Patagonia ohne PFCWasserfeste Kleidung ohne Giftstoff

Marc Strucken

 · 29.10.2023

Patagonia und Gore haben in München gemeinsam ihre neue Funktionsbekleidung vorgestellt. Sie wird erstmals ohne schädliches PFC hergestellt. Auf der Bühne (v. l.) Moderatorin Nina Eichinger, die Marketing-Chefin bei Gore, Lara Wittmann, und Matt Dwyer, bei Patagonia für Innovationen zuständig.
Foto: Sandra Schuberth
Wasserfeste Kleidung ist gut - aber auch meist hergestellt mit schädlichen Stoffen wie PFC oder sogenannte PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen). Jetzt hat Patagonia seine Serie Funktionsbekleidung präsentiert, die darauf komplett verzichtet. Die PFC-freie Membran liefert Goretex.

Das Schildchen “Gore-Tex” an Regenjacken, Regenhosen oder Schuhen steht für Wasserdichtigkeit und Atmungsaktivität. Gore (übrigens englisch wie “Gohr” gesprochen) steht aber zusammen mit vielen anderen Herstellern auch seit langem für die Verwendung von PFAS. Diese Chemikalie, die einerseits dafür sorgt, dass das Wasser und Matsch so schön auf den Jacken abperlt, lagert sich anderseits aber auch für nahezu immer in der Umwelt ab und ist gesundheitsschädlich. Ein Dilemma, dass nur wenige große Hersteller bislang durch alternative Materialien gelöst haben. Sympatex verzichtet bei seiner Membran auf den Einsatz von PFC. Auch andere Hersteller, wie Salewa, Schöffel oder Jack Wolfskin, setzen auf Alternativen.

ePE - wasserdicht und viel besser als das “normale” Goretex!?

Patagonia und Goretex haben nun gemeinsam eine Linie Funktionsbekleidung vorgestellt, die ebenfalls auf eine PFC-freie Membran setzt. Stolz haben Matt Dwyer,
Head of Product Impact & Innovation bei Patagonia, und Lara Wittmann, Global Strategic Marketer bei W.L. Gore & Associates, die neue ePE-Membran in München vorgestellt. Nach eigenen Aussagen habe die Entwicklung 10 Jahre gedauert. 2021 vermeldete Gore die News, 2022 gab es erste Gore-Produkte mit umweltfreundlicheren Membranen.

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Der Name des neuen Stoffs - ePE - steht für expandiertes Polyethylen. Grob gesagt also eine sehr dünn ausgezogene Folie, die auch für Joghurtbecher und Plastiktüten verwendet wird, somit also ziemlich ungefährlich für den Menschen ist. Diese Folie, erklärt Lara Wittmann, ist bei Gore - und jetzt eingesetzt in den Patagonia Jacken und Hosen - zwischen zwei Stoffbahnen laminiert, um sie wasserdicht und gleichzeitig atmungsaktiv zu machen. So wie zuvor die Membran mit PFC.

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Sieht aus wie immer, das neue ePE-Material von Gore steckt aber zwischen dem Außen- und Innenmaterial.Foto: Sandra SchuberthSieht aus wie immer, das neue ePE-Material von Gore steckt aber zwischen dem Außen- und Innenmaterial.

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Könnte man auch zum Bike hernehmen: der Alpine Suit von Patagonia mit der neuen ePE-Membran von Gore >> <a href="https://www.awin1.com/cread.php?awinmid=14102&awinaffid=471469&clickref=B+Alpine+Suit+Patagonia+&ued=https%3A%2F%2Fwww.bergfreunde.de%2Fpatagonia-alpine-suit-overall" target="_blank" rel="noopener noreferrer nofollow">hier erhältlich</a>*.Foto: PatagoniaKönnte man auch zum Bike hernehmen: der Alpine Suit von Patagonia mit der neuen ePE-Membran von Gore >> hier erhältlich*.

Goretex ePE-Membrane soll Patagonia-Kleidung leichter, atmungsaktiver und vor allem weicher machen

Matt Dwyer berichtet, dass Patagonia die neue Gore-Membran immer wieder getestet hat zusammen mit Athleten und seinem Team, bevor sie in Serie zum Einsatz kommen konnte. “Niemand will auf einem 8000er stehen und der Reißverschluss reißt ab”. Nun seien beide Unternehmen soweit, dass erste Produkte auf den Markt können und den höchsten Ansprüchen genügen. Die neuen Jacken und Hosen seien genauso wasserdicht wie zuvor, aber sie seien nun viel leichter, dünner, noch atmungsaktiver und weicher.

