Die 10 größten Fehler beim Bike-TrainingEffektiv trainieren und Verletzungen vorbeugen

Einfach drauf los powern? Besser nicht! Professionelle Mountainbiker gehen mit Bedacht vor und vermeiden im Training diese zehn Fehler.
Foto: Max Fuchs

Radsportler können ihre Leistung steigern und Verletzungen vermeiden, indem sie typische Trainingsfehler umgehen. Von mangelnder Vorbereitung über falsche Intensität bis hin zu vernachlässigter Regeneration - diese zehn Fehler sollten Bikerinnen und Biker kennen und vermeiden.

​Ob Mountainbike, Rennrad oder Gravel – effektives Training ist der Schlüssel zum Erfolg im Radsport. Nicht nur „Newbies“, auch erfahrene Bikerinnen und Biker begehen oftmals die gleichen Fehler, die nicht nur den Trainingsfortschritt bremsen, sondern auch das Verletzungsrisiko erhöhen können. Wir haben die zehn häufigsten Trainingsfehler zusammengetragen und zeigen, wie sie sich vermeiden lassen, um die Leistung zu steigern und gesund zu bleiben.

Trainingsfehler können den Erfolg ausbremsen und das Verletzungsrisiko erhöhen. Wir verraten die zehn häufigsten Fehler.Foto: Georg GrieshaberTrainingsfehler können den Erfolg ausbremsen und das Verletzungsrisiko erhöhen. Wir verraten die zehn häufigsten Fehler.
​Wer diese Trainingsfehler vermeidet, optimiert nicht nur die Leistung sondern ist auch sicherer und gesünder auf dem Bike unterwegs. Wichtig: jeder Körper ist individuell. Was für den einen funktioniert, muss für den anderen nicht optimal sein. Nur wer verschiedene Trainingsmethoden ausprobiert, findet heraus, was für sich selbst am besten funktioniert. - David Voll, BIKE-Trainingsexperte

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Einseitiges Training führt selten zum Erfolg. Experten wissen: Auch die Fahrtechnik muss trainiert werden.Foto: Max FuchsEinseitiges Training führt selten zum Erfolg. Experten wissen: Auch die Fahrtechnik muss trainiert werden.

​1. Fehlende Diagnostik

Kein ambitioniertes Training ohne vorherigen Gesundheits-Check! Bevor Biker langfristig intensiv in die Pedale treten, sollten sie ihren Status Quo bestimmen und sich einer sportmedizinischen Untersuchung und Leistungsdiagnostik unterziehen lassen. Nur wer seine körperlichen Grenzen und individuellen Trainingsbereiche kennt, kann sich optimal belasten und gezielt trainieren. Eine gründliche Gesundheitsprüfung ist zudem die Basis für sicheres Training und Wettkampfteilnahmen.

2. Zwang statt Spaß und Motivation

Training unter Zwang ist kontraproduktiv. Biker, die sich selbst unter Druck setzen und mit Biegen und Brechen ihr Training abreißen wollen, stressen sich unnötig und erzielen schlechtere Ergebnisse. Radfahren soll in erster Linie Spaß machen. Denn Spaß erhöht die Motivation und führt zu besseren Trainingserfolgen. Außerdem ist man konzentrierter bei der Sache, was gerade beim Techniktraining das Sturzrisiko deutlich reduziert.

Training sollte sich nicht nach Zwang anfühlen. Sobald der Spaß auf dem Bike ausbleibt, ist Zeit für einen mentalen Neustart.Foto: Max FuchsTraining sollte sich nicht nach Zwang anfühlen. Sobald der Spaß auf dem Bike ausbleibt, ist Zeit für einen mentalen Neustart.

3. Krankheit und Regeneration ignorieren

Kein Training bei Krankheit oder Entzündungen im Körper! Beides kann im schlimmsten Fall zu einer Herzmuskelentzündung führen. Nach überstandener Erkältung heißt es erstmal „piano“ und sich locker wieder ans alte Niveau herantasten. Ein weiterer häufiger Fehler ist das Training trotz Erschöpfung. Weniger ist manchmal mehr. Die Regeneration zwischen den Trainingseinheiten ist essentiell. Getreu dem Motto: Der Muskel wächst in der Pause, nicht während der Belastung. Der Körper braucht Ruhetage, um das Training zu „verdauen“ und sich anzupassen. Biker sollten lernen, auf die Signale des Körpers zu achten. Im Zweifel lieber einen Tag mehr pausieren.

4. Mangelnde Struktur und falsche Intensität

Zielgerichtetes, strukturiertes Training ist der Schlüssel zum Erfolg. Oftmals trainieren Biker zu intensiv, zu schnell oder zu lange. Andere wiederum bleiben stets im gleichen Intensitätsbereich. Wer sich einen Trainingsplan mit unterschiedlichen Schwerpunkten oder Intensitätsbereichen erstellt, schafft mehr Verbindlichkeit und Motivation. Grundsätzlich sollten Biker während einer Trainingseinheit die Trainingsbereiche nicht ständig vermischen, sondern gezielt Schwerpunkte setzen. Auch gilt: je näher der Saisonhöhepunkt rückt, desto spezifischer sollte das Training sein (z. B. Techniktraining, Training in der Höhe). Ein ganzjähriges Krafttraining beugt zudem Dysbalancen vor und verbessert den Punch im Zielsprint oder kleinen Kuppen.

