Die Tipps der Marathon-StarsAusdauer-Profis über die besten Tricks, Rennen und Erlebnisse

Jan Timmermann

 · 20.04.2024

Mountainbike Marathons sind geplante Schinderei. Uns verraten die besten Fahrer und Fahrerinnen ihre Geheimnisse für den Marathon-Erfolg
Beim Mountainbike-Marathon liegen Freude und Schmerz nahe beieinander. Kaum jemand weiß das besser, als Annika Langvad, Anne Terpstra, Nicole Koller, Andreas Seewald, Karl Platt und Alban Lakata. In diesem Artikel plaudern die Stars aus dem Nähkästchen, stellen ihre Lieblings-Events vor und verraten die wichtigsten Tipps zur Marathon-Teilnahme.

MTB-Marathons sind der Klassiker unter den Mountainbike-Rennen. Mensch und Maschine gegen Berg und Natur. Tausende Höhenmeter in einer schönen aber rauen Berglandschaft auf dem Fahrrad zu bezwingen ist ein Unterfangen mit Erlebnis-Garantie. Erst recht, wenn das Ganze im Marathon-Rennformat stattfindet. Inzwischen gibt es hunderte Events weltweit und sogar eine eigene Marathon-Worldcup-Wertung. Rennfahrer, die diese Weltklasse-Rennen für sich entscheiden können, sind aus einem anderen Holz geschnitzt, als der durchschnittliche Normalo. Sie kennen sich in der Marathon-Szene besser aus, als jeder andere. Deshalb haben wir einige der größten Namen um ihre Tipps gebeten: Welches Rennen sollte man gefahren sein? Was waren ihre spannendsten Erlebnisse? Welche Tipps haben sie für Marathon-Biker?

Die Dolomiten bieten eine grandiose Kulisse für großartige Marathon-Rennen. Den Sella Rona Hero zählt beispielsweise Ausdauer-Profi Alban Lakata zu seinen Favoriten.Foto: SportografDie Dolomiten bieten eine grandiose Kulisse für großartige Marathon-Rennen. Den Sella Rona Hero zählt beispielsweise Ausdauer-Profi Alban Lakata zu seinen Favoriten.

Tipps und Tricks von Marathon-Tausendsassa Annika Langvad

Zwar ist die Dänin inzwischen aus dem aktiven Rennsport ausgestiegen, mit insgesamt fünf Weltmeistertiteln im MTB-Marathon und fünf Cape-Epic-Siegen ist sie jedoch eine Expertin, wie es keine zweite gibt.

Ich finde, dass es von jedem Marathon eine denkwürdige Anekdote gibt. Nicht nur körperlich sind Schmerzen zu erwarten, auch dem Geist wird einiges abverlangt. Im Ziel geht es mir meistens gut, weil die Anstrengungen vorbei sind. Das Leadville 100 war aber eine ganz andere Liga und sicher das härteste Rennen, das ich je gefahren bin. - Annika Langvad
Annika Langvad gehört zu den erfolgreichsten Marathon-Frauen überhaupt. Uns verrät sie ihre besten Ausdauer-Tipps und erzählt vom legendären Leadville 100 Rennen.Foto: George DeswijzenAnnika Langvad gehört zu den erfolgreichsten Marathon-Frauen überhaupt. Uns verrät sie ihre besten Ausdauer-Tipps und erzählt vom legendären Leadville 100 Rennen.

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Hier ist Annika Langvads Top-Fünf der Marathon-Rennen weltweit:

