David Voll
· 05.07.2022
BIKE Transalp Blog 2022 – Das Höhenprofil der 3. Etappe kam eher Bergflöhen entgegen. Mit 1400 Höhenmetern am Stück wartete der längste Anstieg der diesjährigen Transalp. BIKE-Blogger David machten die knapp 37 Kilometer von Bruneck nach St. Vigil richtig Spaß!
Nach Pleiten, Pech und Pannen gestern, konnte es heute ja nur besser werden! Auch wenn das Höhenprofil heute nicht gerade für Biker meiner Statur, sondern eher was für Bergflöhe war, ging ich gut regeneriert mit überraschend „frischen“ Beinen (soweit das nach zwei Etappen möglich ist) und motiviert ins Rennen.
Die ersten paar Meter durch Bruneck waren neutralisiert und entsprechend gemütlich ging es los. Beim „scharfen“ Start standen dann auch schon knapp 150 Höhenmeter zu Buche. Aber was sind schon 150 Höhenmeter, wenn sich vor uns eine Rampe mit 1400 Höhenmetern am Stück aufstellt, die es zu bezwingen gilt?! Der längste Anstieg der diesjährigen Transalp Challenge.
Weil es gestern so schön (anstrengend) war, durften wir heute gleich nochmal hinauf zum Kronplatz pressen, dieses Mal jedoch von der anderen Seite. Wenn ich eines gelernt habe, in den letzten Jahren meines Radfahrer-Daseins, ist es Ruhe zu bewahren und sich nicht mit der Meute mitreißen zu lassen! Denn 1400 Höhenmeter werden verdammt lang.
Und so orientierte ich mich an meinem Leistungsmesser und stellte meinen Bio-Motor auf 270 Watt Dauerleistung ein. Das war in etwa das, was ich in den letzten beiden Tagen auch abgespult hatte, ohne zu explodieren und womit wir relativ erfolgreich ins Ziel kamen. Immerhin sind Torsten und ich im Bereich der Top 10 der Kategorie Elite Men unterwegs!
Doch auf den ersten Höhenmetern fühlte ich mich wie in den Transfer-Hallen am Flughafen, wo man diese „Speed-Lanes“ (Rolltreppen ähnliche Fließbänder) zum schnelleren Vorwärtskommen benutzen kann – nur, dass ich definitiv nicht auf dieser Überholspur war! Sind die alle übermotiviert aufgrund der Kürze der Etappe oder geil auf das Panorama oder die Abfahrt? Oder ...? Meine Gedanken kreisten, wie Aasgeier über gefundener Beute. Stopp, sagte ich mir, wenn, dann bin ich der Geier, der über meinen Konkurrenten lauert, wenn ihnen die Puste ausgeht.
Mit 60 Kurbelumdrehungen pro Minute schraubte ich mich in meinem Rhythmus hinauf zum Kronplatz. Je weniger Bäume um mich herum waren, desto mehr Teilnehmer tauchten wieder vor mir auf, die mich anfangs überholten. Mein Plan ging also auf! Jetzt schön dran bleiben und durchziehen, motivierte ich mich. Bergfloh Torsten war einige Meter voraus und leistete Helferdienste, indem er mir von der Verpflegungsstation am Gipfel den notwendigen Energie-Kick organisierte und bereithielt. So verloren wir keine Zeit und konnten uns direkt in die Abfahrt stürzen!
Gestürzt sind wir glücklicherweise nicht, als wir auf dem flowigen Gassl-Trail hinunter zur Furkelpass-Straße unsere Adrenalinspeicher ausleerten. Was für eine Gaudi, wenn einen die Schwerkraft in die perfekt geshapten Anlieger presst und den Federweg unserer Rennfeilen auf ein Minimum komprimiert! Das Gefühl ist einfach nur: Wow!
Voll in Trance spuckte uns der Trail schlagartig auf der Furkelpass-Straße aus – ein Szenenwechsel, als würde man das Fernsehprogramm vom Action-Streifen zur Heimat-Schnulze wechseln. Nun trennten uns noch 400 Höhenmeter von der finalen Abfahrt. Mit dem Ziel vor Augen drehten wir nochmal richtig am Gashahn.
Mit jeder Kurbelumdrehung kamen wir dem Furkelpass näher. Die letzten 100 Höhenmeter auf steilstem Singletrail sollten unseren Muskelfasern schließlich jedes noch verbliebene Quäntchen Energie herausquetschen. Doch dann hatten wir es geschafft und preschten auf Schotterwegen ins Tal, wo uns der Ort mit vielen Zuschauern applaudierend in Empfang nahm. So macht Transalp Spaß!