Es gibt nur ein Gas: Vollgas! Oder nicht? Biker sollten ihre Trainingsintensitäten im Blick behalten.Foto: Max FuchsEs gibt nur ein Gas: Vollgas! Oder nicht? Biker sollten ihre Trainingsintensitäten im Blick behalten.

5. Falsche Energieversorgung

Eine häufige Ursache für Leistungseinbrüche ist die unzureichende Energie- und Flüssigkeitszufuhr während des Trainings. Wichtig: Die Fette verbrennen im Feuer der Kohlenhydrate. Wer also stundenlang nüchtern trainiert, verstoffwechselt eher die eigene Muskulatur statt Fett. Zudem steigt die Gefahr von Unterzuckerung („Hungerast“), was zu Konzentrationsmangel und zum Trainingsabbruch führen kann. Heißhungerattacken nach dem Training? Auch ein Zeichen mangelhafter Energieversorgung während des Trainings. Wer beim Biken regelmäßig isst und trinkt vermeidet auch schwere Beine am Folgetag aufgrund angegriffener Energiespeicher.

6. Monotonie und fehlendes Techniktraining

Abwechslung ist nicht nur für die Motivation wichtig, sondern auch für den Trainingseffekt. Verschiedene Strecken, wechselndes Gelände und – wer die Möglichkeit hat – unterschiedliche Räder (Rennrad oder Gravel) bringen Farbe in den grauen Trainingsalltag. Gerade Mountainbiking erfordert spezielle Fähigkeiten in Koordination, Gleichgewicht und Kurventechnik. Regelmäßige Technikeinheiten verbessern die Skills und geben Sicherheit und Selbstvertrauen auf dem Trail.

Nahrung gibt uns Energie. Sportler sollten auf ihre Versorgung achten, um Ziele schneller zu erreichen.Foto: Max FuchsNahrung gibt uns Energie. Sportler sollten auf ihre Versorgung achten, um Ziele schneller zu erreichen.

7. Mangelnde Materialpflege und falsche Kleidung

Vor jeder Ausfahrt sollte zumindest eine kurze Kontrolle von Bremsen, Reifen und Kette durchgeführt werden, um böse Überraschungen zu vermeiden. Je nach Nutzungshäufigkeit und -intensität ist aber auch eine regelmäßige, intensivere Überprüfung und Materialpflege nötig. Denn ein Defekt oder verschlissenes Bauteil kann nicht nur das Training ruinieren, sondern auch gefährlich werden. Trotz aller Sorgfalt – eine Panne unterwegs kann immer passieren. Daher zählen Ersatzschlauch, Pumpe und Minitool zur Pflichtausrüstung auf Tour. Als Outdoor-Sportler sollten Biker grundsätzlich auch ein Auge auf den Wetterbericht werfen. Das gilt einerseits in Hinblick auf die passende Kleidung, da zu warme oder kalte Klamotten die Leistung und auch die Gesundheit beeinträchtigen können. Andererseits stellen spontane Unwetter ernsthafte Gefahren da.

8. Falsche Sitzposition

Eine fehlerhafte Sitzposition oder falsch eingestellte Cleats können nicht nur Schmerzen verursachen sondern auch die Leistung mindern. Die Investition in ein professionelles Bikefitting lohnt sich, da der Blick von „außen“ und bereits kleine Anpassungen Überlastungen verhindern und die Effizienz auf dem Bike steigern können. Besonders bei einem neuen Bike oder neuen Schuhen können bereits kleine Unterschiede in der Geometrie oder an der Einstellung große Auswirkungen haben.

Ein Bikefitting kann helfen Sitzprobleme zu eliminieren bevor sie zu Schmerzen führen und das Training ausbremsen.Foto: Georg GrieshaberEin Bikefitting kann helfen Sitzprobleme zu eliminieren bevor sie zu Schmerzen führen und das Training ausbremsen.

9. Alltagsstress unterschätzen

Viele Biker unterschätzen den Einfluss von Alltagsstress auf ihre Trainingsleistung. Stress im Beruf oder der Familie belastet nicht nur mental, sondern auch physisch. Beides beeinflusst das Immunsystem und damit die Gesundheit. An besonders stressigen Tagen ist es oft sinnvoller, eine lockere Ausfahrt zu machen und das Biken als Ausgleich zu nutzen. So lässt sich neue Kraft tanken, anstatt sich komplett „die Lichter auszuschießen“ und dann mit Infekt das Sofa zu hüten. Biker sollten deshalb auf den Körper hören und das Training flexibel an die Alltagssituation anpassen.

10. Fehlende Zielsetzung und Erfolgskontrolle

Ein oft vernachlässigter Aspekt ist die klare Zielsetzung und regelmäßige Erfolgskontrolle. Konkrete, messbare Ziele sind wichtig für die Motivation und das Training. Das können Leistungswerte, Streckenlängen oder Platzierungen bei Wettkämpfen sein. So lässt sich das Training bei Bedarf anpassen und die Gefahr von Misserfolgen wird reduziert. Hier kann ein Trainingstagebuch helfen, um die Entwicklung zu dokumentieren und aus Erfahrungen zu lernen.

Ihre Ziele sollten Radsportler immer im Blick behalten. Zum Sport gehört auch der souveräne Umgang mit Misserfolgen.Foto: Max FuchsIhre Ziele sollten Radsportler immer im Blick behalten. Zum Sport gehört auch der souveräne Umgang mit Misserfolgen.

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