„Ist das neue Rocky Mountain Altitude Powerplay noch ein E-MTB?“ – So lautete vor vier Jahren unsere Überschrift zur Neuheiten-Vorstellung des ersten Rocky Mountain Altitude Powerplay . Erstmals in der Geschichte von E-Mountainbikes hauchte ein Hersteller einem E-Mountainbike die Geometrie eines vergleichbaren Bio-Bikes ein. Im Fall von Rocky waren es die Maße des ummotorisierten Enduros Altitude . 150 Millimeter Federweg erstmals gepaart mit einer kompakten Geometrie und das natürliche Fahrgefühl sollte im Vordergrund stehen. Mit dieser Philosophie markierte das Altitude Powerplay gewissermaßen die Geburtsstunde handlicher E-Trailbikes. Den Test zum 2022er Rocky Mountain Altitude Powerplay C70 finden sie am Ende des Artikels.
Bei der neuen Generation der Powerplay-Modelle halten die Kanadier am Grundsatz von damals fest, ein E-MTB zu bauen, das sich fährt wie ein klassisches Bike. Einziger Unterschied: Diesmal setzt Rocky Mountain auf ein Plattformsystem und realisiert mit ein und demselben Rahmen zwei unterschiedliche Modelle. Und damit Vorhang auf für das Altitude Powerplay und das Instinct Powerplay!
Instinct Powerplay: Das E-Trailbike von Rocky Mountain
Vorab: Im 2019er-Lineup von Rocky rückte das Altitude Powerplay mit 170 Millimetern Federweg in den Enduro-Sektor auf. Seine einstige Rolle als Trailbike ersetzte von da an das Instinct Powerplay. Diese Modell-Hierarchie kennen wir bereits von den unmotorisierten Altitude- und Instinct-Modellen.

Hersteller Altitude Powerplay: Zwei Zentimeter mehr Federweg machen aus dem Trailbike Instinct trotz gleichem Hauptrahmen ein rassiges E-Enduro.

Max Fuchs Wir konnten das Altitude Powerplay Carbon 70 bereits etwas genauer unter die Lupe nehmen (Test-Download am Ende des Artikels). Preis: 8800 Euro.
Aus eins mach zwei!
Das Trailbike mit 140 Millimeter Federweg am Heck teilt sich den Hauptrahmen samt Hinterbau mit dem Enduro mit 20 Millimetern mehr Hub. Um den kürzeren Federweg beim Instinct zu erzielen, setzt Rocky Mountain auf eine modulare, vordere Dämpferaufnahme. Da das Instinct über einen kürzeren Dämpfer mit weniger Hub verfügt, fällt die geschraubte Dämpferaufnahme länger aus als beim Altitude. Die Umbaumaßnahmen zwischen beiden Modellen sind also denkbar überschaubar, sollte man sich nach dem Kauf doch ein Bike mit mehr beziehungsweise weniger Federweg wünschen. Beide Bikes sind mit Carbon-Rahmen oder als Alu-Modell erhältlich. Über die modulare Dämpferaufnahme verfügen jedoch nur die Carbon-Modelle.

Max Fuchs Die vordere Dämpferaufnahme ist zweifach verschraubt und ermöglicht es, unterschiedliche Dämpferlängen zu fahren.
Die Fakten zum Rocky Mountain Altitude Powerplay 2022
- Powerplay-Motor Dyname 4.0
- Herausnehmbarer 720 Wh-Akku (optional Overtime-Pack mit zusätzlichen 314 Wh)
- Federweg: 170 / 160 Millimeter
- 29-Zoll-Laufräder
- Rahmengröße: S-XL
- Zwei Aluminium- und zwei Carbon-Modelle
- Geometrieverstellung Ride4
- Gewicht (laut Hersteller): 24,5 Kilo (Top-Modell)
- Preis: 6900 Euro bis 11000 Euro
Die Fakten zum Rocky Mountain Instinct Powerplay 2022
- Powerplay-Motor Dyname 4.0
- Herausnehmbarer 720 Wh-Akku (optional Overtime-Pack mit zusätzlichen 314 Wh)
- 150 / 140 Millimeter Federweg
- 29-Zoll-Laufräder
- Rahmengröße: S bis XL
- Drei Alu- und zwei Carbon-Modelle
- Geometrieverstellung Ride4
- Preis: 5600 Euro bis 12500 Euro

Max Fuchs Die internen Kabeltrassen mit Klemmung am Rahmeneingang sollen für geräuschlosen Fahrspaß sorgen und die Zugverlegung erleichtern.

Max Fuchs Das Unterrohr ist großzügig gummiert, um bei Steinschlägen den Rahmen zu schützen.

Max Fuchs Um lautes Kettenschlagen zu verhindern, sind alle Kontaktstellen an Ketten- und Sitzstrebe dick gummiert.
Der Antrieb im Rocky Mountain Instinct Powerplay und Altitude Powerplay
Passend zu den neuen Modellen präsentiert Rocky Mountain den Dyname 4.0. Die neueste Ausbaustufe des eigens entwickelten Powerplay-Antriebs verfügt nach wie vor über 108 Newtonmeter maximales Drehmoment. So kräftig schiebt momentan kein anderer Motor am Markt. Die maximale Leistung liegt bei 700 Watt. Veränderungen gibt es beim Gewicht: Das neue Aggregat wiegt laut Hersteller 3,2 Kilo und hat damit 755 Gramm im Vergleich zum Vorgänger abgespeckt. Ein Großteil der Gewichtsersparnis fällt dabei auf die fehlende Kettenführung und die kleinere Motorabdeckung zurück. Größere Lager sollen durch weniger Reibung die Lebensdauer des Motors erhöhen.

