Der optimale Luftdruck im Reifen ist eine Gratwanderung. Ist er zu hoch, sinken Fahrkomfort und Traktion im Gelände. Fährt man mit zu niedrigem Druck, riskiert man Durchschläge und der Reifen walkt in Kurven wie ein schlaff aufgepusteter Luftballon. Fest steht aber: Wer beim Mountainbiken immer noch mit Luftdrücken von 2,5 Bar und mehr durchs Gelände poltert, hat ein paar grundlegende Prinzipien des Reifendrucks nicht verstanden.
Ein niedriger Luftdruck bringt mehr Komfort, mehr Traktion und damit Sicherheit. Und das Beste: Sobald es ins Gelände geht, sinkt auch noch der Rollwiderstand von MTB-Reifen. Was bereits für feinkörnige Schotterwege gilt, trifft umso mehr zu, je gröber der Untergrund wird. 1,5 statt 4 Bar Luftdruck bringen auf einem Wiesenuntergrund eine Einsparung von fast 20 Watt, wie eine wissenschaftliche Untersuchung belegt. An jeder Unebenheit wird ein Teil der Antriebsleistung aufgefressen, um den Fahrer samt Rad anzuheben. Es macht also durchaus Sinn, den Reifendruck optimal einzustellen – im Idealfall mit einer exakt messenden und komfortabel zu bedienenden Standpumpe.
Die wichtigsten Kriterien lassen sich klar umreißen: Sie sollte stabil stehen und beim Pumpen nicht kippeln, einen ergonomischen Griff und ein leicht ablesbares, präzises Manometer besitzen sowie einen Pumpenkopf, der fest am Ventil anliegt und die Luft sicher hält. Wenn der Pumpenkolben zudem möglichst spielfrei und reibungsarm durch den Zylinder gleitet, erfordert das Aufpumpen wenig Kraft. Als Faustregel gilt hier: Je kleiner der Kolbendurchmesser bei gleichem Hub ist, desto weniger Kraft wird fürs Pumpen benötigt.
Lange Pumpen mit großem Volumen befüllen die wuchtigen MTB-Reifen natürlich fixer als kompakte Modelle. Dennoch sollten Länge und Pumpenhub annähernd zur Körpergröße und zu den eigenen Arm-Hebeln passen. Kleine Menschen sollten kürzere Pumpen wählen, große Menschen entsprechend lange. Nach unserer Erfahrung sollte der Pumpengriff im Idealfall etwa eine Handbreit übers Knie reichen und im ausgezogenen Zustand bis knapp unters Brustbein. In diesem Bereich lässt sich eine Standpumpe gut bedienen. Reicht der Griff noch höher, wird das Pumpen bei höherem Druck anstrengend oder man zieht ihn nicht ganz heraus, verschenkt dann aber bei jedem Hub Pumpvolumen.
Die Höhe der Standpumpe sollte zur Körpergröße passen – nur dann pumpt man ergonomisch, schnell und sicher.
Ob die Pumpe sicher steht, hängt in erster Linie davon ab, dass man auf die Standfüße tritt und das eigene Gewicht als Stabilisator einsetzt. Doch auch die Form und Größe der Standfüße spielen eine Rolle. Schmale oder kantige Standfüße kippeln schnell unter den (Rad-)Schuhsohlen. Oben am Pumpengriff fühlt sich das dann an, als hätte man Seegang. Im Test fielen vor allem die Modelle von NG Sports und Pedros auf. Auch eine nicht ausreichend steife Verbindung zwischen Pumpzylinder und Standfuß wirkt sich nachteilig auf die Standfestigkeit aus, wie beispielsweise beim sonst sehr soliden Modell von SKS.
Bei den Pumpenköpfen setzen nahezu alle Hersteller auf Aufsteckköpfe mit Sicherungshebeln. Sie erfordern zum Öffnen und Schließen oft den Einsatz beider Hände oder viel Kraft. Nur Lezyne verbaut einen schraubbaren Ventilkopf, der besonders bei kurzen Ventilen nützlich, jedoch umständlicher in der Handhabung ist. Auch wenn an hochwertigen MTBs heute fast ausschließlich Sclaverand-Ventile zum Einsatz kommen, sind dennoch alle Pumpenköpfe auch für den Einsatz an Schrader-(Auto-)Ventilen konzipiert.
Ob das Manometer den Luftdruck direkt beim Aufsetzen des Ventilkopfs anzeigt, hängt davon ab, ob der Ventilkopf den Ventilstößel automatisch betätigt. Ohne Aktivierung zeigt das Manometer den Druck erst während des Pumpens an. Ein aktivierender Ventilkopf ist vorteilhaft, braucht aber auch ein zuverlässiges Dichtgummi. Weil dieses in der Regel schnell verschleißt, lohnt es sich, Ersatz auf Lager zu haben, sonst steht die Pumpe nutzlos herum.
