Marc Strucken
· 26.11.2022
Norrøna ist im Bike-Bereich noch nicht sehr bekannt. Die Norweger sind im Bereich Wintersport, vor allem Tourengehen und Freeski ein Begriff. Aber schon weil die relaxte Art dieser Wintersportarten mit jener der MTB-Community so gut zusammenpasst, steigt die Outdoormarke zunehmend beim Radsport ein: die fjørå-Linie für Singletrails und skibotn-Serie für Enduro. Wir haben 6 Teile über Sommer und Herbst getestet.
Nun, dass der scheinbare “endless summer” dann doch die unvermeidliche Biege gemacht hat, konnten wir auch jene Norrøna Klamotten ausgiebig testet, die für feucht und fies gemacht sind: fjørå dri1 Jacket und Pants. Aber in den vielen, wunderbaren Sommerwochen zuvor, mussten die anderen Test-Artikel herhalten und über viele Bike-Kilometer durchgeschwitzt, durchgeritten und begrabbelt werden. Vom Weg zur Arbeit bis zu den epischeren Touren des Karwendel-, Ammer- und Estergebirges. Spoiler am Anfang: Nichts von den Norrøna-Teilen hat nichts getaugt - ganz im Gegenteil. Nur die Handschuhe, sie mussten schnell zusammen mit Wollsocken und Longjohns den Schrank hüten.
Anmerkung: Die hier gezeigten Farbenvarianten der Norrøna Produkte sind zum Teil nicht mehr in der aktuellen Kollektion enthalten.
Diese Norrøna-Artikel haben wir getestet:
In meiner bisherigen MTB-Laufbahn bin ich tatsächlich mit kurzen Hosen gefahren bis es das Wetter nicht mehr zulässt, dann nahtloser Umstieg auf Winterhose (dick, wasserdicht). Die Windstopper-Hose fjørå Infinium von Norrøna* stand für mich bis jetzt auf der Liste “ganz nett, aber nicht nötig”. Aber: Sie ist tatsächlich ab beinahe 20 Grad kühl genug - also atmungsaktiv - um darin nicht einzugehen beim Biken. Zumal Reißverschlüsse auf den Oberschenkeln zur Not noch einmal für Durchzug sorgen. Durch die Goretex Infinium Membran ist diese MTB-Hose aber winddicht und daher auch bei 10 Grad und weniger warm genug, solang man nirgendwo nur herumsteht. Kurz: Ich wollte sie selbst nach dem Ride nicht mehr ausziehen.
Überzeugend und praktisch beim Biken sowie im sportlichen Alltag sind die Taschen der Norrøna Windstopper-Pants. Insgesamt drei fassen jetzt zwar keine Tourenausrüstung, aber die beiden oberen sind gut für flachen, leichten Kleinkram. Zudem eignen sie sich gut, um entweder für zusätzliche Lüftung zu sorgen (nach innen hin bestehen sie aus Mesh), oder um sich die Hände zu wärmen, da der Außenstoff eben winddicht ist. Die seitliche Tasche ist größer, ergonomisch gut positioniert, dass auch schwerere Dinge nicht gegen das Knie dengeln, und sie hat einen Handyeinsatz, in den die meisten Geräte passen sollten.
Bio-Baumwolle, recycelte und/oder recycelbare Fasern, Tierwohl und die offen einsehbare Liste der Zulieferer - mit verschiedenen Maßnahmen will Norrøna Verantwortung für Mensch und Umwelt übernehmen. So sind bei jedem der getesteten Produkte auch Angaben dazu, welche Maßnahme im Speziellen umgesetzt wurde. Bei der Norrøna fjørå Infinium Windstopper Pants sind es:
Die MTB-Hose von Norrøna gehört jetzt zum festen Inventar meiner Bike-Ausrüstung, weil sie sich sehr angenehm zwischen 20 Grad und - je nach Abgehärtetheit - 5 Grad trägt. Durch die Goretex Infinium Membran ist die fjørå MTB-Hose zwar nicht wasserdicht, aber auch komplett durchgeweicht hält sie den Wind ab und somit in Bewegung immer noch warm. Auch nach einigen Hundert Bike-Kilometern ist nirgendwo Abnutzung zu sehen, selbst nach vielen Wäschen in der Maschine. Eine wirklich gute Windstopper-Hose, die Ihr auch zum Wandern, Schrauben und After-Ride-Chillout anziehen wollt.
