Das BIKE Junior Team durfte sich letztes Jahr über einige Neuzugänge freuen, unter anderem Paulina Lange und Elias Hückmann (beide U17). Im Interview erzählen die beiden, wie sie zum Radsport gekommen sind, was ihre größten Erfolge waren und wo man sie findet, wenn sie mal nicht mit dem Bike unterwegs sind. Außerdem wollten wir wissen, welche Ziele sie im Radsport verfolgen und wie sich der ganze Stress auf ihre schulischen Leistungen auswirkt.
BIKE: Wie seid ihr zum Radsport bzw. zum Mountainbiking gekommen und wann habt ihr festgestellt, dass ihr ziemlich gut seid?
Elias: Ich habe als ich 6/7 Jahre alt war mit meinen Eltern geschaut, was es für Sportvereine in der Nähe gibt und bin so zum Mountainbiken gekommen. Das fand ich direkt ziemlich geil. Schon in meinen ersten Wettkämpfen (Regionalcups) konnte ich von Beginn an immer vorne mitfahren.
Paulina: Meine Geschwister sind schon gefahren, somit bin ich dann auch zum Mountainbiken gekommen. Meine ersten Rennen ab der U7 oder U9 haben mir ganz gut gefallen. Deshalb bin ich dran geblieben.
BIKE: Fahrt ihr neben Cross-Country noch andere Disziplinen?
Paulina: Ich fahre ab und zu mal einen kleinen Marathon, aber eigentlich nur XCO.
Elias: Im Winter fahre ich die Deutsche Meisterschaft im Cyclocross, aber ansonsten auch nur Cross-Country.
BIKE: Wie seid ihr zum BIKE Junior Team gekommen? Gab es eine Art Scouting?
Elias: Ich wurde bei einem Rennen vom Team-Chef Bernd angesprochen, ob ich nicht für das Team fahren wolle.
Paulina: Mich hat auch der Bernd gefragt, ich glaube er hat bei uns angerufen.
BIKE: Was sind eure Ziele mit dem BIKE Junior Team und was sind eure individuellen Ziele? Wollt ihr mal Profi werden?
Paulina: Ich hatte schon immer den Traum Profi zu werden. Mein Ziel ist es, die nächsten Jahre gut durch die Juniorenmannschaften zu kommen und dann mal zu schauen, was noch geht.
Elias: Mein Ziel ist auf jeden Fall “Profi”, ansonsten würde ich nicht so viel trainieren. In den nächsten Jahren möchte ich auch das Team-Leben kennenlernen und neue Erfahrungen mit der Mannschaft machen.
BIKE: Ihr seid Fahrer und Fahrerinnen in verschiedenen Altersklassen. Heißt das, dass am Ende jeder für sich fährt oder gibt es auch eine Teamwertung?
Elias: Bei den Rennen fährt jeder für sich. Bei der vergangenen EM gab es allerdings eine Team-Relay. Da sind Max, Paulina und ich für das BIKE Junior Team gefahren. Die Rennwertungen, also das was zählt, sind einzeln.
BIKE: Verspürt ihr in irgendeiner Form Leistungsdruck? Grade wenn mal ein Rennen nicht so läuft, wie geplant.
Paulina: Man ist natürlich enttäuscht, wenn es nicht so läuft, wie man sich das vorgestellt hat. Aber dann heißt es “Kopf hoch” und beim nächsten Rennen wieder Vollgas geben.
BIKE: Wie ist das denn mit dem Leistungsdruck? Wenn es über eine längere Zeit nicht so läuft, ist man wahrscheinlich raus oder?
Paulina: Bei einem schlechten Rennen denke ich nicht gleich: “Mist, jetzt war ich zwei Rennen nicht gut, jetzt flieg ich bald aus dem Team!”. Wenn es mal eine Zeit lang nicht so läuft, heißt es einfach dranbleiben. Aber man fliegt nicht direkt raus.
Elias: Bernd beziehungsweise das ganze Team versuchen eher einen zu unterstützen und zu motivieren. Der sagt nicht: “Kollege, nächstes mal bist du raus, wenn du nicht gut fährst!”. Deshalb gibt es keinen großen Leistungsdruck.
