Ok, ich geb’s zu. Ich war anfangs auch skeptisch. Hip Bags – diese kleinen Gürteltäschchen, die Bodybuilder und Türsteher immer um den Bauch tragen und sich die Hipster in deutschen Großstädten quer über die Brust schnallen. Wimmerl hieß die wurstförmige Geschmacklosigkeit bei uns in den 90ern und wer auch immer sich eins der neonbunten Beutelchen anlegte, konnte sich des leisen Gekichers der Passanten sicher sein.
Doch die Zeiten ändern sich und die Bauchtasche feiert als rückwärtsgewandte Variante ein Comeback der feinsten Sorte. Inzwischen hat nahezu jeder Rucksackhersteller mindestens ein sogenanntes Hip Bag im Sortiment und auf den Trails und im Bikepark sind die praktischen Hüfttaschen kaum mehr wegzudenken.
Die Vorteile sind schnell geklärt: Konstruktionsbedingt bleiben Schultern und Rücken frei und man hat vor allem in technischen Passagen spürbar mehr Bewegungsfreiheit. Die Belüftung ist natürlich ebenfalls klasse. Das geringe Packvolumen könnte man jetzt natürlich als Nachteil ansehen. Für mich ist es aber positiv, weil ich so gar nicht in Verlegenheit gerate unnötig Material mitzuschleppen. Hier also mein Lieblingsteil des Jahres: das Ergon BA Hip Pack.
Als Testredakteur habe ich das Glück, die verschiedensten Teile ausprobieren zu können. Von daher hatte ich nahezu jedes verfügbare Hip Bag schon mal am Rücken. Am Ende bin ich beim Ergon BA Hip Pack hängen geblieben. Das Teil begleitet mich nicht mehr nur auf der schnellen Hausrunde, sondern inzwischen auch auf längeren Touren. Es hängt stets griffbereit am Haken in der Garage und ist standardmäßig mit Pumpe, Minitool, Ersatzschlauch, Riegel und etwas Kleingeld befüllt. Geht’s am Abend noch mal raus, muss ich nur noch Schlüssel und Handy einstecken, die Tasche umschnallen und ab geht’s.
Besonders gut gefällt mir an der Ergon-Tasche der nahezu perfekte Sitz. Durch die leicht nach unten gezogene bananenartige Form mit vier Strukturpolstern und griffiger Innenseite sitzt die Tasche fest und sicher am Rücken. Vorne sorgt der breite Hüftgurt mit Kompressionsfunktion für optimalen Halt. Gut für etwas kräftigere Biker: der Gurt ist extrem lang, lässt sich aber bei Bedarf an zwei Positionen kürzen und steht so nicht unnötig im Weg.
Auch die Fächeraufteilung ist gelungen: zwei seitliche Taschen halten Wichtiges schnell griffbereit. Die linke Tasche ist groß genug für Ersatzschlauch oder Minitool. Ich schiebe hier immer den Schlüssel rein, weil es das erste ist, was ich brauche, wenn ich von der Tour zurückkomme. Die rechte Tasche ist speziell für den Transport von Smartphones designt und funktioniert hervorragend. Schnell während der Fahrt den richtigen Weg checken oder mal eben ein Foto der Kumpels schießen? Mit einem Griff ist das Handy aus seiner Kletthalterung gelöst und ebenso schnell wieder gesichert.
Die 3 Liter fassende Haupttasche ist nochmal in diverse Fächer unterteilt. Wertsachen lassen sich in den drei Zipper-Fächern sicher verstauen. Fürs Smartphone gibt es optional ein weich gepolstertes Schubfach. Steckfächer für Kleinteile sind ebenfalls an Bord. Fast schon etwas zu viele Optionen für so ein kleines Täschchen.
Wer möchte, kann das BA Hip Pack auch mit einer Trinkblase ausrüsten. Die passende Schlauchführung ist am Hüftgurt bereits integriert. Die 1,5-Liter-Trinkblase muss aber separat erworben werden. Ich verzichte auf meinen Touren auf die Blase und setze lieber auf Trinkflachen. Die sind nicht nur leichter nachzufüllen und besser zu reinigen. Sobald die Hip Bags zu schwer befüllt sind, leidet der Tragekomfort und die Taschen schaukeln sich während der Fahrt leicht auf. Auf langen Touren setzt das natürlich die Möglichkeit voraus, die Flasche unterwegs nachfüllen zu können – unbedingt vorher checken!
An der Außenseite hat das BA Hip Pack weitere clevere Details zu bieten. Über einen Drehverschluss lässt sich die Haupttasche komprimieren. So liegt der Inhalt selbst auf heftigen Abfahrten sicher und ohne zu wackeln im Inneren. Zusätzlich hat Ergon eine ausklappbare Halterung für Protektoren integriert. Die nutze ich wahlweise – wie vorgesehen – für Knieschoner, oder auch mal für zusätzliche Bekleidungsschichten, wie eine Regenjacke oder ein Wechseltrikot, sofern dafür in der Tasche selbst kein Platz mehr ist.
Bei so viel Lob gibt es natürlich auch etwas Kritik: Die Haken der Protektoren-Straps in ihre Schlaufen einzufädeln hat mich nicht erst einmal an den Rand der Verzweiflung gebracht. Und das Hauptfach mit seinem Zugriff von oben wird bei voller Beladung schnell mal etwas unübersichtlich. Ansonsten hat mich das Ergon BA Hip Pack aber wirklich auf ganzer Linie überzeugt und wird auch weiterhin in der Garage griffbereit am Haken hängen.