BIKE: Gratulation, Henri. Die erste Medaille für Deutschland bei den Elite Männern im Downhill. Hat dir dein früher Start geholfen?
HENRI KIEFER: Ja, es ist wesentlich entspannter, früh zu starten. Der Druck steigt, wenn du einer der letzten bist.
Was ist deine Erklärung für deinen Sensations-Run?
Ich war selbstbewusst und frei im Kopf, denn ich wusste, dass ich vorne rein fahren kann. Sprich: Der Speed war da! Das hatte ich in den letzten Rennen bewiesen, siehe Leogang oder La Thuile. Mein Speed war eigentlich in allen Worldcups da, nur konnte ich die Leistung nicht konstant genug zeigen.
Nach deinem Run saßest du ewig im Hotseat als schnellster Fahrer und all die Stars kamen. Und einer nach dem anderen patzte wie z. B. Andreas Kolb. Hast du da an Gold gedacht?
Auf jeden Fall. Schon als ich unten ankam und meine Zeit gesehen habe, hat mein Gefühl gesagt: Das kann eine Medaille sein. Denn ich war drei Sekunden schneller als Dylan Maples. Drei Sekunden sind in unserem Sport ’ne Menge. Also dachte ich: Top-5 oder sogar ’ne Medaille.
Was redet ihr, wenn ihr im Hotseat sitzt. Was sagst du zu Ronan Dunne?
Man quatscht schon ein bisschen. Doch meist über die Strecke, kniffelige Stellen oder die Patzer der anderen. Aber keine krassen Insides.
War deine Enttäuschung groß als dir Jackson Goldstone die Goldmedaille weggeschnappt hat?
Nein, auf gar keinen Fall. Dazu muss man ja sagen, dass Jackson ein gutes Stück schneller war. Ich bin komplett zufrieden mit meiner Leistung. Zweiter in der Welt!
Und du hast ja bereits Gold als Junior geholt.
Der Weltmeister-Titel in der Elite hat aber ein ganz anderes Gewicht. Ich kann noch gar nicht richtig begreifen, dass ich Vizeweltmeister geworden bin. Das ist passiert, dann hat man gefeiert und jetzt geht’s gleich weiter zum nächsten Race. Da komme ich kaum zum Nachdenken und ich tu mir schwer, die Leistung überhaupt zu genießen, weil es Schlag auf Schlag weiter geht.
Was gab es für Reaktionen auf deine Medaille. Ruft dich der Bundeskanzler an und gratuliert?
(Lacht). Nee, der hat sich noch nicht gemeldet. Tatsächlich fällt mir da gar nix ein.
Hat nicht der PLAYBOY angerufen, um ein Interview mit dir zu führen?
Nein. Glückwünsche von meiner Familie und Freunden. Von den Sponsoren natürlich. Doch kein Bundeskanzler. Dabei scheint der sehr radbegeistert. Für Florian Lipowitz hat Friedrich Merz einen Post gemacht und zum dritten Platz bei der Tour de France gratuliert.
Du hast die Sponsoren erwähnt. Gibt es da eine Prämie für den Titel?
Ja. Das ist vertraglich festgelegt. Für den Titel gibt es eine Prämie.
Auch nicht schlecht, wenn es außer Ruhm & Ehre eine Geld-Prämie gibt.
Auf jeden Fall. Das ist auch fair.
Wo ist deine Silbermedaille jetzt? Hast du die gerade umhängen?
(Lacht). Das wär’s! (Lacht). Nee, die großen Erfolge lass ich bei meinem Papa in der Wohnung. So auch die Silbermedaille. Wir hängen sie bei ihm in der Wohnung an die Wand.
War dein Papa demnach auch der erste, mit dem du telefoniert hast nach dem Erfolg?
Genau. Den habe ich angerufen.