  1. Cape Epic: “Das Rennen wird oft als die ‘Tour de France der Mountainbiker’ bezeichnet. In Wirklichkeit erinnerte es mich mehr an die Rallye Dakar. Jeden Tag ein Marathon, fast eine ganze Woche lang: Die schiere Brutalität macht das Rennen zu einer einzigartigen Erfahrung. Das Event ist extrem gut organisiert und man bekommt alle möglichen Untergründe und Trails unter die Stollen. Das Erlebnis umfasst keine Fünf-Sterne-Hotels, was das Geschaffte hinter der Ziellinie noch größer wirken lässt.”
  2. Leadville 100: “Dieses Rennen ist wirklich etwas für die Masochisten unter den Bikern. Die Kleinstadt Leadville liegt tief drinnen und weit oben in den Rocky Mountains. Sie bildet die perfekte Szenerie, sodass man sich beim Event wie in einem Western fühlt. Der härteste Gegner ist der Start auf 3000 Metern Höhe. Die Strecke führt sogar bis auf 3500 Meter hoch. Für alle, die das ultimative Trail-Erlebnis suchen ist das Rennen eher nichts aber 100 Meilen in dieser Höhe bringen eine außerkörperliche Erfahrung, wie man sie wahrscheinlich noch nie hatte. Ich habe erst einmal teilgenommen und fühle mich nicht in Versuchung geführt, nochmal zu starten. Andererseits konnte ich nach dem Rennen in Leadville meinen ersten XCO Worldcup Sieg feiern. Ich denke deshalb noch oft und gerne daran zurück.”
  3. Cime Dolomiti / Laveredo: “Das Event ist seit einer Weile von der Bildfläche verschwunden. Es gibt aber Gerüchte, dass es in den Rennkalender zurückkehren könnte. Das Rennen ist wirklich brutal aber mit den malerischsten Aussichten, die man sich vorstellen kann. Man sollte wirklich seine besten Kletter-Beine auspacken und sich auf den herausfordernden Höhenunterschied einstellen. Die wunderschöne Landschaft erzeugt das Gefühl durch ein Filmset zu fahren.”
  4. Extreme sure Lore: Der Marathon gleicht dem Terrain, das ich aus Dänemark kenne. Von allem ist etwas dabei: Wurzeln, Steine, viel Erdboden und ein ständiges Auf und Ab mit mittelgroßen Anstiegen. Bei diesem Event wird jeder etwas finden das zu seinen Stärken passt.”
  5. Whiskey Off-Road: “Diese Veranstaltung findet in Prescott, Arizona statt und besitzt einen echten Festival-Vibe. Prescott hat ungefähr die Größe meiner Heimatstadt und ich mag die Atmosphäre, welche das Event durchzieht. Wer Lust hat, für den startet die Renn-Action schon freitags mit dem Fat Tire Crit. Auf die 50 Meilen sollten die Beine gut vorbereitet sein. Die Strecke hat einen klasse Mix aus Wüsten-Charakter und abwechslungsreichem Terrain, inklusive spaßiger Trails.”
Kein Wunder, dass alle befragten Profi-Fahrer das Cape-Epic als eines ihrer Event-Tipps nannten. Das Etappen-Rennen in Südafrika gilt als die Tour de France der Mountainbiker.Foto: Rodger BoschKein Wunder, dass alle befragten Profi-Fahrer das Cape-Epic als eines ihrer Event-Tipps nannten. Das Etappen-Rennen in Südafrika gilt als die Tour de France der Mountainbiker.
Beim Leadville 100 hatte ich das Gefühl härter unterwegs zu sein, als jemals zuvor. Nach dem Rennen auf über 3000 Meter Höhe fühlte es sich so an, als hätte ich mir ein Loch gegraben, aus dem es keinen Ausweg mehr gab. Ich musste mich meiner damaligen Team-Managerin voll und ganz hingeben. Sie übernahm das Denken und musste mir sagen, was ich zu tun hatte. Zum Beispiel: ‘Zieh die Socken aus. Schalt das Wasser ein. Geh unter die Dusche’ Das war sowohl erschreckend als auch befreiend. - Annika Langvad

Annika Langvads Top-Tipps für Marathon-Fahrer

Vor dem Rennen sollte man die jeweiligen Bedingungen, die man zu erwarten hat, genau analysieren. Manchmal kann sich die Temperatur vom frühmorgendlichen Start bis zum Finish am Nachmittag dramatisch verändern. Darauf sollte man sich mit einer guten Flüssigkeitsversorgung ab Start bereits vorbereiten. Genauso sollte man das Terrain kennenlernen und sein Equipment entsprechend wählen. Mit dem richtigen Antrieb und den richtigen Reifen wird es deutlich leichter sein, durch die finalen Stunden den Rennens zu kommen. Sein Material sollte man gut kennen. Je länger der Marathon, desto wahrscheinlicher sind technische Probleme. Man sollte darauf vorbereitet sein, alles, was auf der Strecke passiert, reparieren zu können. Üben kann man das schon zu Hause. Wer im Training bereits auf die Geräusche seines Bikes achtet, kann Defekte frühzeitig erkennen. Übung macht den Meister! Man muss zwar nicht trainieren, wie ein Profi, aber Vorbereitung ist definitiv eine gute Idee. Einen Marathon kann man auch simulieren. Dinge, wie die Nährstoff-Versorgung oder den Einsatz von Tire-Plugs sollte man üben. Im Marathon zahlt sich das dann sicher aus.

