Der Piz UmbrailEiner der Top-MTB-Trails der Alpen

Gitta Beimfohr

 · 13.12.2024

Zurücklehnen und durchklicken: Der Supertrail vom Piz Umbrail ist auch optisch eine Superlative.
Foto: Markus Greber / Skyshot.
Keinen Kilometer Luftlinie vom Stilfserjoch entfernt, aber einige Straßenkehren und 250 Meter tiefer, liegt der Umbrailpass. Darüber wartet der 3033 Meter hohe Piz Umbrail mit einem MTB-Trail auf, der es mit dem Goldseeweg locker aufnehmen kann. Nur, dass dieser Trail ohne Zeitenregelungen auskommt und tatsächlich an einem traumhaft schönen See vorbei führt.

Aber einen Nachteil hat der Umbrail-Trail dann doch: nämlich eine deutlich längere, beschwerlichere Schiebe- und Tragepassage bis zum Gipfel hinauf. Die ersten 1130 Höhenmeter von Sta. Maria im Val Müstair übernimmt der Shuttle, doch vom Zollhäuschen an der Grenze zu Italien geht’s direkt auf Trail los. Und gleich am ersten Wegschild erklärt eine kleine weiße Plakette die Regeln: „Rücksicht“ steht da. Dazu die ebenbürtig großen Symbole von Wanderer und Biker. So hält man es fast überall in Graubünden – und das Prinzip Trailsharing scheint zu funktionieren.

Rücksicht und Respekt machen in der Schweiz eine Zeitenregelung wie am Nachbar-Trail Goldseeweg unnötig.Foto: Markus Greber / SkyshotRücksicht und Respekt machen in der Schweiz eine Zeitenregelung wie am Nachbar-Trail Goldseeweg unnötig.


Um Konflikten schon von vorne herein aus dem Weg zu gehen, sollte man unbedingt vor 9 Uhr an der Passhöhe starten. Wir sind früh genug dran, haben also keinen Zeitdruck. Dafür zieht der Trail vor uns Prozente-mäßig bald ganz schön an. Knapp 300 Höhenmeter schaffen wir teils im Sattel, doch spätestens dort wo auch das Gras keinen Halt im bröseligen Gipfelaufbau des Piz Umbrail mehr findet, müssen wir die Bikes einen Felssteig hochwuchten. Bald nehmen wir sogar das Sicherungsseil in der Wand dankbar an, dabei ist es gar nicht so leicht, mit nur einer Hand das Bike auf der Schulter zu halten – und die Luft wird auf 3000 Meter Höhe natürlich auch spürbar dünner.

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Und los geht die Sause von 3033 Meter Höhe bis ins Val Müstair hinunter auf knapp 1400 Meter.Foto: Markus Greber / SkyshotUnd los geht die Sause von 3033 Meter Höhe bis ins Val Müstair hinunter auf knapp 1400 Meter.

Piz Umbrail: Serpentinen - von thrill bis chill

Gute Laune stellt sich erst wieder oben am Gipfel ein. Dort aber schlagartig, denn die Aussicht ist grandios: Das gesamte Ortlermassiv steht stramm und glänzt in der Sonne. Unser Trail will aber in die andere Richtung, ins Val Müstair zurück. Aber eilig hat er es nicht mit uns. In weiten Serpentinen startet er vom Gipfel los und schmeißt uns dabei noch jede Menge Geröll vor die Reifen. Viel Platz zum Wegrutschen lässt die ausgesetzte Wegtrasse aber auch nicht.

Nach 100 Tiefenmetern entspannt sich die Situation merklich, auch wenn der Weg steinig bleibt. Im Gegensatz zur wilden, blass-grauen Felskulisse hier oben rollt sich unser Pfad fast schon wie ein Samtband vor uns aus. Doch dann, viele Kehren und Stufen später, tut sich ein Blick vor uns auf, der wie ein Mentos-Bonbon auf der Zunge zergeht: Der Trail hält auf den Lai da Rims zu. Wie ein blaues Auge liegt der kleine Gebirgssee in seinem grasbewachsenen Plateau. Als Hotelbesitzer dürfte man den See fast als Infinity-Pool verkaufen, so knapp wie sein Wasser an der nächsten Geländestufe nippt. Allerdings würden die wenigsten Gäste wohl hineinspringen, denn auf knapp 2400 Meter Höhe können die Heizstrahlen der Sonne nicht wirklich viel ausrichten.

Nicht wirklich warm, aber wenigstens die Füße reinhalten kann man schaffen: der Lai da Rims.Foto: Markus Greber / SkyshotNicht wirklich warm, aber wenigstens die Füße reinhalten kann man schaffen: der Lai da Rims.

Und wie klettert der Trail von diesem Aussichtspool hinunter ins Tal? In eng untereinander gestaffelten Serpentinen. Ausgesetzt natürlich in diesem Steilhang und grob-geröllig. Auch wenn man hier am See häufiger auf Wanderer trifft, die interessiert zuschauen: Ein Sturz kann hier oben sehr schmerzhaft sein. Im Zweifel lieber schieben. Wäre ja auch schade um die verbleibenden knapp 800 Tiefenmeter Abfahrt, die naturgemäß immer flüssiger zu fahren sind. Vor allem als uns ab 2000 Meter Höhe wieder ein Wald unter seine Fittiche nimmt. Nahe der Alp Las Castras treffen wir kurz auf eine Schotterstraße, deren Kehren uns aber mit Trail-Abschneidern unterhält. Dann folgen wir dem Gebirgsbach erst auf der rechten Seite, wechseln die Ufer sobald der erste Trail-Abzweiger rübermacht. Ein Geheimtipp von Local und Trail-Bauer Fadri Cazin. So umfährt man das letzte Stück auf Schotter noch mal auf richtig launigen Waldkurven, bevor diese insgesamt 1600 Tiefenmeter-Abfahrt kurz vor Sta. Maria ein Ende nimmt.

Infos zum MTB-Trail am Piz Umbrail

Der MTB-Trail vom 3033 Meter Hohen Piz Umbrail ist anspruchsvoll. Gerade die ersten abschnitte direkt unterm Gipfel und die engen Serpentinen klettern vom Lai da Rims eine steile Geländestufe hinunter. Und das auf recht losem Untergrund. Da die Kehren auch noch ausgesetzt sind, besteht hier Absturzgefahr (S2-S3)!

E-MTB-Info

Die Energiebilanz zwischen E und nicht-E dürfte sich nicht viel nehmen. Ohne Motor schiebt oder trägt man fast den ganzen Aufstieg. Mit etwas technischem Geschick plus Motor kann man es dagegen bis zur ersten Tragepassage mit Sicherungsseil überwiegend im Sattel schaffen, ab hier muss man auch das E-MTB schultern. Der Teil zwischen den beiden Tragepassagen ist ziemlich steil und rutschig, hier kommt man allerdings mit Schiebehilfe ganz gut zurecht. Alternative mit „E“: Man kann sich den Shuttle von Santa Maria sparen und schon unten mit dem E-Bike starten. Dann sollte man aber früh loslegen und einen zweiten Akku einpacken.

Startpunkt

Die Tour startet auf dem 2501 Meter hohen Umbrail-Pass. Dorthin gelangt man aus dem Val Müstair am besten mit dem Postauto. Info: postauto.ch

Einkehr-Tipp

Hotel Restaurant Alpina: Das traditionell geführte Haus passiert man kurz nach Trail-Ende in Sta. Maria. Info: alpina-stamaria.ch

GPS-Daten zur Tour:

Empfohlener redaktioneller Inhalttouren.bike-magazin.de

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