Regenhosen fürs MTB hatte ich schon einige unterm Hintern beim Biken. Von den rascheligen Schwitztüten bis zu den bocksteifen Zeltbahnen, die man so bekommt, war alles dabei. Die Haptik bei der fjørå dri1 Pants von Norrøna ist schon mal sehr angenehm und wenig Plastiktüten-like. Hinzukommt, dass die MTB-Regenhose an den Knien und am Gesäß stretchig ist und damit beim Sitzen sehr schön nachgibt. Anziehen ist einfach mit den Reißverschlüssen an den Beinenden - diese sind, wie alle an der Regenhose, ordentlich verschweißt und wasserdicht. Die Weite justieren kann man mit zwei Klettverschlüssen am Bund.
Aber was nutzen die besten Passform-Features, wenn die Regenhose nicht hält (was sie verspricht)?! Zum Glück kam mir da ein sehr ergiebiger Regenschauer am Riegsee zur Hilfe, der alles von der fjørå dri1 MTB-Hose abverlangte: Regen von oben, Wasser und Schlamm von unten, und vor allem noch weitere 1,5 Stunden im Sattel, in denen ich den Schlamm mittels Sattel ins Material massieren konnte. Ergebnis: eine blitzsaubere Bib - die Feuchtigkeit im Inneren rührte von arbeitenden Muskeln her. Das dri1-Material ist eine 1-lagige Membran. Die Regenhose von Norrøna ist damit auch ein gutes Stück atmungsaktiv - aber bei einem Temperaturunterschied von 20 Grad zwischen Welt und Mensch im Hoseninneren, ist Kondenswasser unvermeidlich. Bei nicht zu niedrigen Temperaturen verschaffen die großen seitlichen Reißverschlüsse am Oberschenkel Frischluft am Bein.
Ähnlich wie die Windstopper-Hose oben sitzt auch die Regenhose von Norrøna bei mir sehr angenehm, vor allem stört kein Stoff im Schritt, wie es oft der Fall ist. Tatsächlich hätte ich einen durchgehenden 2-Wege-Reißverschluss an der Seite zum Anziehen und Lüften bevorzugt. Sollte man die fjørå dri1 Pants erst im Gelänge überziehen wollen, müssen die dreckigen Schuhe durch das Hosenbein - bei Winter-MTB-Schuhen vermute ich sogar, dass manche nicht durch die Öffnung passen und man den Schuh doch ausziehen muss. Alle weiteren Features gefallen sehr gut, vor allem auch die Tasche am Oberschenkel ist absolut dicht (von innen gegen Kondenswasser, von außen gegen Regen) und kann im Zweifel dem Handy das Leben retten.
Fürs grüne Gewissen und die eigene Gesundheit, sind nach Herstellerangaben 50 Prozent der synthetischen Fasern der fjørå MTB-Hose recycelt, Oeko-Tex-zertifiziert und vor allem PFC-frei beschichtet.
Passend zur Regenhose bietet Norrøna die fjørå dri1 Regenjacke - lustigerweise in den Ampelfarben: rot, gelb und grün. Abgesehen von der Optik ist bei einer solchen MTB-Jacke vor allem eines: sie ist dicht. Und das ist sie in puncto Regen absolut. Der Kragen schließt dich, die Ärmel kann man mit Klettverschlüssen eng zumachen und der Rücken ist extra-lang geschnitten, so dass er im Sattel sitzend weit über den Rücken reicht. Auch die Ärmel haben über dem Handrücken zusätzliche Länge.
Besonders hat mich aber das Belüftungssystem der fjørå dri1 Jacke* überzeugt. Da es auch bei tiefen Temperaturen im Uphill warm unter der Jacke wird, bietet sie eine zweite Reihe Reißverschluss vorne. Zwischen beiden ist ein Mesh eingenäht, durch das schon mal Kühle reinkommen kann. Wenn man dann die Reißverschlüsse unter den Achseln noch öffnet, gibt es - zumindest während der Fahrt - fast schon Durchzug unterm Hemd. Das macht die Norrøna Regenjacke auch sommertauglich.
Wie bei der Regenhose verarbeitet Norrøna bei der fjørå dri1 Jacke bis zu 50 Prozent recycelte Fasern, eine PFC-freie Beschichtung und lässt das ganze von Oeko-Tex zertifizieren. Apropos Sicherheit: An der Regenjacke sind rundherum reflektierende Details - allen voran der große Norrøna-Schriftzug auf der Brust. Und weil wir alle so am Smartphone hängen: Die Napoleontasche ist wasserdicht, scheint auch wenig Kondenswasser zu bilden und passt selbst für recht große Handys.
