Pumptrack-Biken ist Volkssport! In den letzten Jahren entstanden in vielen Gemeinden immer neue Anlagen. Oft versteckt hinter Schulen und Sportplätzen, bilden Pumptracks auf geringem Raum eine regelrechte Spielwiese für Mountainbiker jeden Alters. Nicht selten sind es die jungen Biker, welche den Pump-Fahrspaß als erstes entdecken. Ihre Begeisterung steckt in vielen Fällen auch die Rad fahrenden Eltern an. Wir meinen: Gut so, denn jeder Mensch sollte mindestens einmal einen Pumptrack besuchen. Vor ihrem ersten Pumptrack-Erlebnis stellen sich Biker jedoch oft ganz konkrete Fragen. Was ist ein Pumptrack überhaupt? Welches Bike eignet sich am besten? Wie funktioniert die richtige Fahrtechnik? Welches Zubehör benötige ich? In unserem großen Pumptrack-Guide erklären wir, was Biker alles brauchen, um auf einem Pumptrack Spaß zu haben.
Viel braucht es eigentlich nicht, um auf einem Pumptrack Spaß zu haben. Eines ist aber natürlich unverzichtbar: die richtige Strecke. Pumptracks gibt es inzwischen in fast jeder größeren Gemeinde. Leicht lässt sich auf einer Anlage ein halber oder gar ein ganzer Tag verbringen - auch eine Anfahrt lohnt sich also. Die Rundkurse aus Asphalt oder verdichteter Erde setzen sich aus verschiedenen Elementen zusammen: Wellen (”Pumps”), Anliegerkurven und Tables. Anders als in Bikeparks können in der Regel alle Elemente eines Pumptracks abgerollt werden. Befürchtungen auf einen Gap-Sprung zu treffen sind deshalb überflüssig.
Über Asphalt-Pumptracks kann man auch mit einem BMX, Scooter, Skateboard oder gar auf Inlinern rollen. Kleine Kinder haben schon mit einem Laufrad Spaß auf den Hügeln. Besonders eignen sich aber Mountainbikes. Generell funktioniert natürlich auch ein Fully auf dem Pumptrack. In einer Hinterbaufederung verpufft jedoch jede Menge Energie, die es eigentlich bräuchte, um ohne Treten über Wellen und durch Anlieger Geschwindigkeit zu generieren. Pumptrack-Fahren mit einem vollgefederten MTB ist deshalb deutlich anstrengender und meist langsamer, als mit einem Hardtail.
Auch die in der Regel längere Geometrie eines Fullys kann Fahrspaß auf dem Pumptrack ausbremsen. Kürzere Hardtails gehen müheloser durch enge Kurven und sind gerade bei hochfrequenten Pump-Bewegungen auch in Sachen Fahrtechnik auf einem Pumptrack besser zu kontrollieren. Der steife Hinterbau eines Hardtails setzt Fahrer-Input sofort um. Da auf einem Pumptrack selten Wurzeln, Steine und Stufen warten, kann auf die Federwegsreserven eines Fullys verzichtet werden. Doch auch bei einem Hardtail stellen sich noch wichtige konzeptionelle Fragen für den Einsatz auf dem Pumptrack.
Auch mit einem "normalen" Hardtail kann man auf dem Pumptrack Spaß haben. Wer bereits ein Bike mit starrem Heck besitzt, sollte sich gut überlegen, ob er zusätzlich ein spezielles Dirtbike braucht. Gerade jungen Bikern fehlt oft das Geld für ein zusätzliches Rad. Ein 100-Millimeter-Hardtail hat einen großes Einsatzspektrum von Tour bis zum ersten Marathon. Dazu sind die Anschaffungskosten günstiger Modelle mit denen der Spezialbikes vergleichbar. So gesehen schlummert in diesem Konzept ein Preis-Leistungs-Tipp für Mountainbiker, die nur gelegentlich einen Pumptrack aufsuchen.
Je nach Rahmengröße kann das lange Sitzrohr eines Allround-Hardtails im Vergleich zu einem Dirtbike dem aktiven Pushen über Wellen im Weg sein. Sprünge und Tricks sind nicht unmöglich, mit dem sperrigen Rahmen aber deutlich schwerer. In jedem Fall muss der Sattel maximal weit absenkbar sein. Um auf Geschwindigkeit zu kommen braucht ein Touren-Hardtail auf dem Pumptrack mehr Einsatz vom Fahrer. Schuld sind die längeren Kettenstreben, das höhere Gesamtgewicht und die größeren Laufräder. Hat man einmal den Dreh raus, funktioniert aber auch ein normales Hardtail auf dem Pumptrack erstaunlich gut.
