Ines Thoma
· 29.03.2023
Bike-Promi-Paar Ines Thoma und Max Schumann erkundeten die Toskana für ein Buchprojekt. Ihr Ziel: die besten Trails finden. Und sie fanden. Hier verraten sie ihre Top-5-Trails – von leicht bis schwer.
Und hier gibt’s noch ein Kurzinterview mit Ines Schumann mit Trail-Empfehlungen.
Der Panorama-Downhill garantiert Meeresblick, Stunts und jede Menge Baller-Passagen. Explosiv – ein Must-do für Freerider.
In der Provinz Massa-Carrara verstecken sich wenig befahrene Trails der Extraklasse. Es ist vielleicht der Spot der Toskana, den die wenigsten Biker auf dem Radar haben. Direkt oberhalb der Stadt von Massa-Carrara gibt es zwei Trail-Gebiete, die viel Flow bieten. Für Gravity-Piloten hält die Region aber noch ein ganz besonderes Highlight bereit: den Folgorito-Downhill. Er folgt über 800 Tiefenmeter einem alten Militärweg aus dem Zweiten Weltkrieg.
Der Folgorito-Trail stammt aus dem Krieg, doch zwei Downhill-besessene Brüder haben ihn zur Downhill-Strecke umgebaut – super! Der Trail startet an einem einsamen Berggipfel mit 360-Grad-Panorama. Eins vorweg: Wer alle Features „mitnehmen“ will, braucht Airtime-Erfahrung. Denn die Sprünge sind oft fett und anspruchsvoll (können aber umfahren werden). Erst später wird die Abfahrt zum Flow-Trail, dann zum schnellen Karrenweg, führt über das vielleicht größte Steinfeld der Toskana, um sich schließlich in einen technisch anspruchsvollen Pfad zu verwandeln, der sich durch den Wald schlängelt. Kurzum: ein wilder Action-Mix für viel Fahrspaß. Schöne Aussichtspunkte gibt es obendrein. Wer die Abfahrt vom Folgorito mit einer längeren Tour verbinden möchte, der startet von Massa und fährt über Belvedere (Tour 2 in unserem Buch) und nimmt dort eventuell noch ein bis zwei Trails mit. Shuttle-Anbieter gibt es hier leider keine, doch bis Belvedere kann man mit dem Auto selbst shuttlen.
PLUS
MINUS
800 Tiefenmeter Downhill-Spaß mit viel Abwechslung, Meerblick, Bergpanorama und amtlichen Sprüngen. Spannend für alle Gravity-Biker und unsere Nummer 1 in der Toskana.
Die GPS-Daten für den Folgorito-Trail finden Sie hier.
Im Hinterland der Kulturstadt Florenz winden sich Trails in dichten und einsamen Wäldern – Jacopos Werk, mit Liebe gepflegt und nach Belieben kombinierbar.
Legale,gut gebaute Bike-Trails im Nirgendwo ohne Menschenmassen – wo gibt’s denn so was? Genau hier: Im Waldgebiet von Rincine wartet ein Trail-Paradies, das garantieren wir!
Trail-Bauer Jacopo ist ein Meister des Flows und weiß wie kaum ein anderer mit dem Gelände zu spielen. Seine liebevoll angelegten Strecken sind extrem abwechslungsreich zu fahren und werden jedem Biker ein Grinsen aufs Gesicht zaubern. Der erste Teil der Abfahrt (vom Gipfel des Monte Massicaia) folgt jedoch erst mal alten Wegen und ist daher etwas wilder, steiler und rauer, bis es in der zweiten Hälfte wieder zurück auf Jacopos handgebaute Strecken geht. Hier erwarten die Befahrer genial gebaute Trails, echte Enduro-Strecken, aber nicht technisch-verblockt und ohne Stolperfallen. Daher sind sie für Biker aller Könnensstufen ein Erlebnis.
Die beschriebene Runde verknüpft einige Highlights, doch die Tour kann beliebig erweitert werden. Man kann sie treten oder sich shuttlen lassen. Wir sagen: ein Shuttle-Tag mit „Freeride Firenze“ lohnt, um mit den Locals das ganze Gebiet kennenzulernen. Denn das Gelände in Rincine steckt voller Trails, alle sind gut ausgeschildert und auf der Trail-Karte verzeichnet – viele Extrarunden sind möglich. Kombinationen auch, denn die Runde kreuzt immer wieder die Auffahrtsstraße. So kann man nach jedem Trail aussteigen und beliebig wieder einsteigen. Übrigens: Eine Autostunde entfernt befindet sich der kleine Bikepark „Bike Gym“ mit 350 Höhenmetern.
