Tire Tropper sorgen für noch mehr Pannensicherheit im Rennen.
Der Brose Motor, der die Basis des Sram Powertrain Systems bietet, war die gesamte 2023er Saison über unter Embargo und wurde unter anderem von Fischi unter Wettkampf-Bedingungen getestet. An Fischis Bike finden sich einige Hacks, die von seiner langen Erfahrung als Rennfahrer zeugen: eine selbst gummierte Kettenstrebe etwa, um das Bike so leicht wie möglich zu machen. Ebenso ein Minitool, das immer in Reichweite am Rahmen befestigt ist. Und ohne Stoppuhr am Lenker geht Fischi ebenfalls nicht vor die Tür - so kann er bei Trainingsfahrten sofort seinen Zeiten checken.