Ein paar Stunden nach dem Leadville 100 rief ich meinen Freund an. Ich musste vor Erschöpfung weinen, dann konnte ich nicht einmal mehr das. Nach einiger Zeit musste meine Team-Managerin eingreifen und sagen: ‘Es geht ihr gut, sie ist nur sehr müde!’ Heute lachen wir über diese Erinnerung. - Annika Langvad
Biken, wie im Western: Die einzigartige Atmosphäre beim Leadville 100 Rennen ist einer der Marathon-Tipps von Annika-Langvad.Foto: Getty ImagesBiken, wie im Western: Die einzigartige Atmosphäre beim Leadville 100 Rennen ist einer der Marathon-Tipps von Annika-Langvad.

Tipps und Tricks von Marathon-Legende Karl Platt

König Karl, Kopf des Team Bulls, hat in seinem Leben bereits weit über eine halbe Millionen Kilometer auf dem Bike gesammelt. Seine Spezialität sind Etappenrennen, doch auch der Rest seiner Erfolgs-Liste liest sich, wie ein Rezeptbuch für den Legendenstatus: Sechs Mal stand er beim Cape Epic ganz oben auf dem Siegertreppchen. Die BIKE Transalp konnte Platt ganze sieben Mal für sich entscheiden. Ergänzt wird das durch je einen Welt- und einen Europameistertitel sowie zwei deutschen Titeln in der Marathon-Disziplin. Hier ist seine Top Fünf der Marathon Events:

  1. Cape Epic: “Atmosphäre, Strecken und Erlebniswert sind auf einem extrem hohen Niveau. Vielleicht sogar auf dem höchsten überhaupt.”
  2. BIKE Transalp: “Es ist die Mutter aller Etappenrennen im Team. Im Sommer ist es ein Muss über die Alpen zu fahren. Ich kann nicht genug davon bekommen!”
  3. Tankwa Trek: “Vier Tage Mega-Trails und eine wahnsinnig schöne, familiäre Atmosphäre. Für mich eines der schönsten Rennen weltweit.”
  4. Grand Raid BCVS: “Das ist die ultimative Herausforderung für Körper und Geist. 120 Kilometer und 5000 Höhenmeter mit wunderschöner Landschaft und top Trails. Die Atmosphäre an der Schiebepassage des Pas de Lona ist legendär.”
  5. 4 Islands: “Beim Rennen in Kroatien sollte man unbedingt auf dem Boot übernachten. Vier Inseln in fünf Tagen bieten überschaubare Distanzen, Spaß, Erlebnis und Meer.”
Karl Platt ist ein regelrechter Marathon-Veteran. Im deutschsprachigen Raum hat kaum jemand mehr Erfahrung als der Fahrer vom Team Bulls.Foto: Markus GreberKarl Platt ist ein regelrechter Marathon-Veteran. Im deutschsprachigen Raum hat kaum jemand mehr Erfahrung als der Fahrer vom Team Bulls.
Ich habe schon weit über 1000 solcher Marathon-Veranstaltungen gemacht und finde sie immer noch absolut reizvoll. Das macht einfach Spaß! Inzwischen bin ich beim Cape Epic 20 Mal und damit jedes Jahr gestartet. Bei der BIKE Transalp habe ich drei Jahre pausiert und bin seit zwei Jahren wieder zurück. Ein Ende ist nicht in Sicht. Eigentlich schon bekloppt aber es gibt mir etwas! - Karl Platt