Die meisten Dirtbikes setzen auf 26 Zoll Laufräder. Tatsächlich ist dies neben den Bikes für Kindern der einzige Bereich, in dem noch neue Mountainbikes mit dieser Laufradgröße entwickelt werden. Da Specialized aber zwei identisch ausgestattete Dirtbikes mit unterschiedlicher Laufradgröße im Angebot hat, konnten wir die Vor- und Nachteile großer und kleiner Räder in der Praxis aufspüren Im Vergleich zum identisch ausgestatteten 26"-Pendant konnte das Testbike mit 27,5"-Bereifung alle Testfahrer überzeugen. Auf dem Pumptrack fiel es über gerade Wellen leichter Geschwindigkeit zu generieren ohne dass in Kurven oder auf dem Hinterrad gravierende Nachteile feststellbar waren. Mountainbiker wissen das stabilere, vertrautere Fahrgefühl der großen Laufräder zu schätzen. Im Labor ermittelten wir bei der Laufradbeschleunigung einen Vorteil von 384 kg x cm² zugunsten der leichteren 26"-Laufräder. In der Praxis ist davon kaum etwas zu spüren.
Um herauszufinden, was Biker auf dem Pumptrack wirklich brauchen, haben wir auch Räder aus ganz verschiedenen Preisklassen getestet. Für das 2300 Euro teure, auf 25 Stück limitierte und in Europa geschweißte XPro Digga Cream bekäme man bei Octane One gleich drei Mal das Modell Melt Pump für 699 Euro und hätte immer noch Geld übrig. Für die meisten Pumptrack-Biker liegt das ideale Preismaß zwischen den zwei Extremen. Für rund 1200 Euro gibt es heute ein sehr gutes Dirtbike. Direktversender, wie Rose legen ihren Preisvorteil gegenüber Bikes aus dem Fachhandel, wie etwa Rocky Mountain, in einer wertigeren Ausstattung um.
Detailreiche, top-verarbeitete Rahmen, wie etwa an unseren Specialized-Testbikes sind eine Frage der persönlichen Prioritäten. Gleiches gilt für die schicken DMR-Kurbeln und den in Deutschland CNC-gefrästen Vorbau des XPro. Passen Geometrie und Cockpit, ist die Ausstattung für den Fahrspaß auf dem Pumptrack aber fast egal. Mit einer wichtigen Ausnahme bei der Federgabel. Alles unter dem Preisniveau der Manitou Circus Sport ist ein Ausschlusskriterium. Der Aufpreis für eine Luftfedergabel lohnt sich in jedem Fall.
Ursprünglich wurden Dirtbikes für akrobatische Stunts über große Sprünge entwickelt. Auch auf dem Pumptrack können Biker neben den Grundtechniken einige Tricks lernen. Viele Hersteller bieten ihren Rahmen nur in einer Einheitsgröße an. Manche unterscheiden auch nach Rahmenlänge. Lange Rahmen haben einen stabileren Geradeauslauf, wenn auf dem Pumptrack hohe Geschwindigkeiten erreicht werden. Zudem können sie besser zu großen Fahrern passen. Kleine Größen bieten ein reaktiveres Fahrverhalten - gut für kreative Street-Spielereien.
Bei Tricks kann vor allem die Leitung einer Vorderradbremse schnell im Weg sein. Wer keinen mechanischen oder hydraulischen Rotor besitzt, verzichtet deshalb besser auf eine vordere Bremse und führt die lange Leitung der Hinterradbremse in mehreren Bögen um den Vorbau. Wer sein Pumptrack-Bike in den Trial-Bereich entführen und hüpfen will, wie Danny MacAskill, der braucht eine besonders kleine Übersetzung. Stahl- und Alu-Kurbeln mit Direktaufnahme lassen besonders kleine Kettenblätter zu.
Rahmen: Hardtail-Rahmen aus Alu sind leicht und steif. Stahlrahmen haben vor allem ästhetische Vorteile, sind aber teurer und schwerer. Dirtbikes zeichnen sich durch eine kompakte Geometrie aus. Kurze Kettenstreben verhelfen schon bei kleinen Impulsen aufs Hinterrad und lassen sich deshalb leicht in den Manual ziehen. Kurze Radstände helfen bei Rotations-Tricks und in engen Kurven, lange Radstände liegen bei hohen Geschwindigkeiten sicherer. Lenkwinkel zwischen 68,5 und 70 Grad sind die Regel. Flache Winkel machen die Front eines Dirtbikes laufruhiger, während steile Winkel dem Bike mehr Reaktivität verleihen können.
