Kurz erklärtFahrwerk einstellen - das perfekte Setup in wenigen Schritten

Stefan Frey

 · 28.08.2024

Das optimale Fahrwerkssetup? Am besten schmeißt man sich dafür in sein Bike-Outfit - Rucksack oder Hipbag nicht vergessen und los geht`s
Foto: Georg Grieshaber
Fahrwerk einstellen - diese Schritte sollte wirklich jeder Biker beherrschen. Ein Grund-Setup fürs Fahrwerk ist schnell gefunden. Was zählt, ist die Reihenfolge. Prinzipiell ist der Vorgang für Gabel und Dämpfer identisch, die Einstellungen sollten harmonieren. So geht’s.

Fahrwerk einstellen - Ausgangsposition

Die Gleitbuchsen der Federelemente sind geschmiert, weil das Bike kurz gefahren oder zehn Minuten auf den Kopf gestellt und dann eingefedert wurde. Alle Dämpferregler sind offen (gegen den Uhrzeigersinn gedreht). Der Luftdruck ist nach Herstellerangabe eingestellt oder im aktuellen Wert belassen.

1 - SAG-Check

Das optimale Fahrwerkssetup? Am besten schmeißt man sich dafür in sein Bike-Outfit - Rucksack oder Hipbag nicht vergessenFoto: Georg GrieshaberDas optimale Fahrwerkssetup? Am besten schmeißt man sich dafür in sein Bike-Outfit - Rucksack oder Hipbag nicht vergessen

In der entscheidenden Fahrposition kontrolliert man, wie viel des angegebenen Federwegs alleine durch das Gewicht von Fahrer oder Fahrerin plus Gepäck und durch die Masse des Bikes ausgenutzt wird. Am besten geht das mit dem Bike gegen einen Baum oder eine Wand gelehnt oder mit jemandem, der das Bike sicher hält und die O-Ringe bis zum Abstreifer schiebt.

Dann nimmt man die Fahrposition ein und schiebt die Abstreifer an Gabel und Dämpfer ganz nach untenFoto: Georg GrieshaberDann nimmt man die Fahrposition ein und schiebt die Abstreifer an Gabel und Dämpfer ganz nach unten

2 - SAG berechnen

Dann behutsam absteigen und den genutzten Federweg messen. Wie viel SAG richtig ist, hängt vom Gesamtfederweg und vom Fahrstil ab. Je mehr Federweg, desto mehr SAG ist angemessen. An der Gabel sind es meistens etwa fünf Prozent weniger als am Federbein. Basiswerte sind vorne 20 bis 25 Prozent und am Dämpfer etwa 25 bis 30 Prozent. Die Tabellen auf vielen Gabeln sind ein Anhaltspunkt für den Luftdruck.

Die Rechnung ist simpel: SAG in Prozent ist gleich genutzter Federweg geteilt durch Gesamtfederweg mal 100.
Jetzt lässt sich ganz easy der aktuell genutzte SAG mit dem Zollstock messenFoto: Georg GrieshaberJetzt lässt sich ganz easy der aktuell genutzte SAG mit dem Zollstock messenDer richtige SAG hängt vom Federweg ab. Manche Hersteller drucken Infos dazu auf ihre Komponenten aufFoto: Georg GrieshaberDer richtige SAG hängt vom Federweg ab. Manche Hersteller drucken Infos dazu auf ihre Komponenten auf

3 - Luftdruck einstellen

Je nach errechnetem SAG den Luftdruck erhöhen oder verringern. Der Luftdruck ist eingestellt? Dann mehrmals einfedern. Dabei gleicht sich der Druck in der Positiv- und Negativluftkammer aus. Der Druck in der Positivluftkammer – der eigentlichen Feder – verringert sich etwas. Eventuell nochmals nachpumpen.