Die Passform und vor allem der lange Rücken sowie die langen Ärmel fand ich bei viel Wasser von oben und unten sehr hilfreich. Die Belüftung ist für nicht ganz so kalte Tage praktisch - mich friert es gleich, wenn die kalte Luft ins feuchte Innere zieht. Auch die recht große, stabile Brusttasche ist gut, wenn man Kleinkram wasserfest verstauen möchte.
Die Länge der Norrøna fjørå flex1 Heavy Duty Shorts ist zunächst einmal gewöhnungsbedürftig: In Größe M reichte sie mir im Stehen ein Stück weit über das Knie - Assoziationen mit den, bei deutschen Urlaubern beliebten, 3/4-Hosen kamen hoch. Zusammen mit dem 50er-Lichtschutzaktor der MTB-Shorts ist das aber sehr sinnvoll, denn so bekommt auch das ansonsten der Sonne sehr exponierte Knie Schatten ab. Schade, dass Norrøna noch keine dezidierten Sonnenschutz-Shirts anbietet. Lediglich die beiden getesteten Merino-Shirts sollen laut dem norwegischen Hersteller “UV-Schutz” bieten - sie sagen aber nicht mit welchem Lichtschutzfaktor.
Auch die - gegebenenfalls getragenen - Knieprotektoren passen noch unter die langen Hosenbeine und schieben die Shorts nicht hoch. Womit wir bei den Lüftungsschlitzen der fjørå flex1 MTB-Hose sind, denn diese reichen vom Bein-Ende bis fast zum Bund hoch. Das macht die Shorts luftig genug auch bei 25 Grad und wärmer. Obwohl der Stoff selbst - flex1 genannt - sehr robust (heavy duty) ist und laut Norrøna auch vor Sturzverletzungen schützen soll.
Solange man sein Jersey in die Hose steckt (wer macht das?!), hält die mit Silikonstreifen rutschfest gemachte Taille der fjørå flex1 Heavy Duty Shorts top. Auf meiner nass geschwitzten Bibshort tendierte die kurze MTB-Hose allerdings zum Weg nach unten - der Bike Hip Bag tat sein Übriges, um die Shorts Richtung Knie zu bewegen. Da nützte auch das Taillensystem mit Klettverschlüssen nicht viel. Abgesehen davon ist der Sitz der Norrøna Hose aber sehr gut. Sie hat Taschen vorne, die rechte am Oberschenkel mit Handyeinsatz - funktionieren alle sehr gut.
Die Norrøna fjørå flex1 Heavy Duty Shorts sind tatsächlich sehr stabil, tragen sich aber weniger heiß und steif als es aussieht - an einem Tag mit 35 Grad und 1500 Höhenmetern habe ich mir Eis und kühle Getränke mehr gewünscht als eine kühlere Hose. Die Passform ist gut geschneidert und nichts stört auch an langen Tagen im Sattel. Auch bei der MTB-Shorts sind zu mehr als 50 % recycelte Fasern verarbeitet, sie ist Oeko-Tex-sowie Bluesign-zertifiziert, und die Wasser-/Schmutz-abweisende Beschichtung ist PFC-frei.
Das Teil, das ich wahrscheinlich am meisten getragen habe in dieser Testreihe, ist das skibotn Wool 3/4-Shirt von Norrøna. Das hat zweierlei Gründe: zum einen, weil es extrem vielseitig ist – zum anderen, weil man es ohne sportliche Beanspruchung auch problemlos zwei Tage hintereinander anziehen kann. Ein Anteil von 47 Prozent Merinofasern im Stoff sorgt für den bekannten No-Stink-Effekt. Und selbst nach einer langen Tour könnte man es - theoretisch - auch am Abend noch auf der Hütte tragen, ohne den Umsitzenden den Appetit zu verderben.
Der Fasermix (53 Prozent bestehen aus Nylon und Elastan) hat aber einen weiteren Vorteil: Bei Hitze ist das Enduro-Shirt zwar nicht irre luftig, aber es fühlt sich auch nicht feucht an. Wird es dagegen weiter oben am Berg und in den schattigen Tälern kühl, hält das skibotn 3/4-Shirt auch noch eine ganze Zeit warm - den halblangen Armen sei Dank.