Ein gutes Manometer sollte zwei Anforderungen erfüllen: gut ablesbar sein und den Reifendruck präzise anzeigen. Standpumpen, bei denen das Manometer auf halber Höhe oder am oberen Schaftende montiert ist, sind im Vorteil gegenüber Modellen, deren Druckanzeige sich am Pumpenfuß befindet. Dort montiert sollte die Anzeige zumindest entsprechend groß und so skaliert sein, dass auch zehntel Bar noch erkennbar sind. LCDs lassen sich am besten ablesen, sind bei günstigen Pumpen jedoch selten anzutreffen. Eine Anzeige- bzw. Messtoleranz bis zu maximal einem zehntel Bar ist akzeptabel, mehr Abweichung sollte nicht sein.
Bei unserem Test von zehn Standpumpen bis 60 Euro machten alle Luftverdichter einen ordentlichen Job. Für kleine Radler eignen sich die Modelle von NG Sports und Pedros, wobei beide Modelle ab fünf Bar ordentlich Kraft in den Armen verlangen. Wesentlich geschmeidiger drücken die Modelle von Rose, SKS oder Topeak die Luft in die Reifen und bieten insgesamt die beste Leistung in allen Testkriterien.
Fazit: Standfuß, Manometer und Zylinder sind fast baugleich mit Pro, ihr Zifferblatt ist dafür etwas schlechter ablesbar; passt ergonomisch gut für Großgewachsene, pumpt effektiv
Fazit: Sehr günstig, ähnlich wie Pedros, hat jedoch anderen Pumpenkopf; der Fuß ist schmal und kippelig; präzises Manometer; relativ schwergängig, für kleine Menschen mit Kraft
Fazit: Das Digital-Display lässt sich sehr gut ablesen und zeigt präzise an; hochwertiger Pumpenkopf zum Schrauben mit Ablassventil, pumpt leichtgängig, jedoch nicht spielfrei
Fazit: Sieht aus wie NG Sports mit anderem Pumpenkopf; der Fuß ist kippelig; pumpt schnell, jedoch schwergängig und braucht Kraft; aufgrund geringer Bau-höhe für kleine Menschen gut
Fazit: Standfuß, Manometer und Zylinder fast baugleich mit Crankbrothers, das Zifferblatt ist jedoch besser ablesbar; passt ergonomisch gut für Großgewachsene, pumpt effektiv
Fazit: Testsieger - hochwertig verarbeitet, pumpt reibungslos, toller Holzgriff, standfest mit solidem Pumpenkopf; kleine Schwächen bei der Ablesbarkeit und Ersatzteilversorgung
Fazit: Für große Menschen, pumpt durchgehend leicht, das Manometer ist gut ablesbar und misst präzise; ärgerlich ist der etwas kippelnde Zylinder im Metallstandfuß; langer Schlauch.
Fazit: Überzeugt mit wertiger Verarbeitung, der Pumpenkopf ist sehr solide, pumpt leichtgängig; ergonomisch ideal für mittelgroße Menschen, Manometer schlecht ablesbar
Fazit: Top-Pumpe, schön leichtgängig und wertig verarbeitet; kürzester Schlauch im Test, was die Handhabung auf beengtem Raum erschweren kann
Fazit: Günstig, großer Standfuß, der aber zum Kippeln neigt; cleverer Umschalter am Pumpenkopf; insgesamt etwas nachgiebige Konstruktion
Die Pumpfunktion | 40 Prozent Der Druckkolben sollte im Zylinder möglichst saugend und ohne zu klemmen, auf und ab gleiten und durch Federn an den Anschlägen gepuffert sein. Eine gute Ergonomie zeichnet sich dadurch aus, dass die Hublänge zur Bauhöhe passt. Bei einer Körpergröße zwischen 1,75 und 1,80 Meter passen nach unserer Erfahrung Pumpen von 65 Zentimeter Höhe mit gleicher Hublänge sehr gut.
Das Manometer | 20 Prozent Entscheidend ist ein gut ablesbares Display, gepaart mit Präzision. Die besten Manometer weichen weniger als 0,1 Bar ab. Das LCD von Lezyne lässt sich am besten ablesen, funktioniert jedoch nur mit Batterie.
Der Pumpenkopf | 20 Prozent Er muss sich gut aufs Ventil aufsetzen und wieder lösen lassen sowie sauber abdichten; ein stabiler und flächig geformter Klemmhebel verbessert die Ergonomie. Der Schraubkopf von Lezyne dichtet sehr gut, sein Ablassventil ist praktisch.
Der Griff | 10 Prozent Am besten funktioniert der runde Holzgriff bei der Pumpe von Rose. Er ist griffig, liegt angenehm in der Hand und hat keine störenden Riffeln, die drücken könnten.
Der Standfuß | 10 Prozent Ein Fuß nach dem Dreipunkt-Prinzip bietet den besten Stand, wie bei der Pumpe von Rose mit dem Manometer als zusätzlicher Abstützung. Die Standfüße von NG Sports und Pedros sind schmal und neigen zum Kippen.