Karl Platts Top-Tipps für Marathon-Fahrer

Viele Leute gehen zu nervös an die Sache heran. Sie versuchen krampfhaft so gut wie möglich auf den Wettkampf vorbereitet zu sein. Oft wird da die Nadel im Heuhaufen gesucht. Besser ist es den Spaß in den Vordergrund zu stellen und den Marathon einfach mal zu genießen: Hausaufgaben machen ja aber bitte nicht die Freude verlieren. Natürlich sollte das Bike in einem guten Zustand sein. Vor allem mit einem ordentlichen Antrieb, Kette, Ritzel und guten Reifen ist viel geholfen. Nicht alle Fahrer achten darauf. Entscheidend kann auch die Ernährung sein. Hier sollte man nichts Wildes ausprobieren, sondern bei Gewohntem bleiben. Wenn es sonst kein Müsli zum Frühstück gibt, sollte das auch nicht vor einem Rennen der Fall sein. Auf der Strecke sollten sich Marathon-Biker gut verpflegen und nicht von Adrenalin oder Euphorie mitreisen lassen, um dann später völlig einzubrechen.

Diese Schiebepassage beim Grand Raid BCVS zwischen Verbier und Grimentz verlangt selbst den besten Marathon-Fahrern alles ab.Foto: Louis DasselborneDiese Schiebepassage beim Grand Raid BCVS zwischen Verbier und Grimentz verlangt selbst den besten Marathon-Fahrern alles ab.

Tipps und Tricks von Marathon-Weltmeister Andreas Seewald

Der 32-Jährige aus dem oberbayerischen Lenggries brachte die deutschen Fans zum Jubeln, als er sich 2021 nach einem spannenden Rennen auf Elba die Marathon-Weltmeister-Krone aufsetzte. Auch einen Europameister-Titel und drei deutsche Meistertitel nennt der Fahrer des Canyon Sidi MTB Teams sein eigen. Hier sind seine Top-Fünf-Events:

  1. Grand Raid BCVS: Auf der Langdistanz mit 5025 Höhenmetern wurde schon so manche Heldengeschichte geschrieben.
  2. MB Race Megeve: Mit 140 Kilometern und über 7000 Höhenmetern bezeichnen die Veranstalter das Rennen als den härtesten MTB-Marathon der Welt.
  3. Alta Valtellina Bike Marathon: Von wegen Dolce Vita - wer will, kann sich auf dem 100 Kilometern und 3260 Höhenmetern der Marathon-Strecke ordentlich verausgaben.
  4. Roc d’Azur Marathon: Seit 2008 findet im Rahmen eines Festivals ein toller Marathon statt. Die Strecke führt durchs französische Masif des Maures und stellenweise am Strand entlang.
  5. Cape Epic: Das Etappenrennen in Südafrika steht auf der To-Do-Liste fast jedes Marathon-Profis.
Andreas Seewald trägt die Marathon-Weltmeister-Streifen auf dem Trikot. Den Titel errang der Deutsche 2021 auf Elba.Foto: Georg GrieshaberAndreas Seewald trägt die Marathon-Weltmeister-Streifen auf dem Trikot. Den Titel errang der Deutsche 2021 auf Elba.
Bei meiner ersten Cape-Epic-Teilnahme mussten wir krankheitsbedingt aufgeben. Mein Teampartner und ich hatten eine Etappe gewonnen, wurden aber von einem Magen-Darm-Virus flachgelegt. Zwei Wochen vorher hatte ich allerdings meinen WM-Titel gewonnen und dieser wurde gebührend nachgefeiert, als ich wieder fit war. Mit ein paar Drei-Liter-Magnum-Flaschen Rotwein und Gin war das ein legendärer Abend fürs Team. - Andreas Seewald

Andreas Seewalds Top-Tipp für Marathon-Fahrer

Marathon Rennen sollte man so fahren, als wäre es nur eine sportliche Tour. Umgekehrt sollte man sich auch im Training nur so verpflegen und genauso fahren, wie man es im Rennen auch vorhat. Im Rennen selbst sollte Nichts Neues ausprobiert werden.

Hier kämpft Andreas Seewald mit dem Tschechen Filip Adel um die Platzierung beim Capoliveri Legends Cup auf der Insel Elba.Foto: Capoliveri Legends CupHier kämpft Andreas Seewald mit dem Tschechen Filip Adel um die Platzierung beim Capoliveri Legends Cup auf der Insel Elba.