Merino-Wolle ist eigentlich immer gut bei körpernah getragener Kleidung: feels good - smells good. Vorteil des Fasermixes: Man kann das skibotn Wool 3/4-T-Shirt sogar bei 40 Grad im Schonwaschgang waschen. Aber auch die Passform ist top: leger und am Rücken etwas länger geschnitten. Vor allem an den Schultern gibt es keine störenden, reibenden Nähte, wenn man einen Rucksack trägt. Einzig das kleine Brusttäschlein ist Quatsch. Sobald mehr als ein Zuckertütchen drin ist, hängt es wie ein Sack am weichen T-Shirt-Stoff.
Beim Thema Nachhaltigkeit sind auch hier die synthetischen Fasern zu mehr als 50 Prozent recycelt. Die Wolle ist Mulesing-frei produziert und kommt aus nachvollziehbaren Quellen - sagt Norrøna. Das ganze Enduro-Shirt ist Oeko-Tex-zertifiziert und alles soll aus offen gelisteten, geprüften Fabriken stammen.
Während das 3/4 Enduro-Shirt jetzt zu meinen guten Freunden zählt, hat das kurzärmelige Pendant, das Norrøna fjørå Wool T-Shirt, einen entscheidenden Nachteil für mich. Es ist zwar deutlich luftiger als das längere Shirt, was es potentiell auch für die Freizeit attraktiv machen würde – aber es ist auch ziemlich durchsichtig. Da ich kein Freund von Unterhemden/Muscle-Shirts bin und diese bei 25 Grad auch irgendwie zu viel sind, mochte ich das fjørå T-Shirt nicht solo tragen. Man sieht viel Mensch darunter. Die Farbkombi gefällt mir sehr gut (orange/grau). Tatsächlich ist das MTB-Shirt aber auch aktuell nicht mehr in der fjørå-Serie von Norrøna gelistet - es gibt nur ein Longsleeve stattdessen.
Mein Fazit ist kurz: Das fjørå MTB-T-Shirt wäre genau so ein schönes, wie das skibotn Wool 3/4-Shirt, wenn es nicht so durchscheinend wäre. Wen das nicht stört - vielleicht Bikerinnen, die ohnehin noch etwas darunter tragen - der bekommt ein wunderbar luftiges, ebenfalls gut geschnittenes Norrøna Shirt für die warmen Tage. Ich werde es jetzt im Herbst “drunter” tragen, da macht es bislang einen guten Job in puncto Temperatur-, Feuchtigkeits- und Geruchsmanagement. Die bereits genannten Nachhaltigkeitsmaßnahmen für das 3/4-Shirt treffen auch beim fjørå Wool-T-Shirt zu.
Wenn man die Norrøna fjørå Mesh Gloves das erste Mal anzieht, zieht’s. Die MTB-Handschuhe sind super leicht, das Mesh macht sie richtig kühl beim Fahren und das Clarino-Kunstleder ist samtig weich. Wie gemacht für die heißen Tage, wenn die Hände auf den Griffen schon, ohne in die Pedalen zu treten, schwitzen.
Aber wie das bei Handschuhen so ist: Hände sind so individuell, dass man nach der richtigen Passform suchen muss - oder geht Kompromisse ein. Im Fall der Norrøna fjørå MTB-Handschuhe sitzen sie aber an meinen Händen gar nicht gut. Es bilden sich nervige Falten in der Handfläche und zwischen Daumen und Hand. An sich kann ich Größe XL gut tragen (Fox, Roeckl), bei Norrøna passt zwar die Fingerlänge, aber die Breite der Gloves ist viel zu weit. Also: Vor dem Kauf unbedingt anprobieren.
Die Norrøna fjørå Mesh Gloves sind perfekt für den Sommer - absolut nichts für kühle oder gar kalte Tage. Superleicht, weich und luftig. Leider vergleichsweise teuer mit 69 Euro.
Die Anprobe, zum Beispiel der MTB-Handschuhe, ist bei Norrøna Produkten im Fachhandel möglich - meist mit eingeschränktem Sortiment. Der Flagshipstore in der Münchner Innenstadt hat allerdings so ziemlich alles da, was auch der Onlineshop anbietet. Eröffnet wurde der Norrøna Store Mitte Juni 2022 als erster Shop außerhalb von Skandinavien (und der Schweiz). Dort können auch online bestellte Artikel abgeholt und - notfalls - gleich umgetauscht werden.
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