Stefan Loibl
, Adrian Kaether
· 09.10.2020
Der 27-jährige Jordan Sarrou setzt die französische Siegesserie bei der MTB-WM in Leogang fort. Silber geht an Kletter-Ass Mathias Flückiger (SUI), Bronze an Sarrous Teamkollege Titouan Carod.
Pünktlich zum Start des Cross-Country-Rennen der Herren frischte der Wind auf und eine dunkle Wolkenfront schob sich das Tal herein. Doch entgegen der düsteren Vorhersagen sollte auch das letzte XC-Rennen der UCI Mountainbike-Weltmeisterschaft in Leogang trocken über die Bühne gehen.
Los ging's mit einem starken Start von Milan Vader (NED), der sich direkt an die Spitze setzte und durch sein Tempo das Feld bereits in der Startrunde weit auseinanderzog. Die drei Franzosen Jordan Sarrou, Titouan Carod und Victor Koretzky nahmen die Verfolgung auf. Dann drückte Sarrou aufs Tempo, holte Vader ein und setzte sich im Alleingang direkt vorne ab. Hinter Vader formierte sich derweil eine Verfolgergruppe aus Mathias Flückiger (SUI), Luca Braidot (ITA), Carod und dem Brasilianer Henrique Avancini. Als der 24-jährige Vader dann zwei Mal in technischen Abfahrten stürzte, wurde er vom Verfolgerquartett eingeholt. Doch der Vorsprung von Sarrou betrug zu diesem Zeitpunkt bereits über eine Minute.
Vierte Runde: Flückiger, der mit Weste und auf einem Hardtail fährt, und bekanntlich einer der besten Kletterer im Worldcup ist, ließ die anderen drei in den Anstiegen leiden. Mit dem Ergebnis, dass Carod fast aus der Gruppe fiel und Maxime Marotte, ein weiterer Franzose, nicht näher kam. Ende der vierten Runde riss Flückiger dann in der Abfahrt eine Lücke von sieben Sekunden, doch Avancini, Braidot und Carod schlossen sie bis zur Feedzone in Runde fünf wieder. Nächster Anstieg, dasselbe Spiel: Doch diesmal platzten seine Kontrahenten ab. Während Braidot und Carod sich noch in Schlagweite hielten, fiel Avancini deutlicher zurück. Da Avancini einen Platten hatte, schloss von hinten sein Cannondale-Teamkollege Maxime Marotte (FRA) langsam auf und zog vorbei.
Im zweiten Anstieg der fünften Runde löste sich Carod – Teamkollege von Sarrou bei Absolute Absalon – vom Italiener Luca Braidot und fuhr wieder hin zu Flückiger. Rein in die sechste und letzte Runde: Jordan Sarrou konnte mit mehr als einer Minute Vorsprung sein eigenes Rennen konzentriert zu Ende fahren. Dahinter duellierten sich Flückiger und Carod um Silber. Am Ende behielt der kletterstarke und risikofreudige Schweizer die Oberhand und sicherte sich den Vize-Weltmeistertitel. Titouan Carod musste sich zwar mit dem dritten Platz zufriedengeben, doch für sein Team Absolute Absalon kann das Ganze nur als voller Erfolg gewertet werden: Bronze und Gold im Herrenrennen. Eine Bilanz, die der Rennsport-Legende Absalon wahrlich würdig ist. Frankreich holt damit nach dem
U23-Titel bei den Damen und dem Cross-Country-Sieg bei den Damen bereits die dritte Goldmedaille an diesem WM-Tag.
Die Ränge vier und fünf gingen an den Italiener Luca Braidot und den Tschechen Ondrej Cink, der sich in der zweiten Rennhälfte noch nach vorne gekämpft hatte. Als stärkster Deutscher bewies Elite-Neuling Max Brandl mit Platz zwölf, dass seine gute Form von Nove Mesto keine Eintagsfliege war. Auffällig: Neben einigen etablierten Fahrern gab es auch viele neue Gesichter in der Top 20 zu bestaunen. Filippo Colombo aus der Schweiz und Nadir Colledani (ITA) holten die Ränge sieben und acht und lagen damit vor Rekord-Weltmeister und Top-Favorit Nino Schurter (SUI), der sich nicht recht mit der Strecke anfreunden wollte. Der rumänische U23-Weltmeister von 2019 Vlad Dascalu oder Mirko Tabacchi (ITA) auf den Rängen elf und 15 sind ebenfalls Namen, die man im Worldcup bisher nicht sehr häufig gehört hat. Nachwuchs-Favorit Simon Andreassen (DEN), der Sieger von Nove Mesto, landete übrigens nur auf Rang 32.