Max Fuchs Kleiner, leichter und trotzdem verdammt stark: Der Powerplay Dyname 4.0-Motor von Rocky Mountain liefert wie sein Vorgänger stolze 108 Newtonmeter maximales Drehmoment bei 755 Gramm weniger Gewicht (Herstellerangabe).

Max Fuchs Der Powerplay-Motor ist nicht wie andere E-Antriebe an das Tretlager gebunden. Vorteil: Man muss beim Pedalieren ohne Unterstützung nicht gegen den Motor antreten und kann das Tretlager wechseln, ohne den Motor anzurühren.

Max Fuchs Der Motor ist bei den Powerplay-Modellen lediglich über eine Umlenkrolle im Kettenantrieb eingebunden.
Auch neu: Das neue Powerplay-Display sitzt sauber integriert im Oberrohr und hört auf den Namen Jumbotron. Die Navigation durch verschiedene Bildschirmansichten und das Wechseln der Unterstützungsstufen erfolgt ab 2022 mit dem minimalistischen iWoc-Trigger vom Lenker aus oder direkt über die Taste am Display.

Max Fuchs Jumbotron heißt das neue Powerplay-Display und sitzt sauber im Oberrohr integriert.

Max Fuchs Minimalistisch: Der neue iWoc-Trigger als Bedieneinheit für den überarbeiteten Powerplay-Motor.
Mit dem neuen System lassen sich zudem direkt am Bike die vier Unterstützungsstufen Eco, Trail, Trail-Plus und Ludicrous in ihrer Leistungsabgabe feintunen. Der zusätzliche Boost-Modus funktioniert ähnlich wie der E-MTB-Modus von Bosch . Hier hängt die Motorleistung von der Kraftzugabe des Fahrers über das Pedal ab. Wie viel Kraft der Motor im Boost-Modus vom Fahrer verlangt, um die volle Kraft zu entfalten, lässt sich ebenfalls direkt am Jumbotron-Display in fünf Stufen regeln. Außerdem kann man zwei verschiedene Profile mit unterschiedlicher Abstimmung der einzelnen Unterstützungstufen anlegen.
Powerplay E-MTBs 2022: Mehr Reichweite und ein entnehmbarer Akku
Die nötige Energie, um den Piloten durchs Gelände zu schieben, ziehen die neuen Powerplay-Modelle aus einem hauseigenen Akku mit 720 Wattstunden. Wem das zu wenig ist, der kann den passenden Range Extender, genannt Overtime Pack , nachrüsten. Dieser liefert zusätzlich 314 Wattstunden an Akkukapazität. Und nun das Beste zum Schluss: Anders als bei den Vorgängermodellen ist bei den neuen Bikes der Akku erstmals nicht fest integriert, sondern lässt sich über eine Klappe am unteren Ende des Unterrohrs am Motor vorbei aus dem Rahmen herausziehen.

Max Fuchs Bei der Entnahme wird der Energieträger mit einer Lasche aus dem geschlossenen Unterrohr gezogen.

Max Fuchs Mit 720 Wattstunden an Akkukapazität sollte den neuen Powerplay-Bikes auch bei langen Ausfahrten nicht die Puste ausgehen. Falls doch, sorgt optional ein Range Extender mit 314 Wattstunden für einen zusätzlichen Reichweiten-Boost.
Die Geometrie zum Rocky Mountain Instinct Powerplay und Altitude Powerplay
Beide Modelle setzen auf eine Ride4-Geometrie-Verstellung an der hinteren Dämpferaufnahme. Über den Flipchip kann man die Geometrie mit Hilfe eines 5er-Inbus' zwischen flach, neutral oder steil verstellen. Der kürzere Federweg an Front und Heck resultiert beim Instinct in einem um 0,7 Grad steileren Lenkwinkel (64,2-65 Grad) als beim Enduro. Dasselbe gilt für den Sitzwinkel. Dieser misst am Altitude zwischen 75,5 und 76,3 Grad, während das Instinct bei 76,2 bis 77 Grad liegt. Die Kettenstreben messen an beiden Modelle 439 Millimeter. Für noch mehr Fahrstabilität lassen sich die Kettenstreben ebenfalls mit einem Flipichip an der Achsaufnahme um zehn Millimeter verlängern. Erhältlich sind alle Modelle in den Rahmengrößen S bis XL.

Max Fuchs Der Flipchip an der Hinterradachse ändert die Kettenstrebenlänge um zehn Millimeter.
Modelle und Preise
Das Enduro Altitude gibt’s in zwei Ausstattungsvarianten mit Alu-Rahmen für 6900 und 7600 Euro. Die beiden Carbon-Ausführungen liegen bei 8800 und 11000 Euro. Wobei das zweitteuerste Altitude Powerplay Carbon 70 auf Kettenstreben aus Aluminium setzt. Beim Trailbike Instinct stehen dagegen fünf Modelle zur Wahl: Drei Alu-Versionen zwischen 5600 und 7300 Euro sowie zwei Carbon-E-MTBs für 8900 und 12500 Euro.
Alles über das E-Enduro Rocky Mountain Altitude Powerplay C70 erfahren Sie im Test aus EMTB 6/2021. Den Testbericht können Sie bequem unter dem Artikel als PDF herunterladen. Der Test kostet 1,49 Euro.
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