Von den technischen Fähigkeiten konnten wir uns bei der Präsentation noch nicht überzeugen, fühlen sich die Jacken eher wie Softshell-Material an und rascheln nicht wie eine klassische Hardshelljacke mit Goretex Pro Membran. Der Patagonia-Mann geht sogar soweit zu sagen, dass die neue Serie sowohl besser in der Performance ist als auch besser für die Umwelt: Je nach Produkt kann in der Herstellung zudem 10 bis 40 Prozent CO2 vermieden werden.

Lara Wittman (Gore, Mitte) und Matt Dwyer (Patagonia, rechts) sind sich einig: die neue Membran von Gore ist besser als je zuvor und dazu umweltfreundlicher.Foto: Sandra SchuberthLara Wittman (Gore, Mitte) und Matt Dwyer (Patagonia, rechts) sind sich einig: die neue Membran von Gore ist besser als je zuvor und dazu umweltfreundlicher.

Das Problem mit PFAS

Verschiedene Unternehmen, wie z. B. Gore-Tex oder Vaude, wollen ihre Produkte, die PFAS enthalten, auslaufen lassen. Dafür gibt es gute Gründe. Diese Gründe führen auch dazu, dass in verschiedenen Ländern über eine Beschränkung dieser Stoffe diskutiert wird bzw. oder wie in Deutschland bereits umfangreiche Beschränkungsverfahren laufen.

PFAS bringen gleich mehrere Probleme mit sich. Nicht ohne Grund werden sie auch als Ewigkeits-Chemikalie bezeichnet: in der Natur werden sie kaum abgebaut. Und so gelangen die Stoffe über kurz oder lang in unsere Körper, dies geschieht laut Bundesinstitut für Risikobewertung hauptsächlich über Lebensmittel und Trinkwasser. Einmal im Körper, werden sie auch hier von Mensch und Tier nur langsam abgebaut und ausgeschieden.

Von einem kleinen Teil der PFAS ist bekannt, dass sie gesundheitliche Schäden verursachen können, schreibt die Verbraucherzentrale. Bestimmte PFAS stehen unter dem Verdacht,

  • die Leber, das Hormon- und Immunsystem schädigen
  • den Fettstoffwechsel stören
  • die Wirkung von Impfungen verschlechtern
  • ein geringeres Geburtsgewicht zur Folge haben
  • die Fruchtbarkeit verringern oder
  • Krebs erzeugen.

Umweltbelastungen entstehen erstens und zum größten Teil bei der Produktion, zweitens beim Waschen und drittens am Lebensende der Produkte.

Zu dem Thema empfehlenswert sind der Dokumentarfilm The Devil We Know - Das unsichtbare Gift aus dem Jahr 2018 und der 2019 erschienene Spielfilm Vergiftete Wahrheit. Beide drehen sich um den DuPont-Skandal der 1990er Jahre, bei dem Abwässer und Produktionsschlamm nicht sachgemäß entsorgt wurden. Es kam zu Krebserkrankungen bei Tieren und Menschen, die in der Region lebten.

Goretex und Patagonia einig: Müll ist das nächste große Problem

Beide Repräsentanten, Lara Wittmann von Goretex und Matt Dwyer von Patagonia, sehen aber schon das nächste große Ding auf sich zukommen: Müll und dessen Vermeidung. Zwar ist das neue ePE-Material weniger umweltschädlich, weil es auf PFAS verzichtet. Aber es ist dennoch nicht aus Blättern oder Rinde gewonnen, sondern ein Kunststoff. Recycling und Vermeidung ist damit das nächste Ziel, das beide Hersteller angehen wollen. Deshalb machten beide Vertreter klar, dass die Verantwortung auch bei den Konsumenten liegt. “Love it longer” sagte Lara Wittmann - soll heißen: Pflege deine Kleidung, gib sie zur Reparatur, wenn nötig, kaufe nicht ständig neue.

Patagonia bietet - so beschreibt es Matt Dwyer - schon jetzt einen Reparaturservice in seinen Geschäften und bei Händlern an. Auch ein Rückkaufangebot für gebrauchte Kleidung gebe es zum Teil dort. Er könne niemandem sagen, man dürfe nach drei Jahren keine neue Jacke kaufen, nur weil es etwas Neues gäbe. Nur wegwerfen sollte man Kleidung wirklich nur ganz am Ende ihres Lebenszyklus’.

Die neue PFC-freie Funktionsbekleidung von Patagonia ist bereits online erhältlich und umfasst zunächst Jacken und Hosen für Berg- und Skisport. Weitere sollen aber folgen. Die schwarze Untracked Ski Jacket soll 700 Euro kosten, die Super Free Alpine Jacket 600 Euro.

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