Seit 1919 baut der deutsche Hersteller Osram Leuchtmittel - also Glühbirnen, später Neonröhren und dann LED-Technik. “Hell wie der lichte Tag” prangt seit Jahrzehnten der Schriftzug am Münchner “Stachus”. Umso erstaunlicher, dass das ehemals Münchner Unternehmen erst jetzt mit einem Set Fahrradlampen auf den Markt kommt. Und zusammen mit einer elektrischen Luftpumpe fürs Fahrrad.
In welchen Leuchten anderer Hersteller unter Umständen LEDs von Osram stecken, soll hier nicht erläutert werden. Aber der Markteintritt mit 3 unterschiedlichen Sets rund um die Eurobike 2024 war gänzlich unspektakulär, denn die Fahrradlampen für Lenker und Sattelstütze sind weniger High-End als etwas für den preisbewussten Menschen.
Die drei Lampen-Sets unterscheiden sich in der Leuchtleistung der Frontlampe. Die beigepackte Rückleuchte ist immer gleich. Sie hat eine Bremslicht-Funktion, das heißt, dass statt einer LED zwei weitere aufleuchten, wenn das Rad abbremst. Die Sets heißen - etwas hochgegriffen - Osram LEDsBIKE RACE. Dann folgt eine Zahl - 100, 80 und 50 - die auf die Leuchtweite hindeutet. Technisch korrekt: Leuchtweite in Metern bei der ein Lux gemessen werden kann. Wir haben das Topmodell 100 ans Rad gesteckt. Der Preis liegt bei attraktiven 50 Euro (UVP).
Der Kompressor ist sowohl für das Fahrrad geeignet, soll aber auch für Auto oder Motorrad taugen. Zudem soll das kleine Gerät als Powerbank dienen können, es hat sogar eine kleine LED-Lampe für den Einsatz bei Nacht... oder im finsteren Fahrradkeller. Der Preis: 70 Euro.
Beim Auspacken kullern einem recht wenige Dinge aus der Packung entgegen: 2 Lampen, 2 Halter und ein USB-C-Kabel. Die Lampen machen einen stabilen Eindruck und die Verarbeitung ist konventionell für diese Preisklasse. Kunststoff-Gehäuse, Kunststoff-Halterung und eine Alu-Kühlrippe bei der 100er Frontleuchte, die bei den kleinere Fahrradlichtern gegen Kunststoff getauscht wurde. Die kleine Rückleuchte hat einen gut bedienbaren Schalter, den man zwar fest drücken muss, der aber dezidiert Feedback gibt über AN oder AUS. Die Bremslicht-Funktion reagiert feinfühlig und bereits bei sehr kurzem Bremsweg: Hier ein Video von der Eurobike.
Kommt man aber zur Halterung, stellt man gerade beim MTB fest, dass der Gummi-Ring viel zu eng für eine 34,9 mm dicke Sattelstütze ist (so z. B. am Liteville 4-One verbaut), und auch bei 31,6 mm stark gedehnt werden muss. Der haptische Eindruck ist zweigeteilt: Das Gummi und die darin verborgene gerasterte Kippfunktion sind gut. das Plastik-Teil, in das die Lampe gesteckt wird, wirkt deutlich minderwertiger. Das gilt auch für die Halterung der Frontleuchte.
Diese sitzt ausgesprochen “wabbelig” auf dem Halter. Zwar lässt sich das Gummi sehr fest auch um einen 31,8 mm dicken Lenker spannen (auch hier dürfte etwa zusätzliches Lenkerband schwierig, 35 mm Enduro-Lenker unmöglich sein). Aber da die Race 100 Fahrradlampe 127 g schwerer und auch recht groß daherkommt, ist der Halter bei Fahrt über etwa Kopfsteinpflaster überfordert und die Lampe wippt, was das Leuchtbild sehr anstrengend ebenfalls erzittern lässt. Da sollte Osram auf jeden Fall nachbessern.
Auf der Oberseite der Frontlampe ist ein Display, das bei Tag etwas düster wirkt, bei Dunkelheit aber gut abzulesen ist. Es zeigt den Leuchtmodus (4) und den Akkustand an. Beiden Lampen werden mit USB-C geladen, der Anschluss ist gut erreichbar hinter einer Gummiklappe. Beim Rücklicht etwas fummeliger als beim Hauptlicht.