Stimmt der SAG noch nicht ganz, muss man zur Dämpferpumpe greifen und den Druck entsprechend anpassenFoto: Georg GrieshaberStimmt der SAG noch nicht ganz, muss man zur Dämpferpumpe greifen und den Druck entsprechend anpassen

Highspeed-Druckstufe, SAG, Zugstufe, Token - diese Begriffe klingen eher nach böhmischen Dörfern als nach Mountainbike-Begriffen? Dann könnte unser Artikel zum Aufbau von Federgabel und Dämpfer Aufschluss geben.

Und hier haben wir Dämpferpumpen fürs Fahrrad getestet: Druckmacher – Pumpen für MTB-Federgabeln & Dämpfer im Test


4 - Luftdruck einstellen, Runde 2

Jetzt lässt sich der SAG final einstellen. Noch einmal aufsitzen und den genutzten Federweg analog zu Schritt 2 messen – das funktioniert beim Dämpfer genauso wie bei der Federgabel. Gegebenenfalls Druck ablassen oder nachpumpen.

Jetzt nochmal aufsitzen und den SAG erneut messen. Das funktioniert am Dämpfer genauso wie an der GabelFoto: Georg GrieshaberJetzt nochmal aufsitzen und den SAG erneut messen. Das funktioniert am Dämpfer genauso wie an der Gabel

5 - Zugstufe einstellen

Die Zugstufe ist weitgehend unabhängig vom Fahrstil und muss nur zum Luftdruck passen. Bei Fox und Rockshox regelt man sie meist mit einem roten Drehknopf. Die einfachste Möglichkeit zur korrekten Einstellung sind die Herstellerangaben. Bezugspunkt der dortigen Angaben wie „minus 14“ meint die Zahl der Klicks, mit denen man die Dämpfung vom komplett geschlossenen Zustand wieder (linksdrehend) öffnet.

Anschließend kann man den Zugstufe anpassen. Meistens am roten Stellrädchen unten rechts an der GabelFoto: Georg GrieshaberAnschließend kann man den Zugstufe anpassen. Meistens am roten Stellrädchen unten rechts an der Gabel

6 - Fahrwerk einstellen ohne Herstellerangabe

Ohne Herstellerangaben drückt man Gabel oder Hinterbau per Körpergewicht maximal zusammen und lässt schnellstmöglich los. Das Rad sollte beim Ausfedern höchstens minimal abheben. Faustregel für die Zugstufe: so schnell wie möglich, so langsam wie nötig.

Hebt der Reifen nach dem Loslassen vom Boden ab, ist die Zugstufe zu schnell eingestellt. Das Optimum zu finden, ist nicht immer leicht.Foto: Georg GrieshaberHebt der Reifen nach dem Loslassen vom Boden ab, ist die Zugstufe zu schnell eingestellt. Das Optimum zu finden, ist nicht immer leicht.

7 - Druckstufe einstellen

An den meisten Gabeln und Federbeinen ist ein blauer Drehknopf oder Hebel dafür zuständig. Bei teuren Federelementen sind ein Regler für die High- und einer für die Lowspeed-Druckstufe vorhanden. Bei nur einem Regler geht es üblicherweise aber um die Lowspeed-Druckstufe. Sie regelt die Einfedergeschwindigkeit und ist unabhängig vom Fahrergewicht. Zu wenig Druckstufe kann dazu führen, dass die Federung an Stufen oder in Anliegern zu schnell wegsackt oder im Wiegetritt nervös wirkt. Zu viel Druckstufendämpfung ruiniert das Ansprechverhalten.

An den meisten Federelementen ist das blaue Rädchen für die Druckstufe zuständig. Bei hochwertigen Komponenten gibt es Low- und Highspeed-DruckstufeFoto: Georg GrieshaberAn den meisten Federelementen ist das blaue Rädchen für die Druckstufe zuständig. Bei hochwertigen Komponenten gibt es Low- und Highspeed-DruckstufeDie optimale Low- und Highspeed-Druckstufen-Einstellung ist was für Profis und eigentlich nur durch ausgiebige Testfahrten herauszufindenFoto: Georg GrieshaberDie optimale Low- und Highspeed-Druckstufen-Einstellung ist was für Profis und eigentlich nur durch ausgiebige Testfahrten herauszufinden

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