BIKE: Elias, du und Max seid in einer Altersklasse. Herrscht da ein Konkurrenzkampf zwischen euch beiden?
Elias: Ich verspüre keinen großen Konkurrenzdruck. Bei uns ist es eher so, dass wir uns im Rennen gegenseitig unterstützen. Wir hatten beispielsweise Anfang der Saison ein Rennen in der Schweiz und da sind wir fast die ganze Zeit zusammen gefahren und haben uns gegenseitig gepusht. Ich glaube wir gönnen uns den gegenseitigen Erfolg, grade auch wenn der eine mal einen besseren Tag hat als der andere.
BIKE: Deine Schwester Lucie fährt auch für das BIKE Junior Team. Wie ist dein Verhältnis zu ihr? In dem Alter ist das ja manchmal schwierig...
Elias: Allgemein passt´s schon. Ich trainiere auch ab und zu mit ihr. Mittlerweile jedoch nicht mehr so oft, weil es von den Intervallen und der Leistung zu unterschiedlich ist.
BIKE: Mal generell gefragt: Wie sieht eine normale Woche bei euch aus mit Training, Schule usw.?
Paulina: Ich geh zur Schule, komm heim, esse was, gehe trainieren, mache danach was für die Schule oder vielleicht auch noch mit Freunden. Wenn am Wochenende eine Sichtung (Bundesnachwuchssichtung) ansteht, reise ich meistens schon am Freitag an.
Elias: Nach der Schule esse ich was und habe erstmal eine Chill-Phase, in der ich bis Nachmittags eigentlich gar nichts mache. Dann gehe ich meistens trainieren. Zwischendurch habe ich Zeit, Hausaufgaben zu machen oder auch mal ein bisschen zu lernen. Zu den Rennen fahre ich auch meistens schon freitags.
BIKE: Trainiert ihr jeden Tag und habt ihr jedes Wochenende einen Wettkampf?
Elias: Dieses Jahr hält sich die Anzahl der Wettkämpfe in Grenzen. Letztes Jahr waren das, glaube ich, fast doppelt so viele. Es ist auch nicht jeden Tag Training. Unter der Woche habe ich ein bis zwei Ruhetage. An manchen Trainingstagen steht nur Beweglichkeits- oder Krafttraining auf dem Plan. Die Einheiten kann man auch noch flexibel um 20:00 Uhr im Gym machen.
BIKE: Wie sieht ein Training bei euch aus? Was trainiert ihr und trainiert ihr als Team oder individuell?
Elias: Das Training ist individuell, einfach weil wir alle woanders wohnen. Ich trainiere viel Grundlage, Intervalle und Technik. Das ist das Wichtigste.
Paulina: Ich habe auch meistens ein bis zwei Ruhetage unter der Woche und trainiere vor allem Grundlage, Intervalle und Technik. Gerade an Wochenenden, an denen kein Wettkampf stattfindet, kann man auch nochmal viel Grundlage fahren.
BIKE: Wie sieht ein Wettkampftag bzw. -wochenende aus?
Elias: Freitags bin ich eigentlich immer schon vor Ort. Da schaut man sich die Strecke an und macht sich allgemein mit dem Gelände vertraut. Samstags gibt es beispielsweise in der Bundesnachwuchssichtung sogenannte Vorwettbewerbe, wie Slalom, Zeitfahren oder einen Technik-Parkour. Das muss man sich auch anschauen, obwohl mir diese Vorwettbewerbe persönlich nicht so wichtig sind. Ich lege viel mehr Wert auf XCO. Wenn am Sonntag das Rennen ist, fahre ich am Samstag eine Vorbelastung, um den Körper auf den nächsten Tag vorzubereiten. Am Renntag schlafe ich meistens aus, esse was, fahre mich dann warm und anschließend das Rennen.
BIKE: In den letzten Wochen standen relativ viele Wettkämpfe auf dem Programm. Wie viele habt ihr insgesamt in diesem Jahr?
Paulina: Ich habe über die Sommerferien erstmal ein bisschen Pause. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie viele Wettkämpfe es insgesamt in diesem Jahr sind...