Das Leuchtbild durch die große Linse und den laut Hersteller produzierten 100 Lux zwar sehr hell, mehr als ausreicht, um von anderen gesehen zu werden. Ausgestrahlt werden 2 helle Bereiche: ein breiter oberer und ein deutlich schmalerer unterer. Das Licht wirkt auf einem dunklen Feldweg oder Waldweg daher nicht ganz ausgewogen auf den ausgeleuchteten Bereich verteilt, sondern “Spotlicht”-artig fokussiert. Aber da die meisten dieses Fahrradlicht am MTB oder Gravel wohl auch eher als Notbeleuchtung nutzen wollen, ist die Lichtausbeute sehr gut mit Blick auf Preis und Gewicht.
Außerdem erhältlich sind die Sets LEDsBIKE RACE 80 und 50. Sie haben entsprechend eine Leuchtkraft von 80 und 50 Lux. Sie kosten 34,99 bzw. 24,99 Euro (UVP). Das Rücklicht ist bei allen drei Osram-Sets gleich.
In der Verpackung des Osram TYREinflate 2000 befinden sich ein Flaschenhalter für das Fahrrad, in den man (theoretisch) die elektrische Luftpumpe stecken kann, die beiden Schrauben dafür, ein USB-C-Kabel und ein Stoffsäckchen für den Kompressor. So weit so übersichtlich. Der Kompressor von Osram selbst hat dagegen mehr zu bieten als Luft. Denn er kann auch leuchten durch eine kleine, ovale LED auf der Oberseite.
Und er soll als Powerbank mit 5200 mAh dienen - was aber bei unserem Testprodukt nicht funktioniert hat - weder am Handy noch an den getesteten Fahrradlichtern. Ob das an dem sehr schräg im Gehäuse sitzenden und möglicherweise defekten USB-Stecker lag, ist unklar. Der TYREinflate 2000 soll aber mit seinem Akku Dinge wie Smartphone oder Navi laden können.
Geeignet ist die Fahrradpumpe von Osram für alle gängigen Ventiltypen mittels Adapter. Druck soll er laut Verpackung für Presta/Sclaverand-Ventile bis zu 6,9 bar liefern, mit einem Dunlop/Auto-Ventil bis 3,5 bar. Das Display lässt sich umstellen zwischen psi, kPa, bar. Für Oldschool-Rennräder vielleicht zu wenig - für Gravel und MTB aber mehr als ausreichend “Puste”. Der gut 14 cm lange Schlauch ist lang genug, um einfach damit an den Ventilen arbeiten zu können. Die Aufsätze für SV- und Ballventile lassen sich sehr gut und sicher anschrauben.
Wir haben mit Stoppuhr und einem Gravelbike eine exemplarische Pumpdauer ermittelt. Für 2 bar in einem Schlauch-Reifen mit 29 x 1,5 Zoll brauchte die elektrische Pumpe gerade mal 1:07 Minute - je nach Standpumpe oder gar Minipumpe ist das schon eine sportliche Zeit, wenn man das per Hand machen will.
Mit gut 500 Gramm ist der Mini-Kompressor TYREinflate 2000 sicher keine Option für die Feierabendrunde oder auch die lange Gravel-Tour am Wochenende. Da sind Minipumpen oder CO2-Kartuschen leichter - auch wenn bei Letzteren der Umweltaspekt diskutiert werden kann. Aber die Stunde des Osram Kompressors schlägt als stiller Begleiter im Auto oder wenn man mit einem E-Bike und ohnehin viel Gepäck unterwegs ist.
Aber noch viel besser macht sich das kleine Gerät zu Hause: Eben mal die Räder in der Garage aufpumpen vor der Tour, oder nach dem Check-up im Keller - schnell und mit digitaler Anzeige ist der Reifen auf Druck gebracht. Und mit 70 Euro ist der elektrische Druckmacher nicht so viel teurer als eine gute Standpumpe. Die Genauigkeit von 1,5 psi/0,1 bar laut Hersteller dürfte für die meisten von uns ausreichen.