Tipps und Tricks der Cape-Epic-Siegerinnen Anne Terpstra und Nicole Koller

Eigentlich sind Anne Terpstra und Nicole Koller gar keine klassischen Marathon-Fahrerinnen, sondern behaupten sich regelmäßig erfolgreich in der Cross Country-Disziplin. Bis auf ein Podium beim Tankwar Trek konnten sie bisher kaum Marathon-Erfolge aufweisen. Allerdings konnte das Duo beim diesjährigen Cape Epic in Südafrika mit 617 Kilometern und 16.500 Höhenmetern einen perfekten Sieg einfahren und acht von acht Etappen gewinnen. Grund genug die Fahrerinnen des Ghost Factory Racing Teams nach ihren Erfahrungen und Tipps zu fragen.

Zwei glückliche Gewinnerinnen: Die XC-Spezialistinnen Anne Terpstra (links) und Nicole Koller (rechts) auf dem Treppchen des Cape Epic.Foto: Max Sullivan/Cape EpicZwei glückliche Gewinnerinnen: Die XC-Spezialistinnen Anne Terpstra (links) und Nicole Koller (rechts) auf dem Treppchen des Cape Epic.
  1. Cape Epic: “Das Etappenrennen in Südafrika ist vom Erlebniswert absolut empfehlenswert. Schade eigentlich, dass wir so im Rennmodus waren, dass wir von all dem, was um das Rennen außen herum geschieht nur wenig mitbekommen haben - da gibt es so viel zu erleben! Auch Privatpersonen können teilnehmen, allerdings ist das leider teuer. Mit Flug und Hotels kommt ein Zweier-Team schon mal auf rund 15.000 Euro. Wer die Möglichkeiten hat, sollte es aber unbedingt angehen. Damit sind nicht nur die Finanzen, sondern auch das Fahrkönnen gemeint, damit das Cape nicht zu einer Leidens-Tour wird. Die schiere Länge des Events ist echt brutal. Wer sich auf so ein Abenteuer einlässt, will ja nicht schon am zweiten Tag ausscheiden.”
Nicole Koller and Anne Terpstra auf der siebten Etappe des Cape Epic in Stellenbosch, Südafrika. Bei keinem anderen MTB-Rennen ist die mediale Aufmerksamkeit so hoch.Foto: Nick Muzik/Cape EpicNicole Koller and Anne Terpstra auf der siebten Etappe des Cape Epic in Stellenbosch, Südafrika. Bei keinem anderen MTB-Rennen ist die mediale Aufmerksamkeit so hoch.
Wer beim Cape Epic starten möchte, sollte extrem gut auf seine Gesundheit achten. Vor Ort ist es sehr leicht krank zu werden. Wir haben deshalb zum Beispiel öffentliche Toiletten gemieden. - Anne Terpstra
Mich hätte auf den letzten drei Kilometern vorm Etappenziel fast ein Springbock vom Bike geholt. Man denkt immer, dass nur die Spitze des Fahrerfeldes in Kontakt mit Wildtieren käme und diese weiter hinten schon alle aufgescheucht sind. Das stimmt allerdings nicht. Anne musste mir nach dem Schrecken mit einem mentalen Reset helfen, um auf dem Weg ins Ziel noch konzentriert zu bleiben. - Nicole Koller
Gleich nach dem Prolog des Cape Epics durften sich Anne Terpstra und Nicole Koller vom Ghost Factory Racing Team das Leader-Trikot überziehen.Foto: Sam Clark/Cape EpicGleich nach dem Prolog des Cape Epics durften sich Anne Terpstra und Nicole Koller vom Ghost Factory Racing Team das Leader-Trikot überziehen.

Anne Terpstras und Nicole Kollers Top-Tipps für Marathon-Fahrer

Bei einem Etappen-Marathon locker zu bleiben ist eine Kunst. Es kann sein, dass es einem am zweiten Tag extrem schlecht geht, am dritten ist die Welt aber wieder in Ordnung. Der vielleicht wichtigste Tipp von Terpstra und Koller lautet deshalb sich jeden Moment in Erinnerung zu rufen, dass man am Rennen teilnimmt, weil es Spaß macht. Am Ende ist das der entscheidende Grund zum Mountainbiken. Es klingt einfach, ist aber bei einem Wettkampf auch schnell wieder vergessen. Meditation und Autogenes Training können mit der Lockerheit helfen. Auch das Team um einen herum ist extrem wichtig. Wichtiger noch, als die Athletinnen es vor ihrem Start beim Cape Epic eingeschätzt hätten. Wer sich gegenseitig gut kennt, ist klar im Vorteil.