Elias: Dieses Jahr sind es fünf Bundesnachwuchssichtungen, an denen wir alle teilnehmen. Anfang der Saison bin ich ein Testrennen gefahren, um zu schauen, wie die Form ist. Dann habe ich, wie gesagt, mit Max ein Rennen in der Schweiz absolviert und dann noch die EM und das Rennen in Maribor (hier fand das EYOF statt). Ich müsste also so um die neun Rennen gemacht haben.
Paulina: Ich denke, ich habe noch zwei, drei mehr. Ich bin Anfang des Jahres auch das Rennen in der Schweiz gefahren, war dann aber noch in Südtirol und nochmal in der Schweiz. Zudem kamen ein paar andere, kleinere Rennen bei mir in der Umgebung dazu. Also insgesamt waren das vermutlich so 13, 14 wenn es hochkommt sogar 15 Rennen.
BIKE: Wie sieht es denn generell mit Pausen aus? Gibt es so etwas wie eine einheitliche Sommer- bzw. Winterpause oder habt ihr alle unterschiedlich frei?
Paulina: Das ist für jeden ein bisschen anders. Wir wohnen wie gesagt alle ziemlich weit auseinander, da kann es sein, dass ich mal in zwei Wochen ein Rennen fahre und Elias beispielsweise nicht. Grundsätzlich ist in den Sommerferien weniger los.
BIKE: Elias, du warst vorige Woche beim European Youth Olympic Festival und hast da für Deutschland Silber geholt. Bist du also auch Nationalfahrer?
Elias: Ja, genau.
BIKE: Wie ist es dazu gekommen? Wurdest du eingeladen oder wie kann man sich das vorstellen?
Elias: Man wird bei den Bundesnachwuchssichtungsrennen beobachtet. Natürlich kommt es auch auf die Gesamtwertung und die Rennergebnisse an. Der zu dem Zeitpunkt stärkste Fahrer und die stärkste Fahrerin aus der U17 werden ausgewählt. Bei den Männern war das ich :-).
BIKE: Also gibt es kein Deutschland-Team, sondern nur einen Fahrer pro Geschlecht?
Elias: Genau, im Mountainbiking wird jeweils ein Fahrer eingeladen, also ein männlicher und ein weiblicher. Beim Rennrad werden dagegen drei Fahrer bzw. Fahrerinnen eingeladen.
BIKE: Was ist das für ein Gefühl für das eigene Land zu fahren?
Elias: Es ist natürlich ein sehr gutes Gefühl für Deutschland zu fahren und das Deutsche Trikot zu tragen. Für mich war das eine riesen Ehre, weil man beim EYOF nur einmal teilnehmen darf, da es nur alle zwei Jahre stattfindet.
BIKE: Gibt es noch andere Rennen, die man für Deutschland fährt oder fährt man die anderen alle für das BIKE Junior Team?
Elias: Die restlichen Rennen fährt man für das BIKE Junior Team. Ab der U19, wenn es den Bundeskader gibt, fährt man bei der EM oder WM, falls man nominiert wird, für Deutschland.
Paulina: Es gibt aber auch noch die TFJV (Trophée de France des Jeunes Vététistes), da fährt man auch für Deutschland.
BIKE: Wenn ihr mal zurückschaut auf alles, was ihr im Mountainbiking schon erreicht habt, könnt ihr da sagen, was euer größter Erfolg war?
Paulina: Für mich ist es auf jeden Fall die zweimalige Drittplatzierung bei der Deutschen Meisterschaft. Außerdem waren zwei Top-10-Ergebnisse bei der EM ziemlich geil und ich freu mich auch über Einzelergebnisse bei der Sichtung. Beispielsweise über den Doppelsieg mit Lucie letztes Jahr in Gedern.
Elias: Ich hatte meine größten Erfolge in den vergangenen zwei Wochen: Europameister und Silber bei der EYOF. Aber natürlich gehören auch der Titel Deutscher Vizemeister und Top-Ergebnisse in der BNS dazu.
BIKE: Elias, du warst im Vorjahr “nur” Vizeeuropameister. Du hast grade schon angesprochen, dass du auch Deutscher Vizemeister bist und Silber bei der EYOF geholt hast. Hat es dich geärgert, immer den zweiten Platz zu belegen?
