Ludwig Döhl
, Stefan Loibl
· 22.06.2022
Otto Normal-Biker sind mit Einstellmöglichkeiten an Federgabel und Dämpfer oft überfordert. BIKE zeigt, wie Sie das Fahrwerk richtig einstellen an ihrem Mountainbike – vom Sag bis zur Feinabstimmung.
Das richtige Grund-Setup an einem Mountainbike-Fully lässt sich in weniger als fünf Minuten finden. Keine Angst vor Luftdruck, Zug- und Druckstufendämpfung! Wir zeigen, wie schnell Sie die Federgabel und der Dämpfer einstellen können. Ein wenig Fingerfertigkeit ist lediglich nötig, wenn der Dämpfer bereits im Rahmen integriert ist. Die hier beschriebenen Arbeitsschritte bleiben aber gleich.
Luftdruck, Zug- und Druckstufe: Wer einmal verstanden hat, welche Rädchen diese drei Parameter an einem modernen Mountainbike-Fahrwerk beeinflussen, kommt spielerisch und mit wenigen Werkzeugen zur perfekten Grundeinstellung seines Bikes. Während der Luftdruck die Federhärte von Federgabel und Dämpfer bestimmt und immer an das Gewicht von Fahrerin oder Fahrer angepasst werden muss, bestimmen Zug- und Druckstufe, wie schnell ein Federelement aus- bzw. einfedert.
Prinzipiell können Federgabel und Dämpfer auch einzeln eingestellt werden. Weil am Ende das Fahrwerk bei vollgefederten Mountainbikes aber harmonieren muss, ist es sinnvoll, Front und Heck gleichzeitig zu justieren. Wir zeigen das Fahrwerks-Setup beispielhaft an einer Rockshox SID-Federgabel und einem Rockshox Deluxe-Dämpfer. Die Arbeitsschritte sind für alle Rockshox-Federelemente und auch Federgabeln von Fox & Co. die gleichen. In unserem Video gehen wir speziell auf die Belange von E-MTBs ein: E-MTB einstellen
Die Luftfederung am Mountainbike arbeitet in Abhängigkeit vom Gewicht der Person, die darauf fährt. Daher am besten das Fahrwerk fahrfertig einstellen, also in kompletter Bike-Montur – Rucksack nicht vergessen!
Vor dem Einstellen der Federgabel öffnen Sie alle Lockout- oder Plattformfunktionen, indem Sie die roten und blauen Drehknöpfe gegen den Uhrzeigersinn drehen. Rockshox (im Bild), Fox und andere Federgabel-Hersteller drucken auf ihre Gabeln oft eine Luftdrucktabelle, an der Sie sich mit ihrem Körpergewicht orientieren können. Trek bietet beispielsweise auch einen Rechner auf seiner Website an, mit dem der korrekte Luftdruck in Bezug auf das eigene Gewicht kalkuliert wird.
Für Touren-Fullys empfehlen wir 25 bis 30 Prozent Sag an der Gabel. An Racebikes mit 100 Millimeter Federweg werden Federgabeln gerne etwas straffer gefahren, dann mit 20 Prozent Sag.
Die Druckstufe reguliert die Einfedergeschwindigkeit des Federelements. Wir raten, immer mit vollständig offener Druckstufe zu starten. Wenn das Fahrwerk anschließend zum Beispiel in Bodenwellen oder in sehr steilem Gelände zu sehr einsackt, kann die Druckstufe schrittweise erhöht werden (Rädchen im Uhrzeigersinn drehen).
Die Zugstufe reguliert die Ausfedergeschwindigkeit des Federelements. Bei Rockshox-Gabeln und -Dämpfern helfen Symbole bei der Abstimmung – Hase = schneller, Schildkröte = langsamer. Grundsätzlich gilt: Um die Zugstufe zu erhöhen, muss man im Uhrzeigersinn drehen.
Maßnehmen beim Dämpfer einstellen: Bei Fox-Federgabeln und Fox-Dämpfern müssen Sie den Abstand zwischen Staubabstreifer und Gummiring messen, eine aufgedruckte Markierung fehlt. Der Negativ-Federweg wird dann im Verhältnis zum kompletten Dämpferhub – muss man ebenfalls messen – oder dem Hub an der Gabel ausgerechnet (Sag/Hub).
Der Sag (oder Negativ-Federweg) ist der Teil des Federwegs, der durch die bloße Belastung mit dem Körpergewicht genutzt wird. Um ihn zu ermitteln, lehnen Sie das Bike mit einem Lenkerende an eine Wand an und nehmen die Grundposition auf dem Bike ein. Dazu stehen Sie mit leicht gebeugten Armen und Beinen zentral über dem Rahmen.