Antrieb: Da auf einem Pumptrack für die Beschleunigung nicht pedaliert wird, braucht es eigentlich keinen Antrieb und keine Schaltung. Vor vielen Pumptrack-Wettkämpfen wird sogar die Kette demontiert. Dirtbikes besitzen stabile Singlespeed-Antriebe. Dazu muss die Kette mithilfe verschiebbarer, beziehungsweise horizontaler Ausfallenden oder einem exzentrischen Tretlager gespannt werden. Aufgrund der Kettenlängung führt an den meisten Fullys kein Weg an einem speziellen Kettenspanner vorbei. Je größer das Kettenblatt und je kleiner das Ritzel, desto schwerer der Singlespeed-Gang.
Gabel: Pumptracks lassen sich problemlos auch mit Starrgabeln befahren. Spezielle Federgabeln für Dirtbikes gibt es nicht viele. Gabeln mit Luftfeder, wie etwa die teure Rockshox Pike DJ, lassen sich am einfachsten abstimmen. Auch die Luftgabeln von Marzocchi und Manitou liefern auf dem Pumptrack eine solide Leistung. Günstige Stahlfedergabeln, drücken ordentlich auf die Waage und lassen außer der Federvorspannung selten eine Einstellung zu. Wichtig ist ein guter Gegenhalt, um auf dem Pumptrack keine Energie liegen zu lassen.
Bremsen: Eine einfache Hinterradbremse reicht aus, um auf dem Pumptrack zu verzögern. Das schaffen sogar mechanische Modelle. Manche Hersteller liefern ihre Dirtbikes trotzdem mit einer einfachen Vorderradbremse aus. Bei Tricks können die Bremsleitungen im Weg sein. Für längere Abfahrten sind Dirtbikes mit ihren kleinen Bremsscheiben nicht gemacht.
Cockpit: Ein breiter Lenker, gibt auf dem Pumptrack viel Kontrolle, kann gerade kleine Fahrer aber überfordern. Schmale Modelle vereinfachen Tricks, wie Barspins. Die Lenkerbreite sollte zu Körpergröße und Schulterbreite passen. Kurze Vorbauten sorgen für das auf einem Pumptrack gewünschte direkte Handling.
Reifen: Auf Asphalt-Pumptracks sollten Reifen vor allem schnell rollen. Das schaffen auch breite Modelle mit viel Luftdruck. Werden Reifen um 2,3 Zoll Breite auf Felgen mit großem Innendurchmesser weit aufgestellt, können sie auch auf dem Pumptrack Dämpfungs-Vorteile gegenüber schmaleren Modellen haben. Über geschotterte Strecken und Dirtjumps ist mehr Profil am Vorderreifen gefragt.
Pumptracks bieten ideale Trainingsmöglichkeiten fürs Mountainbiken. Hier lernen Biker unter Laborbedingungen Kurven, Sprünge, Manuals und aktives Fahren für den Trail. Die wichtigsten Grundtechniken, wie das Pushen über Wellen, kann man schon an einem Tag erlernen. Pumptrack-Kurven sind ideal, um die Kurventechnik zu verbessern, denn hier gibt es keine Ausreden. Auf dem Trail lenken Steine, Bremsrillen und Geholper ab, auf dem Pumptrack nicht. Fahrfehler spüren Biker direkt und unmittelbar. Geschwindigkeit zu generieren ohne in die Pedale zu treten ist der Schlüssel für schnelles und geschmeidiges Fahren - egal ob auf dem Pumptrack oder auf dem Trail. Aaron Gwin demonstrierte das eindrucksvoll mit einem Worldcup-Downhill-Sieg ohne Kette.
Zum Pumptrack-Fahren braucht es nicht viel Zubehör. Im klassischer Dirt- und Street-Manier passt auch der Casual-Look mit Stretch-Jeans und T-Shirt. Ein Helm ist jedoch Pflicht! Knieprotektoren und Handschuhe sind ratsam, um sich im Falle eines Sturzes zu schützen. Am einfachsten lässt sich die Fahrtechnik auf Flatpedals trainieren. Dazu braucht es die passenden stabilen, griffigen Flatpedal-Schuhe. Pumptrack-Fahren ist anstrengend und Biker kommen schnell ins schwitzen. Funktionskleidung kann hilfreich sein, ist aber bei Weitem kein Muss. Wichtiger ist eine gute Bewegungsfreiheit auf dem Bike.