Andreas Kublik
· 13.08.2024
Nun soll Schluss sein mit Mountainbiken auf höchstem Niveau – “Es ist Zeit für neue Ziele,” erklärte die 32-jährige Olympiasiegerin auf der französischen Sportseite lequipe.fr. Zuvor hatte sie einen Vertrag mit dem niederländischen Rennstall Visma | Lease a Bike für die kommenden drei Jahre unterschrieben, um ab 2025 als Straßenprofi anzutreten. Ihr Ziel: der Gesamtsieg bei der Tour de France. “Ich werde versuchen, in den nächsten Saisons die Tour zu gewinnen,” begründete sie bei lequipe.fr ihren Wechsel der Disziplin.
Nach ihrem Abschied vom deutschen Team Canyon//SRAM Ende 2020 hatte sie zuletzt im Straßenradsport pausiert. “Der Frauenradsport auf der Straße hat einen weiten Weg zurückgelegt, seit ich ihn verlassen habe,” sagte sie in Bezug auf ihren erneuten Disziplinwechsel. Der Neustart der Tour de France der Frauen, der 2022 Realität wurde, ist für viele Radsportlerinnen eine große, neue Attraktion und Motivation. Als sie 2018 zuletzt am Frauenrennen des Tour-Veranstalters A.S.O. teilnahm, war es noch ein Eintagesrennen unter dem Namen La Course by Le Tour.
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"Wir werden ihr die Zeit lassen, wieder eine erfolgreiche Straßenradsportlerin zu werden," erklärte ihr zukünftiger Teammanager Rutger Tijssen. Marianne Vos gilt derzeit als bekannteste Fahrerin der Mannschaft. Die 37-jährige Niederländerin gewann nach ihrem Olympiasieg in London 2012 in Paris Silber im Straßenrennen. Vos und Ferrand-Prevot waren bereits von 2012 bis 2016 Teamkolleginnen bei Rabobank. Im Gegensatz zu den Männern, bei denen Jonas Vingegaard zuletzt das weltweit wichtigste Etappenrennen zweimal gewann, fehlt Visma | Lease a Bike bei den Frauen bislang eine ernsthafte Anwärterin auf den Toursieg. "Sie soll die Anführerin unserer Mannschaft für die großen Etappenrennen werden," fügte Tijssen hinzu.
In den letzten zwei Jahren trug Ferrand-Prevot das Trikot des britischen Teams Ineos Grenadiers, das kein Frauenteam aufstellt. Sie plant, ihre Karriere als Mountainbike-Profi nach der bevorstehenden Weltmeisterschaft in Andorra zu beenden. Ferrand-Prevot konnte auf dem Mountainbike bemerkenswerte Erfolge erzielen, darunter fünf Weltmeistertitel im Cross Country und zwei im Shorttrack. Außerdem wurde sie zweimal Europameisterin. Bis zu den Olympischen Spielen in Paris hatte sie auf den Olympiasieg hingearbeitet, den sie nun endlich erreicht hat.
In der Vergangenheit war Ferrand-Prevot bereits viele Jahre lang die vielseitigste Radsportlerin: In der Geschichte des Radsports war sie die Erste, die die drei Weltmeistertitel im Cyclocross, im Straßenrennen und auf dem Mountainbike gewann. Einem Mann ist dieses herausragende Meisterstück bisher nicht gelungen. Zwischenzeitlich jedoch verlor die Französin aus der Champagne die Begeisterung für den Straßenradsport und kämpfte wiederholt mit Form- und Motivationsproblemen.
Unklar ist, welche Rolle ihr aktueller Lebenspartner, Dylan van Baarle – Vize-Weltmeister von 2021 und Roubaix-Sieger – bei ihrem Wechsel zum neuen Team spielte. Van Baarle gehört dem Männer-Team von Visma/Lease a Bike an. Doch nach ihrem Olympiasieg betonte Ferrand-Prevot auf dem Kurznachrichtendienst X, wie wichtig die Rolle der gleichaltrige Niederländer bei der mentalen Unterstützung und im Training für den Triumph von Paris gespielt habe.