Gitta Beimfohr
· 17.08.2024
Die Trentiner Stadt Rovereto liegt im Etschtal wie ein Verteiler für große Mehrtagesabenteuer. Gen Süden zieht sich der Riegel der 2259 Meter hohen Monti Lessini mit den beiden Gipfeln Monte Zugna und Cima Carega. „Kleine Dolomiten“ werden diese Berge auch genannt. Wegen ihrer skurrilen Felsnadeln, Steilwände, Schluchten – und ihrer nicht enden wollenden Steilanstiege. Doch seit es das E-MTB gibt, wagen sich immer mehr Biker in dieses immer noch recht einsame Revier. Kein Wunder, immerhin locken Aussichten bis weit in die Poebene und Abfahrten von bis zu 1700 Tiefenmetern Länge ins Vallagarina hinunter. Und zwar auf deutlich softeren Trails, als man sie vom Gardasee her kennt.
Der östlich an die Monti Lessini anschließende Monte Pasubio ist dagegen ein Klassiker der ersten Stunde. Auch wenn die berühmte „Strada delle 52 Gallerie“ mit ihren spektakulären Tunneln für Mountainbiker schon seit Jahrzehnten verboten ist, gibt es an diesem im Ersten Weltkrieg blutig umkämpften Felsgiganten immer noch drei volle Tagesetappen zu tun.
Die Frontlinie des Ersten Weltkriegs zog sich aber noch weiter gen Westen. Von Rovereto aus kann man den eher stillen Militärstraßen Richtung Gardasee folgen: 800 Höhenmeter klettern zum Monte Faé hinauf und passieren dabei alte Bunker und Schützengräben. Die Streckenplaner der BIKE Transalp nutzen diese Variante gern, um am Ende der Etappe über die grünen Almen der Agritur Maso Naranch in den letzten Abfahrts-Trail über Nago zum Zielbogen am Ufer des Gardasees hinunter zu führen.
Der Gardasee ist immer einen Trip wert. Aber es lohnt sich, selbst die Topokarte aufzuschlagen und das unbekanntere Hinterland nach spannenden neuen Routen abzuscannen. Vor allem, wenn die Trails so eine bewegende Historie haben, wie die am Pasubio und Monte Zugna. - Maxi Dickerhoff, Enduro-Spezialist und Tourenautor
Wissenswertes zum Revier Rovereto: visitrovereto.it
Weitere Touren mit GPS-Daten, Event-Termine, Camping- und Unterkunftsadressen, Öffnungszeiten der Hütten, Einkehrstationen und Bikeparks, sowie Akku-Lademöglichkeiten für alle Trentiner Touren-Destinationen unter: visittrentino.it
Die Zwei-Tagestour auf den Gipfel der Cima Carega (2259 m), mit Übernachtung im Rifugio Scalorbi, startet in Lizzana, südlich von Rovereto. dann gilt es, die 2320 rampenhaltigen Höhenmeter des ersten Tages in stetig schöner werdender Landschaft stoisch und möglichst Akku-schonend wegzukurbeln (Nachlade-Adressen: Rif. Sega di Ala nach 1100 hm oder Rif. Podestaria nach 1600 hm). Die Übernachtungshütte wartet oben auf der Alpe di Campobrun mit leckerer Polenta und ziemlich genau auf der ehemaligen Frontlinie. Doch das Highlight der Tour folgt an Tag 2: allein 25 Kilometer Singletrail durch die Südflanken der Cima Carega!
GPS-Daten: www.trails.de,
Hütteninfo: rifugioscalorbi.it
Von Rovereto zum Passo Coe und die Sette Croci 1900 hm nur bergauf, danach reiht sich ein Highlight ans nächste: Rifugio Papa, Strada degli Eroi, Pian delle Fugazze, die Hängebrücke bei Avis, Prachtpanoramen und Kriegsdenkmäler am Monte Novegno, Supertrail am Passo Campedello und am letzten Tag die langen Trails am Dosso del Sommo und vom Monte Finonchio hinunter.
Der Gardasee hat ein wirklich spannendes Hinterland: Diese vier Tagestour startet in Torbole und zäumt den Monte Bald von hinten auf, also durchs Val del Rii über den Monte Varagna und den Passo Cerbiolo bis Kamm des Monte Baldo hinauf. In Torri del Benaco geht's mit der Fähre ans Westufer und von Toscolano über den Monte Caplone und Tremalzo zurück nach Torbole.