Adrian Kaether
· 19.06.2019
Der damals 17-jährige Emil Johansson war die Überraschung der FMB Saison 2017. Doch danach hörte man lange nichts von dem Schweden. Jetzt gibt ein Video Aufschluss über seine besondere Geschichte.
Er kam aus dem Nichts und galt schon Wochen später als das größte Talent, das die Slopestyle-Szene je gesehen hatte. Emil Johansson eroberte die FMB Diamond Series im Sturm, wurde nach seinem ersten Crankworx-Event zum Publikumsliebling und ein halbes Jahr später, mit kaum 18 Jahren, der jüngste FMB World Champion aller Zeiten. In seiner ersten FMB Saison überhaupt!
Doch so schnell wie er kam, war er auch wieder verschwunden. Anfang 2018 beim Crankworx Rotorua hielt man vergeblich nach dem Titelverteidiger der FMB Ausschau. Den quälten zu Hause in Schweden nämlich Rückenprobleme, dann war er immer wieder krank, hatte keinen Antrieb und keine Energie. Erst als sich die Lage nach einigen Wochen noch immer nicht gebessert hatte, wurde Emil zu einem Spezialisten nach München geschickt.
25-minütige Kurz-Doku über Slopestyle Ass Emile Johansson, seine Krankheit und seinen Weg zurück an die Spitze.
Nach einer längeren, erfolglosen Suche wurde man sich dort im Frühsommer 2018 endlich des eigentlichen Problems bewusst. Die Rückenschmerzen und der entzündete Rachen deuteten auf einen viel schwerer wiegenden Befund hin, der sich wenige Wochen später auch bestätigte: Emil Johansson hatte nicht eine, sondern gleich zwei Erkrankungen, die für seine Lage verantwortlich gemacht werden konnten: die Autoimmunkrankheit „Hashimoto“ (Hashimoto-Thyreoiditis) und gleichzeitig eine Infektion, hervorgerufen durch das Epstein-Barr-Virus (EBV).
Mit einer gezielten Eingabe von Medikamenten und spezieller Physiotherapie gelang es den Ärzten im Sommer 2018, Johanssons Immunsystem weitestgehend zu stabilisieren. Die Einladung zum Whistler Joyride 2018, dem Höhepunkt der Crankworx World Tour, stand immer noch aus. Der Schwede nahm an, obwohl er weiter unsicher war, ob er überhaupt genug Kraft zum Fahren haben würde. Aber es gelang ihm. Nach fast zehn Monaten ohne eine größere Zeit im Sattel fegte Johannson wieder mit einer Präzision über die Strecke, die selbst Top-Fahrer wie Brett Rheeder oder Martin Söderström blass werden lässt. Es reichte aus dem Stand für Platz vier.
Mehr als nur ein Hoffnungsschimmer nach einem Jahr voller Ungewissheit. Beim Crankworx in Rotorua Anfang 2019 setzte Emil Johansson noch einmal aus, jetzt am vergangenen Wochenende in Innsbruck war er wieder voll da, gab sein Bestes und machte sogar Top-Favorit Brett Rheeder das Leben so richtig schwer. Johannsons erster, vollständiger Run wurde mit 95 von 100 möglichen Punkten bewertet, eigentlich sind 90 schon eine Weltsensation. Da musste Rheeder tief in die Trickkiste greifen und legte in seinem zweiten Run noch eine Schippe drauf. Die Jury entschied sich am Ende mit 95,5 Punkten für Rheeder, doch die Entscheidung ist nicht unumstritten. Sieg oder nicht, Emil Johansson jedenfalls hat seine gute Laune wiedergefunden. Was für ein Comeback!
Für aktuellere Infos lohnt sich ein Blick in Johanssons Instagram Account.