PLUS
MINUS
Genial gebaute Trails, echte Enduro-Strecken, doch nicht hakelig, sondern mit viel Flow und daher für Biker aller Könnens-Stufen ein Erlebnis. Jacopos Trails belegen in unserem Ranking Platz 2.
Vom Monte Arsenti in Massa Marittima führen einige Trails ins Tal, doch der Bonatto-Trail macht am meisten Spaß, weil sooo flowig! Ab durch’s Gemüse!
Am Monte Arsenti haben die Trailbrothers von Massa Marittima ein wahres Trail-Paradies geschaffen. Hier schlängeln sich Abfahrten mit unterschiedlichem Charakter, Steilheit und Schwierigkeitsgrad, noch dazu winden sich die Abfahrten auf beiden Seiten des 536 Meter hohen Berges hinab. Sich dabei auf Highlight-Tour festzulegen, ist gar nicht so einfach. Aber auch nicht so wichtig, denn alle Trails sind gut.
Der Bonatto-Trail ist nur einer von vielen Trails hier, doch definitiv ein Must-do für Flow-Fetischisten. Die Zehn-Minuten-Abfahrt windet sich durch dichtes Gestrüpp. Zu Beginn gilt es, Tempo auf den eher flachen Passagen zu konservieren. Mit der richtigen Linienwahl und offenen Bremsen nimmt man wegen der harten Erde aber schnell Fahrt auf. Der Singletrail fordert volle Aufmerksamkeit und eine vorausschauende Fahrweise. Wer nicht bei der Sache ist, verlenkt sich und hakt schnell mal mit dem Lenker in einem der Bäume ein. Immer wieder quert der Trail eine Straße.
Später nimmt das Tempo zu, und Steinfelder erfordern entschlossenes Draufhalten, will man den Vordermann nicht aus den Augen verlieren. Auf dieser zweiten Passage machte uns der Trail am meisten Spaß, weil so schnell und flowig. Je häufiger man den Trail fährt, umso mehr Spaß macht er – und umso mehr fährt man sich in den Flow-Rausch. Top: Wer genug vom Bonatto hat, kann auf einen der anderen Trails ausweichen – die liegen nur einen Steinwurf entfernt.
PLUS
MINUS
Leichter Singletrail für Flow-Jäger, Einsteiger und Fortgeschrittene, die sich gerne mit ihren Kumpels speedbattlen. Stunts und schwere techA nische Passagen gibt es hier nicht.
Vom Monte Pisano im Hinterland von Pisa kurven technische Trails ins Tal. Die Landschaft ist surreal, denn ein Waldbrand hat die Bäume abgefackelt. Der Calci-Trail ist die Meister-Abfahrt.
Wer echte Flowtrails sucht, von den Trailbuildern ständig gepflegt und ausgekehrt, ist in Calci an der falschen Adresse. Die italienische Bike-Szene nennt die Calci-Trails seltsamerweise „Calci-Flow“, doch das muss ironisch gemeint sein. Denn die Trails sind steinig, rau und grob.
Mit knapp über 900 Metern ragt der Monte Serra am höchsten aus der Pisaner Bergkette in den meist stahlblauen Toskana-Himmel – da kann man reichlich Tiefenmeter sammeln. Wermutstropfen: Einen Shuttle-Service gibt es nicht, hochkurbeln muss jeder selbst. Vom Ort aus geht es eng verzweigt, doch recht malerisch durch die Olivenhaine nach oben, und schon bald eröffnet sich ein grandioser Blick über Pisa bis nach Livorno ans Meer. Auf der Straße angelangt, folgt man nun einer angenehmen Steigung bis zum Gipfel, wo der Trail startet. Er bietet bereits einiges an Action – die Sprünge unbedingt vorher ansehen! Und Vorsicht: Nach Regenfällen kann der Trail tiefe Rinnen aufweisen und dadurch technisch sehr anspruchsvoll werden.
Weiter geht’s dann durch eine Landschaft, die ein Waldbrand vor Jahren abgefackelt hat. Wir rauschen durch die verkohlten Baumstämme, die wie schwarze Mikadostäbe in den Himmel ragen – surreal! Wer jetzt noch nicht genug hat, kann nach der Abfahrt einige Extraschleifen drehen: Im unteren Teil der ersten Abfahrt gibt es weitere Enduro-Trails. Und parallel zur letzten Abfahrt „Calcifer“ kann man in den anspruchsvolleren Macine-Trail biegen.
PLUS
MINUS
Spaßige Singletrail-Action mit Panorama. Felsige, anspruchsvolle Trails, die zwar hin und wieder gepflegt werden, aber nicht immer gut in Schuss sind. Einen Shuttle-Service gibt es nicht.