Elias: Ja, auf jeden Fall. Der Europameister-Titel ist noch mal ein Upgrade zur Zweitplatzierung. Aber ich habe mich natürlich auch sehr über die Silbermedaillen gefreut und bin extrem stolz darauf.
BIKE: Mal ein ganz anderes Thema: Eure Bikes werden von BULLS gesponsert. Werden andere Materialien und Zubehör auch gesponsert?
Elias: Im Endeffekt wird alles, was man braucht, gesponsert. Also die ganze Ausrüstung, wie Helm, Schuhe, aber auch Ersatzteile.
BIKE: Wird das alles vom Team gesponsert oder habt ihr auch persönliche Sponsoren?
Paulina: Bei uns ist bisher eigentlich alles vom Team, wir haben auch alle das gleiche Material.
BIKE: Wie sieht es denn mit Preisgeldern bzw. Prämien aus? Bekommt ihr für ein erfolgreiches Rennen Geld?
Elias: Bei den Bundesnachwuchssichtungsrennen gibt es schon Preisgelder. Meistens beläuft sich das auf 50 bis 60 Euro. Einmal gab es aber auch 80 Euro. Bei Rennen wie der Europameisterschaft gibt es für uns jedoch kein Geld. Die Prämien kommen dann meines Wissens nach in den höheren Jahrgängen.
BIKE: Abseits vom Radsport: Was macht ihr, wenn ihr mal nicht mit dem Bike unterwegs seid? Paulina, ich habe bei dir schon gesehen, dass du Langlauf machst.
Paulina: Ja, genau. Das ist eigentlich mein zweites, großes Ding. Im Winter bin ich die ganze Zeit auf den Langlaufskiern - zumindest, wenn hier mal Schnee liegt. Aber auch im Sommer gehe ich ins Roller-Training, weil mir die Abwechslung einfach großen Spaß macht.
BIKE: Was macht dir denn mehr Spaß? XCO oder Langlauf?
Paulina: Das kann ich so nicht sagen, aber ich glaube, ich tendiere schon eher zum Radfahren.
Elias: Ich verbringe meine Freizeit vor allem mit Freunden, fahre aber auch gerne Enduro und Downhill in Bike-Parks. Da macht mir vor allem die Abwechslung Spaß.
BIKE: Wir hatten vorhin schon das Thema “Schule” angesprochen. Leiden eure schulischen Leistungen darunter, dass ihr so viel Zeit mit Training und Wettkämpfen verbringt oder ist das gut vereinbar?
Paulina: Bei mir ist das eigentlich echt okay. Grade wenn am Wochenende ein Wettkampf ansteht und man freitags schon losfährt, nehmen mir meine Freundinnen die Unterlagen mit. Aber natürlich hätte man mehr Zeit für die Schule, wenn wir nicht Fahrradfahren würden.
Elias: Dieses Jahr war es ein bisschen doof, weil ich die Hauptfächer wie Wirtschaft, Englisch und Deutsch nur am Freitag hatte und an keinem anderen Tag in der Woche. Wegen der Wettkämpfe war ich gefühlt keinen Freitag in der Schule. Aber im Endeffekt konnte ich immer gut nachlernen und hatte keine schlechteren Noten, als die Jahre zuvor.
BIKE: Eine Frage noch zum Abschluss: Wann steht das nächste Rennen bei euch an oder habt ihr jetzt erstmal Pause?
Paulina: Das nächste, größere Rennen ist die letzte Sichtung in Bad Tabarz, irgendwann im September (Das XCO-Rennen der Fünften BNS in Bad Tabarz findet am 24.09. statt). Ich habe jetzt nicht geplant, was ich bis dahin noch fahre. Wahrscheinlich ein, zwei kleinere Rennen zur Vorbereitung, wenn man jetzt so lange Pause hat. Ansonsten ist das das letzte große Rennen in diesem Jahr.
BIKE: Vielen Dank euch beiden für eure Zeit und schon mal ganz viel Erfolg für die fünfte Bundesnachwuchssichtung in Bad Tabarz!
Die Fragen stellte Lukas Niebuhr