Auch hier auf der fünften Etappe des Cape Epics kämpften Nicole Koller und Anne Terpstra um ihren Vorsprung.Foto: Max Sullivan/Cape EpicAuch hier auf der fünften Etappe des Cape Epics kämpften Nicole Koller und Anne Terpstra um ihren Vorsprung.
Vor dem Cape Epic bin ich lediglich bei einem einzigem Marathon gestartet: der WM 2021 in der Schweiz. Auf die Startrunde folgte ein rund 20-minütiger Downhill, an dessen Fuße ich auf Platz drei herauskam. Ich dachte mir: ‘Jetzt musst du voll durchziehen!’ Allerdings waren noch satte 60 Kilometer übrig. Zehn Kilometer vor dem Ziel stand ich dann da, wie der Esel am Berg. Das hatte definitiv einen Lerneffekt! - Nicole Koller
Die Landschaft beim Cape Epic ist definitiv anders, als in den Heimatländern Niederlande und Schweiz von Anne Terpstra und Nicole Koller. Hier preschen die Athletinnen durch das Saronsberg Wine Estate. | Foto Max Sullivan/Cape EpicDie Landschaft beim Cape Epic ist definitiv anders, als in den Heimatländern Niederlande und Schweiz von Anne Terpstra und Nicole Koller. Hier preschen die Athletinnen durch das Saronsberg Wine Estate. | Foto Max Sullivan/Cape Epic

Tipps und Tricks von Marathon-Spitzenathlet Alban Lakata

Obwohl Bulls-Teamfahrer Alban Lakata erst im Alter von 21 Jahren in den Marathon-Sport einstieg, gehört er weltweit zu den erfolgreichsten Athleten dieser Disziplin. Drei Weltmeister-, zwei Europameister- und acht österreichische Meistertitel gehen auf sein Konto. Besonders gerne fährt der Ausnahme-Sportler mit einer Stundenleistung von 420 Watt die langen Marathon-Distanzen. Hier ist seine Top-Fünf der Marathon-Events:

  1. Leadville 100: “Am Start gibt es bei gesungener Nationalhymne eine einzigartige Gänsehautstimmung.”
  2. Sella Ronda Hero: “Ein morgendliches Gewitter im Hochgebirge der Dolomiten ist mir ganz besonders in Erinnerung geblieben.”
  3. Capoliveri Legend Cup: “Einzigartiger MTB-Marathon auf Elba.”
  4. Roc d’Azur: “Das Starterfeld beim Roc will niemals enden - beeindruckend!”
  5. Ötztal Radmarathon: “Die rasante Abfahrt innerhalb der ersten 30 Minuten treibt mit den Angstschweiß auf die Stirn.”
Alban Lakata hat bereits überall auf der Welt Marathon-Rennen gewonnen. Seine Spezialität sind die richtig langen Dinger.Foto: Johann GroderAlban Lakata hat bereits überall auf der Welt Marathon-Rennen gewonnen. Seine Spezialität sind die richtig langen Dinger.

Alban Lakatas Top-Tipps für Marathon-Fahrer

Wer beim Leadville 1000 starten will, sollte früh anreisen, um sich etwas an die Höhe auf 3000 bis 4000 Meter über dem Meeresspiegel zu gewöhnen. Bei der Sella Ronda Hero sollten Teilnehmer lieber ein kleineres Kettenblatt montieren, denn dort geht es eigentlich nur steil bergauf und wieder runter. Flachpassagen sucht man vergebens. Auf der Strecke des Rock d’Azur ist es sinnvoll am Anfang etwas mehr zu investieren, um später auf den Trails nicht im Stau zu stehen. Wer den Ötztal Radmarathon bezwingen möchte, sollte bereits im Training über 2000 Kilometer gefahren sein und sich akribisch mit der Rennverpflegung auseinandersetzen.

Die Sella Ronda Hero trägt Marathon-Fahrer weit hinaus auf die Gipfel der Alpen und ist auch in diesem Jahr ein Top-Tipp für trainierte Biker.Foto: Dolomiti HeroDie Sella Ronda Hero trägt Marathon-Fahrer weit hinaus auf die Gipfel der Alpen und ist auch in diesem Jahr ein Top-Tipp für trainierte Biker.

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