Der Bikepark Amiata hat abwechslungsreiche Abfahrten im Angebot, verteilt auf 320 Höhenmeter – Bike-Action und der vielleicht langsamste Lift der Welt.
Im Bikepark Amiata schlängeln sich vier Hauptstrecken vom Berg. Zwar liegt der Bikepark etwas abgelegen, doch wir sagen: Ein Besuch lohnt!
Mit dem vielleicht langsamsten Sessellift Italiens oder gar der Welt schwebt man durch die Baumwipfel der großen Buchen. Der Lift ist lahm, doch macht nix, denn einige der Trails verlaufen direkt unterm Lift. Da gibt’s ne Menge zu gucken, und man kann die Sprünge auschecken und sich mental auf die Abfahrt einstellen. Es gibt schwarze, blaue und grüne Strecken – da ist für jeden Trailbiker etwas dabei. Ein einziger Tag ist fast zu kurz, um alles auszutesten und sich an die technischen Felsen, Sprünge und Drops heranzutasten.
Bikepark-Ausrüstung ist obligatorisch und ein Bike mit viel Federweg sinnvoll. Unser Strecken-Favorit ist vermutlich die gute Grüne, „8volante“. Sie kurvt flowig und abwechslungsreich durchs Gelände. Stunt-Freerider wählen eher den „Red Jack“, denn hier gibt es teils große Sprünge mit viel Airtime. Gut: Die Strecken lassen sich gut kombinieren, denn alle Abfahrten liegen nahe nebeneinander.
PLUS
MINUS
Der kleine 320-Höhenmeter-Bikepark Amiata bietet vielseitige und gut gebaute Strecken. Zur Einschätzung: Der Bikepark liegt etwas über dem Niveau vom Bikepark Osternohe.
Die ehemaligen Enduro-World. Series-Racer Ines Thoma und Max Schumann geben in ihrem Buch Toskana Trails ihr geballtes Toskana-Wissen weiter. Sie verraten Geheim-Tipps, nennen Trail-Touren und geben Tipps. Preis: 34,90 Euro mit GPS-Daten zum Download und Übersichtskarten der Region.
Ines Thoma und Max Schumann, die ehemaligen Racer in der Enduro World Series (EWS), geben in ihrem Buch Toskana Trails ihr geballtes Toskana-Wissen weiter. Sie verraten Geheim-Tipps, nennen Trail-Touren und geben Tipps. Preis: 34,90 Euro mit GPS-Daten zum Download und Übersichtskarten der Region.
Entweder fährt Ines Thoma Enduro-Rennen oder sie jagt Super-Trails. Hier nimmt sie sich kurz Zeit für unsere Fragen.
FREERIDE: Ines, wenn du nur einen Lieblings-Trail in der Toskana nennen dürftest – welchen?
Ines Thoma: Puh, vermutlich würde ich den Bonatto-Trail (im Buch Toskana Trails auf S. 118, d. Red.) in Massa Marittima wählen: schnell, flowig, lang. Hier gibt es aber noch viele andere Trails, die man kombinieren kann. Zudem ist die Gegend vielseitig, und der Vibe stimmt.
Warum ist die Toskana so beliebt bei uns Bikern?
Weil hier alles passt: Kultur, Geschichte, Landschaft, Klima und gutes Essen. Und natürlich jede Menge Trails.
Punta Ala kommt in eurer Auswahl nicht vor, warum?
Punta Ala wird sehr gehypt wegen der EWS. Die ehemaligen EWS-Trails waren zwar mal gut gepflegt, sind es aber schon lange nicht mehr. Also nix für Flow-Fans. Zudem ist es hier oft überlaufen, andere Gegenden lohnen mehr.
Ich hab nur eine Woche Zeit – wo muss ich hin?
Ich würde Massa Marittima mit Amiata verbinden. Damit liegst du richtig! Frühling und Herbst sind die besten Reisezeiten – im Sommer ist es zu heiß.
Elba gilt als Bike-Paradies und gehört zur Toskana, warum wird die Insel im Buch nicht berücksichtigt?
Ja, leider. Ich war zwar schon auf Elba, doch leider nicht lange genug, um die besten Trails zu nennen. Wir haben uns aufs Festland konzentriert. Vielleicht wird Elba unser nächstes Projekt.
Keine Lust, selbst zu suchen? Die Plattform Bucketride.de bietet Toskana-Trips an. Auch Roadtrips für Mountainbiker mit Campervans. Angesteuert werden (wie könnte es anders sein?) die Supertrails der Region, auch der neue Spot „Tuscany Coast Park“, 20 Autominuten von Piombino entfernt. Hier gibt es auf 500 Höhenmetern gebaute Trails mit Hips, Tables, Doubles und Step-ups.